Sicherungsmechanismus

Neuer Börseneinbruch: China stoppt erstmals Aktienhandel komplett

04.01.16 18:05 Uhr

Neuer Börseneinbruch: China stoppt erstmals Aktienhandel komplett | finanzen.net

Nach einem Einbruch von mehr als sieben Prozent an Chinas Börsen ist der Aktienhandel am Montag für den Rest des Tages ausgesetzt worden.

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Gleich am ersten Tag seiner Einführung kam damit ein neuer Sicherungsmechanismus zum Zuge, der zu große Schwankungen an Chinas Aktienmärkten verhindern soll. Auch andere asiatische Börsen wie in Tokio gaben deutlich nach.

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Nach der Berg- und Talfahrt im vergangenen Jahr hatten Chinas Aufsichtsbehörden den Schutzmechanismus eingeführt. Bei Schwankungen um mehr als fünf Prozent wird der Aktienhandel für 15 Minuten ausgesetzt, während bei mehr als sieben Prozent eine Schließung für den Rest des Tages verfügt wird. So folgte am Montag auf die erste 15-minütige Unterbrechung die völlig Aussetzung, als die Kurse weiter nachgaben und der Shanghai Composite um mehr als sieben Prozent einbrach. Der Hang Seng in Hongkong verlor daneben knapp drei Prozent. Auch in Japan ist die Stimmung schlecht - der Leitindex Nikkei225 büßte ebenfalls mehr als drei Prozent ein.

Konjunkturindikator eingebrochen

Der schlechte Start ins neue Jahr in China folgte auf die Nachricht von einem unerwartet starken Rückgang der Industrieaktivitäten im Dezember, der darauf hindeutet, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft weiter an Schwung verliert. So fiel der Einkaufsmanagerindex (PMI) des Wirtschaftsmagazins "Caixin" von 48,6 auf 48,2 Punkte.

Der Wert liegt den zehnten Monat in Folge unter der Grenze von 50, was auf einen Rückgang der industriellen Fertigung hindeutet. Analysten hatten eigentlich eine Beruhigung der Lage erwartet. Der Index, der besonders die Stimmung in den Chefetagen kleiner und mittelgroßer privater Industrieunternehmen berücksichtigt, ist damit in sieben der vergangenen acht Monate rückläufig.

Risiko einer Abschwächung

"Das zeigt, dass die Kräfte für eine wirtschaftliche Erholung auf Hürden gestoßen sind und die Wirtschaft vor einem größeren Risiko einer Abschwächung steht", sagte der Chefökonom He Fan von "Caixin". Nach der Zinserhöhung in den USA Mitte Dezember seien jetzt größere Kursschwankungen auf den globalen Finanzmärkten zu erwarten.

Chinesische Landeswährung unter Druck

Die chinesische Landeswährung Yuan (auch: Renminbi) verlor ebenfalls deutlich. Die Zentralbank in Peking setzte den Referenzkurs für einen Dollar am Montag über der Marke von 6,50 Yuan fest. Damit ist der Yuan so schwach wie zuletzt im Mai 2011.

Hiobsbotschaft mit Einschränkungen

Dabei sehen nicht alle Experten die Zahlen als uneingeschränkte Hiobsbotschaft. Dirk Gojny, Analyst bei der National-Bank, betrachtet die Entwicklung eher von der positiven Seite. "Das verarbeitende Gewerbe schwächelt, während sich der Dienstleistungssektor ganz ordentlich entwickelt. Das könnte man durchaus als erste Zeichen für den Erfolg der Umsteuerung des chinesischen Geschäftsmodells verstehen", sagte Gojny.
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Zudem sehen die Zahlen beim offiziellen Stimmungsindikator für die Industrie etwas besser aus. Hier lag der vom chinesischen Handelsverband CFLP am Freitag veröffentlichte Wert im Dezember bei 49,7 Punkten und damit leicht höher als im November. Der offizielle PMI basiert auf einer Umfrage bei 3000 relativ großen Unternehmen.

Experten: Weitere Eingriffe wahrscheinlich

Experten halten es dennoch für wahrscheinlich, dass die chinesische Führung künftig weitere Eingriffe vornehmen wird, um die Konjunktur zu stützen. "Wirtschaftspolitische Maßnahmen liegen nahe, um Überkapazitäten abzubauen und die landesweite Urbanisierung voranzutreiben", sagte Rainer Sartoris, Analyst bei der Bank HSBC Trinkaus. "Daher rechnen wir 2016 mit einer Ausweitung der Neuverschuldung auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts." Zudem sei mit einer weiteren Senkung der Leitzinsen sowie des Reservesatzes durch die Zentralbank zu rechnen.

SHANGHAI (dpa-AFX)

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