Stahlbranche

Auf die richtigen Stahlbarone setzen

10.02.10 13:30 Uhr

Der Stahlkonsum in Asiens Schwellenländern steigt, in Industrieländern ist ein Aufschwung nicht in Sicht. Mit welchen Aktien Anleger am meisten profitieren können.

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Aktien

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Indizes

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194,1 PKT 0,9 PKT 0,49%

520,3 PKT -0,2 PKT -0,03%

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PKT PKT

11.161,4 PKT 26,7 PKT 0,24%

27.219,3 PKT -47,0 PKT -0,17%

8.240,3 PKT 17,6 PKT 0,21%

4.243,3 PKT -1,4 PKT -0,03%

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Lakshmi Mittals Geduld mit Indiens Bürokraten war offensichtlich erschöpft. Das Land sei unfähig, große Projekte umzusetzen, wetterte der Chef des weltweit größten Stahlkonzerns ArcelorMittal vor wenigen Wochen auf einem Treffen der indischen Regierung mit der Unternehmerelite des Landes. Mittal hat durch eine Serie erfolgreicher Übernahmen mit Arcelor­Mittal den größten und ersten global aufgestellten Stahlkonzern der Welt aufgebaut. Mit einem geschätzen Vermögen von 32 Milliarden Dollar gehört der im indischen Rajastan geborene Stahlbaron heute zu den reichsten Menschen der Welt. In Indien allerdings kommt Mittal, der mit seiner Familie in London lebt und dort über beste Verbindungen in die Finanzwelt verfügt, mit seinen Projekten kaum voran. Seit fünf Jahren versucht der Multimilliardär nun schon, in den armen indischen Bundesstaaten Orissa und Jharkan 20 Milliarden Dollar für den Bau von zwei Stahlwerken zu investieren – bislang vergeblich. Und das, obwohl der Subkontinent mit seinen 1,2 Milliarden Menschen seit Jahren mit starkem Wirtschaftswachstum glänzt und auch die globale Wirtschaftskrise gut gemeistert hat.

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Chinas und Indiens Stahlverbrauch bleibt auch in diesem Jahr der wesentliche Treiber der globalen Stahlnachfrage. Von dem zweistelligen Rückgang des Stahlverbrauchs im Krisenjahr 2009, der nach Schätzung der US-Bank Goldman Sachs neben den Industrieländern auch die großen Schwellenländer Brasilien und Russ­land stark getroffen hat, blieben Indien und China verschont.

Chinas Konjunkturprogramme, die den Inlandskonsum anschieben sollen, trieben den Stahlverbrauch 2009 um 15 Prozent auf 490 Millionen Tonnen. Das entsprach gut 43 Prozent der globalen Nachfrage. 2010 und 2011 soll der Verbrauch im Reich der Mitte mit dem gleichen Tempo zulegen. Auch Indien wird seinen Stahlkonsum in diesem und im nächsten Jahr um jeweils zehn Prozent stark steigern. Allerdings spielt das Land trotz der vergleichbar großen Bevölkerung mit einem Bedarf von rund 56 Millionen Tonnen in einer anderen Liga als China.

Zur Einordnung: Während Indiens Stahlverbrauch auch in der Branchenkrise 2009 um sieben Prozent zulegte, brach der Verbrauch in Deutschland um 26 Prozent auf 31 Millionen Tonnen dramatisch ein. Für das laufende Jahr erwarten die Experten von Goldman Sachs für Europa und die USA mit 30 Prozent Nachfrageplus eine deutliche Erholung. Damit werden jedoch nur die starken Abstürze im Krisenjahr kompensiert. Das ist der wesentliche Unterschied zum stabilen Aufwärts­trend in den beiden Schwellenländern­ und wichtig für die Einschätzung­ der Perspektiven auf dem Weltmarkt.

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Worauf sich die Stahlbarone im Jahr nach der Krise einstellen, wurde in den vergangenen Wochen deutlich. ArcelorMittal und Posco aus Südkorea bereiten sich auf ein langfristig stabiles Wachstum in den Schwellenländern vor und bauen ihre Indien-Investments trotz jahrelanger Verzögerungen mit weiteren Werken und einem Investitionsvolumen von 14 Milliarden Dollar aus. Während die Autobranche als wichtiger Abnehmer der Stahlkonzerne in Indien und China weiter mit starkem Wachstum rechnet, muss sie in Europa die Folgen der ausgelaufenen Abwrackprämie wegstecken. Im Januar fielen die Neuzulassungen in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung.

Die starke Stahlnachfrage in den Schwellenländern wird sich im laufenden Jahr jedoch auch positiv für die Industrieländer auswirken. „China wird trotz seines hohen Anteils an der globalen Stahlproduktion ein Nettoimporteur bleiben. Deshalb werden auch die Stahlpreise in Eu­ropa steigen“, sagt Goldman-Sachs-Analyst Peter Mallin Jones.


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Allerdings müssen die Stahlkocher auch die höheren Preise für die wichtigen Rohstoffe Kokskohle und Eisenerz an die Kunden weitergeben. Gisbert Rühl, Vorstandschef bei Klöckner & Co. (KlöCo), dem größten börsennotierten Stahlhändler in Europa, bleibt deshalb vorsichtig: „Wir sehen eine Erholung, aber noch keinen Aufschwung.“ Das Wachstum der Stahlbranche wird in Europa vom Lagerzyklus getrieben. „Die Bestände in der gesamten Wertschöpfungskette sind auf einem extrem niedrigen Stand und müssen aufgefüllt werden“, so Rühl. Mit Blick auf ein ausgeglichenes operatives Ergebnis im zweiten Halbjahr 2009 sei man jetzt „zuversichtlicher als noch im November“. Das gelte ohne die sig­nifikante Reduktion einer Kartellstrafe von 169 auf 23,5 Millionen Euro für 2009, die Klöckner im Januar erreicht hatte. Die Zahlen zum Geschäftsjahr gibt es auf der Bilanzpressekonferenz am 9. März.

Gerettet hat sich die Branche im Krisenjahr 2009 mit einem radikalen Abbau der Lagerbestände. Der Stahlriese ThyssenKrupp, den die Krise besonders stark getroffen hat, reduzierte sein Umlaufvermögen im abgelaufenen Geschäftsjahr (30.09.) um 3,7 Milliarden Euro, 1,2 Milliarden mehr als ursprünglich geplant. Dennoch schlitterte ThyssenKrupp mit 2,4 Milliarden Euro Rekordverlust tief in die roten Zahlen. Einem massiven Stellenabbau folgte der Umbau der Vorstandsetage und der Verkauf von Sparten, der weiter fortgesetzt wird. Immerhin wird für das erste Quartal ein operativer Gewinn in dreistelliger Millionenhöhe in Aussicht gestellt.

Auch Stahlhändler KlöCo kürzte sein Umlaufvermögen seit Krisenbeginn um eine Milliarde auf 700 Millionen Euro. Bis September lag der operative Cashflow bei 541 nach 32 Millionen im Vorjahr. Damit bleibt mehr Geld fürs Tagesgeschäft. Allerdings hat sich auch die Effizienz verbessert. Vor der Krise lag das Verhältnis zwischen Umlaufvermögen und Umsatz zwischen 21 und 27 Prozent. Aktuell sind es 15. „Wir gehen davon aus, dass wir das Verhältnis unter 20 Prozent halten können“, sagt Rühl. Mit einer Kapitalerhöhung und Anleihen hat KlöCo finanziell aufgetankt und mit Becker den bisher größten Kauf gewagt. Das Unternehmen mit einem Umsatz von 600 Millionen Euro soll KlöCo höhere und stabile Margen bringen.

Das komplette Interview mit dem Klöckner & Co-Chef Gisbert Rühl lesen Sie hier.

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Investor-Info

ArcelorMittal Strategisch gut positioniert

Die weltweite Nummer 1 ist im Vergleich zur Konkurrenz global am besten aufgestellt und verkauft den meisten Stahl kurzfristig über den Spotmarkt. Damit profitiert ­ArcelorMittal schnell von steigenden Preisen. Eigene ­Minen für Kokskohle und Eisenerz verringern die Abhängigkeit bei steigenden Rohstoffpreisen. UBS sieht für 2010 knapp 60 Prozent mehr Gewinn. Kaufen.

Klöckner & Co Lukrative Zukäufe

Nach Schätzungen von JP Morgan verfügt Klöckner & Co über knapp 620 Millionen Euro Cash für Zukäufe. Wegen der weiter schwierigen Finanzierung des Geschäfts für nicht börsennotierte Stahlhändler hofft Klöckner auf gute Gelegenheiten in den USA und Europa. Becker und Bläsi wurden günstig eingekauft. Für 2010 erwartet JP Morgan mit 72 Millionen Euro Nettogewinn die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Aussichtsreich.

ThyssenKrupp Wette auf erfolgreiche Sanierung

Auf den 2,2 Milliarden Euro Rekordgewinn für 2007/08 folgte im jüngsten Geschäftsjahr (30.9.) mit einem Verlust von 1,9 Milliarden Euro der Negativrekord. Zu den Belastungen aus der Branchenkrise addierten sich unerwartet hohe Kosten für Stahlwerke in Brasilien und Amerika. Nach harter Sa­nierung stellt ThyssenKrupp fürs erste Quartal einen operativen Gewinn in Aussicht. Die Zahlen gibt es Freitag. Nur für Risikofreudige.

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Analysen zu thyssenkrupp AG

DatumRatingAnalyst
11.04.2025thyssenkrupp HoldDeutsche Bank AG
13.03.2025thyssenkrupp NeutralJP Morgan Chase & Co.
26.02.2025thyssenkrupp HaltenDZ BANK
25.02.2025thyssenkrupp BuyBaader Bank
13.02.2025thyssenkrupp KaufenDZ BANK
DatumRatingAnalyst
25.02.2025thyssenkrupp BuyBaader Bank
13.02.2025thyssenkrupp KaufenDZ BANK
13.02.2025thyssenkrupp BuyBaader Bank
26.11.2024thyssenkrupp BuyBaader Bank
19.11.2024thyssenkrupp BuyBaader Bank
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11.04.2025thyssenkrupp HoldDeutsche Bank AG
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06.12.2024thyssenkrupp NeutralJP Morgan Chase & Co.
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25.11.2024thyssenkrupp UnderweightBarclays Capital
19.11.2024thyssenkrupp UnderweightBarclays Capital
26.07.2024thyssenkrupp UnderweightBarclays Capital
04.07.2024thyssenkrupp UnderweightBarclays Capital
19.04.2024thyssenkrupp UnderweightBarclays Capital

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