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Börsen-Zeitung: Energiewende konfus, Kommentar zu Irsching von Andreas
Heitker
Frankfurt (ots) - Das Gaskraftwerk Irsching wird immer mehr zum
Symbol dafür, dass mit der Energiewende irgendetwas schiefgelaufen
ist. Die Betreiber - Eon als Haupteigner sowie die Regionalversorger
HSE, Mainova und N-Ergie - haben jetzt angekündigt, die Blöcke 4 und
5 in einem Jahr vom Netz zu nehmen, - obwohl sie zu den modernsten
und effizientesten Gaskraftwerken weltweit gehören und obwohl in
Bayern in den nächsten Jahren Kraftwerkskapazitäten zum Ausgleich von
Sonnen- und Windeinspeisung dringend benötigt werden.
Irsching hat aber im gesamten Jahr 2014 keine einzige Stunde Strom
für den Markt produziert. Die niedrigen Strombörsenpreise auf der
einen und die niedrigen CO2-Preise auf der anderen Seite führen
nämlich dazu, dass Kohlekraftwerke bei Bedarf noch billiger sind. Nur
zur Stabilisierung des Netzes wurde das Vorzeigekraftwerk noch
genutzt. Denn die Unternehmen hatten mit dem Netzbetreiber Tennet
bilaterale Vereinbarungen getroffen, die eine gesonderte Entlohnung
für den Stand-by-Betrieb und den Einsatz vorsehen. Diese Vereinbarung
läuft in einem Jahr aus, daher mussten Eon & Co jetzt handeln.
Dass Irsching aber am 1. April 2016 für immer vom Netz geht, ist
dennoch kaum zu erwarten. Dazu ist die Anlage viel zu wichtig für die
Stabilität des süddeutschen Stromsystems. Tennet könnte die Blöcke
daher nun für systemrelevant erklären. Dann fielen sie unter die
Reservekraftwerksverordnung und müssten doch am Netz bleiben.
In dem Fall bekämen die Unternehmen zwar Geld dafür. Die
Verordnung berücksichtigt aber weder Abschreibungen noch
Kapitalkosten. Nur wenn dies geändert würde, könnten sich wohl auch
die Irsching-Betreiber mit einer solchen Lösung abfinden. Nicht ohne
Grund haben sie andernfalls schon einmal rechtliche Schritte
angedroht.
Die Situation ist verworren. Im Endeffekt geht es um die
Ausgestaltung von Kapazitätsmärkten, also eine außerhalb des Marktes
stattfindende Entlohnung des Kraftwerkssektors. Auch wenn es im
Bundeswirtschaftsministerium schon Vorschläge für die Einführung
eines kleinen Kapazitätsmarktes mit einer Leistung von 4 Gigawatt
gibt - die konkrete Einführung steht in den Sternen. Für Eon, HSE,
Mainova und N-Ergie wäre es jetzt eigentlich das Beste, Irsching
einzumotten und in fünf Jahren wieder zu reaktivieren. Technisch wäre
dies machbar. Vielleicht ist bis dahin das Schwarzer-Peter-Spiel
unter den Beteiligten ja beendet und die Rahmenbedingungen auf dem
Strommarkt sind neu gesetzt.
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