Stadtwerkeverband VKU warnt Politik vor Gas-Ausstieg für Klimaschutz

23.01.17 14:32 Uhr

   Von Christian Grimm

   BERLIN (Dow Jones)--Am Vortag des großen Branchentreffens der Energiewirtschaft haben die deutschen Stadtwerke die Bundesregierung vor dem Ausstieg aus dem Energieträger Gas gewarnt. "Gas ist auch unter klimaschutzpolitischen Standpunkten der beste Rohstoff. Außerdem haben wir ein hocheffizientes und sicheres Gasnetz", sagte die Chefin des Stadtwerkeverbandes VKU, Katherina Reiche, am Montag in Berlin.

   Die Energieversorger in städtischer Hand sind immer noch aufgeschreckt von der Diskussion um den nationalen Klimaschutzplan, der in einer ursprünglichen Fassung ab 2030 den Einbau von Gasheizungen in Gebäude verbieten wollte. Laut VKU wird heute jeder zweite Haushalt in Deutschland mit Gas beheizt.

   Die Stadtwerke wollen sich ihr Geschäft nicht von der Politik kaputt machen lassen und setzen darauf, dass auch bis zu Jahrhundertmitte der Rohstoff an der Energieerzeugung seinen Anteil von heute 20 Prozent wird behaupten können. Dazu soll das Geschäft mit der Speicherung von Strom aufgebaut werden. Denn der von Windrädern und Solaranlagen produzierte Ökostrom ist im Netz nicht speicherbar, kann aber durch Elektrolyse in Gas umgewandelt und somit gespeichert werden. Anschließend kann bei Bedarf das Gas verbrannt werden und dann wieder Strom erzeugt werden.

   Reiche beklagte, dass derzeit in Teilen der Bundesregierung ausschließlich auf Wind- und Sonnenkraft gesetzt werde, um die Energiewende voranzubringen. Dabei zeigten sich schon heute die Probleme im System durch hohe Kosten für die Abriegelung von Windrädern (Redispatch) und den Export deutschen Stroms zu niedrigen Preisen in das Ausland. "Ist es wirklich schlau, so weiterzumachen", fragte die VKU-Chefin rhetorisch.

   Nach ihrer Ansicht müssten die Stromnetze in den deutschen Städten massiv verstärkt werden, sollte künftig auf Gas zur Heizung von Gebäuden und zur Aufbereitung von Warmwasser verzichtet werden. Die Kosten für die Verstärkung der Netze seien aber extrem hoch. Das gut ausgebaute Gasnetz "ist daher ein Schatz unter der Erde", meinte Reiche.

   Deutschland hat sich unter dem Stichwort Dekarbonisierung zum Ziel gesetzt, bis 2050 weitgehend aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas auszusteigen, um die Erderwärmung zu begrenzen. Die Bundesrepublik hat beim Klimaschutz deutlich ambitioniertere Ziele als anderer Industrieländer. Ab Dienstag trifft sich die Energiebranche auf der Handelsblatt Energietagung in Berlin.

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