RWE profitiert von Sondereffekten, dämpft aber Dividendenerwartung

RWE-Finanzvorstand Bernhard Günther hat sich mit Blick auf die Dividende für 2015 zurückhaltend geäußert.
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Ob der Energiekonzern wie für das vergangene Jahr 1 Euro je Aktie ausschütten werde, sei angesichts der politischen Unwägbarkeiten noch offen, sagte Günther in einem Video-Interview und verwies unter anderem auf den geplanten Klimabeitrag für alte Kraftwerke. "Jeder Euro, den wir als Dividende auszahlen, steht nicht mehr für Wachstumsinvestitionen zur Verfügung, es sei denn, wir wollten unsere Verschuldung erhöhen", sagte Günther.
Im ersten Quartal 2015 hat RWE von Sondereffekten profitiert. Der Energiekonzern steigerte sein nachhaltiges Nettoergebnis um 10 Prozent. Allerdings machten RWE die niedrigen Börsenstrompreise weiter zu schaffen. Die ohnehin schon verhaltene Prognose für das laufende Jahr bestätigte das Unternehmen.
Unter dem Strich, aber bereinigt um Sondereffekte, erwirtschaftete RWE im Zeitraum von Januar bis März 877 Millionen Euro, nach 797 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Grund für die Verbesserung waren Einmalerträge aus dem Verkauf von Wertpapieren, die sich positiv im Finanzergebnis niederschlugen.
Der Gewinn nach Steuern und Dritten fiel mehr als doppelt so hoch aus wie im Vorjahr: Das Nettoergebnis stieg von 995 Millionen Euro auf 2,17 Milliarden Euro. Dafür war vor allem ein Buchgewinn von rund 1,45 Milliarden Euro aus dem Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea verantwortlich. RWE hatte das Unternehmen im März an die russische Investmentgesellschaft Letter One um den Milliardär Michail Fridman veräußert. Die Verkauf schlug inklusive Zinsen mit 5,3 Milliarden Euro zu Buche, wie RWE nun mitteilte.
Im laufenden Geschäft hat RWE weiter mit den Folgen der Energiewende zu kämpfen. Angesichts der Konkurrenz durch Strom aus Solar- und Windkraftanlagen lässt sich mit konventionellen Kraftwerken immer weniger Geld verdienen. Das zeigte abermals der Gewinnrückgang in der Erzeugungssparte: Das Betriebsergebnis des Konzernteils sank um 23 Prozent auf 428 Millionen Euro. Positiv entwickelte sich hingegen das Geschäft mit den erneuerbaren Energien. Das operative Ergebnis der Sparte verbesserte sich um 56 Prozent auf 151 Millionen Euro. Grund dafür war vor allem die Inbetriebnahme neuer Windkraftanlagen.
Konzernweit sank das Betriebsergebnis von RWE im ersten Quartal um 5 Prozent auf 1,63 Milliarden Euro. Damit fiel es besser aus als von Branchenexperten erwartet: Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang von knapp 7 Prozent gerechnet.
Fortschritte machte RWE im ersten Quartal beim Schuldenabbau. Die Nettoverbindlichkeiten des DAX-Konzerns sanken vor allem wegen des Dea-Verkaufs von 31 Milliarden Euro zum Jahresende auf 27,7 Milliarden Euro.
Für Unruhe sorgen bei RWE unterdessen die Pläne der Bundesregierung zur Einführung einer neuen CO2-Abgabe auf alte Kraftwerke. "Würden sie eins zu eins umgesetzt, bedeutete dies den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung", schrieb Konzernchef Peter Terium im Quartalsbericht. Das würde RWE besonders hart treffen.
Für das laufende Jahr rechnet RWE mit weiteren Gewinnrückgängen: Das EBITDA könnte der Prognose zufolge um bis zu 14 Prozent auf 6,1 bis 6,4 Milliarden Euro sinken. Das Betriebsergebnis wird nach den Erwartungen des Konzerns um bis zu 10 Prozent auf 3,6 bis 3,9 Milliarden Euro fallen. Beim nachhaltigen Nettoergebnis stellt RWE 1,1 bis 1,3 Milliarden Euro in Aussicht.
Analyst Michael Schäfer von der Equinet Bank sprach von einem insgesamt soliden Jahresstart des seit der Atomkatastrophe von Fukushima schwer gebeutelten Versorgers. Er zielte vor allem auf den sogenannten nachhaltigen Nettogewinn ab, der im Jahresvergleich dank positiver Einmaleffekte überraschend deutlich um 10 Prozent zugelegt hat. Vor allem der Verkauf von Wertpapieren zahlte sich aus.
Ein weiterer Analyst hob nun zum Quartalsbericht positiv hervor, dass es RWE gelungen sei, dank des Verkaufs der Öl- und Gasfördertochter Dea die Schulden gegenüber dem Vorjahreswert um 10 Prozent zu senken. Dennoch bleibt er - wie auch Equinet-Experte Schäfer - der Aktie gegenüber neutral eingestellt. "Das traditionelle Stromgeschäft tut weiterhin weh", merkte er an. "Ausstehende politische Entscheidungen und bereits signalisierte Schwierigkeiten mit Blick auf die konventionelle Stromgewinnung durch Braunkohle belasten weiterhin", sagte Schäfer.
FRANKFURT (Dow Jones und dpa-AFX)
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