Solarbranche

Weniger Förderung: Sind Solaraktien noch ein gutes Investment?

24.02.10 12:55 Uhr

Die Kürzung der Solarförderung ist beschlossen. Als Reaktion stürzten viele Branchenaktien ab. Trotzdem gibt es noch Solarfirmen mit Gewinnchancen. Finanzen.net stellt sie vor.

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von Daniela Meyer, Euro am Sonntag

Nach der Entscheidung der schwarz-gelben Koalition, die Solarförderung drastisch zu kürzen, herrscht weiter große Anspannung in der Branche. Als Reaktion brachen weltweit die Aktien der Solarunternehmen ein. Sogar die Papiere des amerikanischen Branchenprimus First Solar fielen um 6,46 Prozent.

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Besonders hart getroffen wurden die Aktien der deutschen Solarfirmen. Phoenix Solar fiel gestern um 3,2 Prozent auf 29,14 Euro und heute seit Handelsbeginn weiter auf 29,04 Euro. Centrotherm sackte sogar um 5,7 Prozent auf 33,82 Euro und aktuell nochmals um 2,14 Prozent auf 33,10 Euro ab.

Ebenso betroffen waren die Aktien von S.A.G. Solarstrom (-3,55 Prozent) und Payom Solar (-2,35 Prozent). Ins Plus schafften es derweil wieder die Aktien von Conergy (+2,64 Prozent), Solarworld (+0,96 Prozent) und Centrosolar (+0,84 Prozent).

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Die Förderung neuer Solaranlagen soll auf Dächern einen Monat später als zunächst beabsichtigt vom 1. Juli an um 16 Prozent gekürzt werden. Auf Ackerflächen wird sie derweil komplett eingestellt. Der Solarverband BSW glaubt als Folge der Kürzungen an "eine Insolvenzwelle" und den Verlust tausender Arbeitsplätze.

Der Vizevorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Ulrich Kelber, rechnet nach einem kurzen Nachfrage-Boom bei Solaranlagen mit der Förderkürzung zum 1. Juli und dann noch einmal zum 1. Januar 2011 mit einem "totalen Zusammenbruch" des Marktes. "Diese lange Pause werden Handwerker und kleine Hersteller nicht überleben", sagte Kelber der dpa. "Tausende Arbeitsplätze sind in Gefahr."

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Nicht überall werden die anstehenden Förderungskürzungen derweil so schwarz gesehen. Euro am Sonntag Online sprach zu dem Thema mit Karsten von Blumenthal, Analyst bei SES Research in Hamburg.

Euro am Sonntag Online: Die Solarförderung für Ackerflächen soll nach der Entscheidung der Bundesregierung ganz eigestellt werden. Ist das nicht eine Katastrophe für die deutsche Solarbranche?
Karsten von Blumenthal: Der deutsche Solarmarkt ist zu 80 Prozent auf Dächer spezialisiert. Die geringen Einspeisetarife bei Freiflächen sind also nicht ganz so dramatisch, da weniger Firmen betroffen sind.

Welche Unternehmen treffen die Kürzungen denn dann überhaupt?
Die aktuellen Kürzungen betreffen vor allem große Solarprojektierer, die viele Freiflächenanlagen bauen, wie z.B. Phoenix Solar oder Q-Cells.

Was bedeutet das für diese Firmen?
Der Druck auf die Unternehmen effizienter zu werden und Kosten zu senken wird sicherlich noch deutlich steigen. Ich erwarte einen Selektionsprozess.

Heißt das, es wird tatsächlich eine große Pleitewelle geben?
Die deutschen Unternehmen müssen nun stärker in anderen Märkten wachsen, internationaler werden. Die meisten von ihnen sind bereits im Ausland tätig und werden diese Aktivitäten nun weiter ausbauen.

Welche ausländischen Märkte sind denn besonders interessant?
In Europa sind vor allem Frankreich und Italien interessante Märkte, da sowohl Sonneneinstrahlung als auch Einspeisevergütungen hoch sind. Außerhalb Europas hat vor allem der us-amerikanische Markt großes Potential.

Gibt es auch Solarunternehmen, die von der Entwicklung profitieren könnten?
Solarunternehmen wie SolarWorld, Centrosolar oder S.A.G. Solarstrom sind stark im Kleindachgeschäft engagiert und sollten trotz der anstehenden Kürzungen um immerhin 16 Prozent bei der Förderung neuer Solaranlagen auf Dächern, auch weiterhin ordentliche Geschäfte machen.

Lohnt sich insgesamt ein Investment in Solarwerte noch?
Die Renditen für Investoren werden natürlich in der Zukunft nicht mehr so attraktiv sein. Ganz allgemein sehe ich die Solarindustrie auch wegen der hohen Überkapazität nicht mehr als starken Investmentwert. Es gibt allerdings noch ausgewählte Werte, in die sich ein Investment nach wie vor lohnt. Vor allem Solarprojektierer, die nicht direkt in der Produktion engagiert sind und eine attraktive Auslandsprojektpipeline haben, wie z.B. Payom Solar, S.A.G. Solarstrom oder Colexon, bleiben interessant.

Halten Sie die Kürzungen trotz aller Schwierigkeiten für gerechtfertigt?
Bei der Höhe der Kürzungen ist es klar, dass die Solarindustrie stark getroffen wird. Fünf bis zehn Prozent wären noch akzeptabel gewesen, aber 15 bis 16 Prozent sind eindeutig zu viel in der Kürze der Zeit - zumal schon zu Jahresbeginn um ca. zehn Prozent gekürzt wurde. Kein Unternehmen dürfte in der Lage sein, innerhalb eines Jahres die Kosten um 25 Prozent runterschrauben.

Was sind die Folgen dieser politischen Entscheidung?
Einerseits findet jetzt eine natürliche Selektion statt, andererseits fördert man so natürlich indirekt auch viele chinesische Konkurrenzunternehmen, die kosteneffizienter produzieren können. Für deutsche Unternehmen bedeutet das, dass sie ebenfalls möglichst schnell ihre Kosten senken müssen, um konkurrenzfähig zu werden oder zu bleiben.

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