Lufthansa sieht sich nach 3. Quartal im Aufwind - Aktie nach Achterbahnfahrt mit Verlust
Die Lufthansa verspürt Rückenwind. An der im Oktober überraschend erhöhten Prognose hält Deutschlands größte Airline fest.
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Man habe die Kosten im Griff, und auch der niedrige Kerosinpreis spiele dem DAX-Konzern in die Karten. Doch an den Airlines weltweit belastenden geopolitischen Unsicherheiten hat sich noch nichts geändert. Hinzu kommen hausgemachte Probleme. Bei der Low-Cost-Tochter Eurowings hatte die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo in der Vorwoche gestreikt. Und ausgerechnet am Tag der Quartalsvorlage der Lufthanseaten empfängt der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport eine Ryanair-Delegation, um die Stationierung von Jets der Iren an Lufthansas wichtigstem Drehkreuz bekannt zu geben.
Das lässt die Zahlen für das wichtige dritte Quartal etwas in den Hintergrund rücken. Der Umsatz sinkt auf 8,83 Milliarden Euro nach 8,94 Milliarden Euro im Vorjahr, der Grund sind reduzierte Kapazitäten. Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) geht auf 1,15 Milliarden von 1,23 Milliarden Euro zurück. Hier flog die Lufthansa ein Jahr zuvor das beste Drittquartalsergebnis der Geschichte ein. Der Rückgang gebe also keinen Anlass zur Nervosität, so ein Unternehmenssprecher.
Unterm Strich verdiente die Lufthansa mit 1,42 Milliarden Euro deutlich mehr als die 794 Millionen Euro im Vergleichszeitraum ein Jahr zuvor. Ursächlich war vor allem der Abschluss mit den Flugbegleitern bei der Lufthansa-Passage. Durch die Umstellung der Altersversorgung bei der Lufthansa-Passage konnten Rückstellungen in Höhe von 713 Millionen Euro aufgelöst werden.
Optimistisch für 2017
"Trotz der Volatilität unseres Geschäfts und trotz des schwierigen Marktumfelds schauen wir optimistisch in das Jahr 2017. Es geht voran. Wir setzen um. Wir liefern. Wir werden auch im nächsten Jahr weiter an unserer Zukunftsfähigkeit arbeiten", so Lufthansa-Chef Carsten Spohr in einer Mitteilung.
Unverändert will Lufthansa im laufenden Jahr ein operatives Ergebnis auf dem Rekord-Niveau des Vorjahres einfliegen. Die bisherigen Prognose-Änderungen der Lufthansa spiegeln die starke Volatilität des Airline-Sektors wider. Ursprünglich wollte Lufthansa den Vorjahreswert von 1,8 Milliarden Euro übertreffen. Zum Halbjahr kam dann die Korrektur auf "unter dem Niveau des Vorjahres", weil Touristen aus Übersee aus Angst vor Terroranschlägen auf Reisen nach Europa verzichteten.
Im Gesamtjahr rechnet die Lufthansa mit Spritkosten von 4,85 Milliarden Euro, 950 Millionen Euro weniger als 2015. Im Vorjahresvergleich soll die Kerosinrechnung im Schlussquartal um 140 Millionen Euro sinken. Auch hat die Airline weiter Kapazitäten reduziert, um dem Überangebot von Plätzen im Luftverkehr zu begegnen.
Terror-Angst hält Fluggäste fern
Überkapazitäten machen der gesamten Airline-Branche nach wie vor zu schaffen. So sinken auch bei Lufthansa die Umsätze pro angebotenem Sitzplatzkilometer. Im dritten Quartal betrug der Effekt währungsbereinigt 6,7 Prozent. Vor allem im Amerika-Verkehr sanken die Erlöse: Hier betrug das Minus bei der Kennzahl 12,2 Prozent, im Asien-Verkehr lag das Minus bei 7,8 Prozent. Hier spiegelt sich der Rückgang im touristischen Verkehr wider, da Europa nach der Serie von Terroranschlägen als unsicher gilt.
Lufthansa kann sich aber auf die Fahnen schreiben, auch die Kosten gesenkt zu haben: So gingen die Stückkosten, also die Kosten pro geflogenen Sitzplatzkilometer, bereinigt um Treibstoffkosten und Währungseffekte, um 2,1 Prozent zurück.
Die Kosten des Streiks bei Eurowings wollte der Sprecher nicht exakt beziffert. Sie lägen aber deutlich niedriger als ein Streiktag bei der Kernmarke Lufthansa. Das liegt auch daran, dass die Eurowings viel innerdeutsch fliegt, wo Passagiere leichter auf die Bahn umgebucht werden können.
Zum schwelenden Tarifkonflikt mit Eurowings äußerte sich Lufthansa am Morgen ebensowenig wie zum Vorstoß von Ryanair in Frankfurt. Allerdings wird sich Lufthansa-CEO Carsten Spohr am Vormittag noch den Fragen der Medien stellen.
Investoren vertrauten im frühen Handel erstmal den vorgelegten Zahlen und Spohrs Optimismus für das kommende Jahr.
Anleger schwanken bei Lufthansa zwischen Zuversicht und Sorge
Die Anleger der Lufthansa haben am Mittwoch letztlich deutlich negativ auf die Zahlen zum dritten Quartal und eine künftig stärkere Konkurrenz durch Ryanair am Frankfurter Flughafen reagiert. Nachdem die Papiere der deutschen Fluggesellschaft zunächst eine Berg- und Talfahrt hingelegt hatten, litten sie im Nachmittagshandel unter dem schwachen Börsenumfeld. Am Ende gingen die Anteilsscheine knapp 2,5 Prozent tiefer bei 11,185 Euro aus dem Handel.
Stephen Furlong von Davy Research wertete es positiv, dass das Management einen zuversichtlicheren Ton für das kommende Jahr angestimmt hatte. "Trotz der Volatilität unseres Geschäfts und trotz des schwierigen Marktumfelds schauen wir optimistisch in das Jahr 2017", hatte Vorstandschef Carsten Spohr zuvor gesagt. Furlong verwies darauf, dass der Manager dem Preisdruck im Luftverkehr mit aktiver Kapazitätsplanung, sinkenden Stückkosten und internen Umstrukturierungen begegnen wolle.
Für die Experten der Investmentbank Liberum kommt es auch gut an, dass sich die Lufthansa jüngst mit ihren Flugbegleitern über eine Neuregelung der Betriebsrenten einigte. Sein Kollege Furlong von Davy Research rechnet diesbezüglich damit, dass sich die Umstellung der Ruhestands- und Übergangsregelungen nicht nur einmalig positiv auf die Bilanz auswirken wird. Er sieht den jährlichen Kostenvorteil ab 2017 bei 60 Millionen Euro.
Analysten bleiben skeptisch
Bei aller Hoffnung gab es unter Analysten aber auch kritische Stimmen mit Blick auf die Zukunft der Lufthansa. Firdaus Ibrahim von S&P Global etwa rechnet weiterhin mit einem schwierigen operativen Umfeld, was sich auch im Rückgang des Umsatzes im dritten Quartal gezeigt habe. Er rechnet für die Fluggesellschaft mit einem harten Jahr 2017 - auch wegen der Expansion von Ryanair nach Frankfurt.
Auch die Commerzbank bleibt langfristig skeptisch. Nach Einschätzung von Adrian Pehl wird ein nachlassender Preisdruck wegen der wachsenden Kapazitäten auf den Kurz- und Transatlantikstrecken nicht nachhaltig sein. Bezüglich Ryanair rechnet sein Kollege Johannes Braun, der die Fraport-Aktie beobachtet, mit größeren Wachstumsplänen am Frankfurter Flughafen. Er sorgt sich dabei auch um die Rolle der Lufthansa als Hauptkunde.
Aktie unter DAX-Verlierern des Jahres
Die Lufthansa gehört zu den schwächsten Werten im Dax in diesem Jahr mit einem Verlust von 22 Prozent. Nur der Autozulieferer Continental sowie die Commerzbank und die Deutsche Bank stehen noch schlechter da. Neben hausinternen Problemen wie Streiks und hohen Kosten hatte das Brexit-Votum und die befürchteten Auswirkungen auf die Reiselust das Papier massiv unter Druck gesetzt. Anfang Oktober war die Aktie nur noch gut 9 Euro wert nach fast 15 Euro zum Jahreswechsel.
FRANKFURT (Dow Jones)
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