Nebenwerte

Börsenmäntel: Zock auf goldene Zukunft

06.07.11 12:00 Uhr

Mit Wetten auf Börsenmäntel sind hohe Kursgewinne drin – doch das Risiko ist groß. Wie Anleger Hüllen mit Potential finden.

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Indizes

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von Georg Pröbstl, €uro am Sonntag

Gut informierte und fleißige Anleger hatten darauf spekuliert: Ein Aktiensplit 1 : 500 und die Neubelebung des operativen Geschäfts durch das Internet­emissionhaus net.IPO brachten den Aktionären von Brauhaus Amberg von Sommer 1998 bis Januar 1999 rund 2.000 Prozent Gewinn – also ein Kursanstieg um das 20-Fache. Richtig Kasse konnten Anleger auch mit der AG Bad Salzschlirf machen. Nachdem das im Jahr 1900 gegründete Unternehmen 2001 pleitegegangen war, wurde ein Jahr später, nach dem Ende des Insolvenzverfahrens, daraus die Arques AG, ein Spezialist für Beteiligungen und Firmensanierungen.

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Auch hier gab es hohe Gewinne. Im August 2002 kostete eine Arques-Aktie nur rund 0,15 Euro. Fünf Jahre später stand der Wert dann bei 41 Euro – das war annähernd das 300-Fache des Ausgangskurses. Das damalige MDAX-Mitglied erlebte von dort aber wieder einen ebenso rasanten Absturz auf bis zu 0,91 Euro Anfang 2009. Im Februar 2011 wurde aus Arques übrigens die Gigaset AG. Seitdem gab es erneut Kursgewinne.

Impera Total Return ist ein weiteres Beispiel für eine Aktie, bei der vorübergehend die Kursrakete zündete. Nach Wiederbelebung der ehemaligen Füchsel & Wiegratz im Jahr 2004 verzehnfachte sich der Kurs der Beteiligungsgesellschaft innerhalb von nur zwei Jahren.

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Einmalige Geschäftsideen waren Brauhaus Amberg, die AG Bad Salzschlirf oder Impera jedoch nicht – die Kursgewinne waren vielmehr auf Spekulationen um einen Börsenmantel zurückzuführen. „Wer rechtzeitig einsteigt, kann bei einer Mantel­spekulation das eingesetzte Kapital vervielfachen“, sagt Sam Winkel, Vorstand bei Carthago Capital, einem börsennotierten Spezialisten für den Handel mit Börsenmänteln.

Ein Börsenmantel ist eine börsen­notierte Aktiengesellschaft, bei der das operative Geschäft komplett oder überwiegend eingestellt ist. Häufig liegen die Gründe dafür in der Insolvenz des Unternehmens. Die Mäntel stammen dabei nicht selten aus strukturschwachen Branchen – etwa aus den Bereichen Eisenbahn, Brauerei, Textil oder Maschinenbau. Darunter finden sich auch Firmen vom ehemaligen Neuen Markt. Rückstände aus dem Jahrtausendboom, bei denen sich das Geschäftsmodell als nicht tragfähig erwiesen hat.

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Käufer von Börsenmänteln sind vor allem Firmen, die an der Börsennotiz der Mäntel interessiert sind. „Das sind meist Investoren oder Unternehmen, die nicht das aufwendige und meist kostspielige Prozedere der Börsenzulassung durchlaufen wollen“, erklärt Experte Winkel. Denn während sich ein IPO nicht selten über sechs Monate und mehr hinziehen kann, ist der Zugang zur Börse via Mantel bereits innerhalb von 24 Stunden möglich. Der schnelle Börsenzugang ist vor allem in volatilen Märkten sinnvoll. Schließlich weiß kein Börsenaspirant, wie das Umfeld für einen geplanten IPO in einigen Monaten aussehen wird.

Nachdem der Käufer den Mantel übernommen hat, bringt er häufig über eine Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage oder im Zuge einer ­Umwandlung sein Unternehmen – al­so ein operatives Geschäft – in den Mantel ein.

Aktuell geschieht das beispielsweise bei der Dübag Düsseldorfer Beteiligungen AG (siehe Investor-Info unten). Am vergangenen Donnerstag hat die Hauptversammlung des Börsenmantels eine Sachkapitalerhöhung via Einbringung aller Anteile der HTM GmbH – einer Vertriebsgesellschaft für Telekomprodukte wie Handys – beschlossen. Das könnte interessant sein. Denn HTM erzielte im ersten Quartal einen Umsatz von 59 Millionen Euro und einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von einer Million Euro. Der Kurs der Dübag AG ist indes schon mächtig angesprungen. Gab es den Wert im September 2010 noch zwischen 0,01 und 0,03 Euro, so kostet die Aktie nun bereits 7,40 Euro.

Allerdings ist es nicht ganz einfach für Anleger, aussichtsreiche Börsenmäntel à la Dübag oder Brauhaus Amberg von ewigen Ladenhütern, deren Kurse niemals steigen werden, zu unterscheiden. „Nicht jeder Börsenmantel ist für potenzielle Investoren und eine Neuausrichtung geeignet. Von den etwa 100 bis 120 möglichen Mantelkandidaten sind derzeit nur etwa 20 übergabereif“, vermutet Fachmann Winkel.

Um die Spreu vom Weizen zu trennen, sollten Börsianer bei der Suche nach vielversprechenden Mänteln laut Experte Winkel vor allem Folgendes beachten: „Wichtig ist, wer die Gesellschaft steuert und wie viele Aktien in einer Hand sind.“ Viele Kleinanleger sind nicht interessant für einen potenziellen Käufer, da er hier die Aktien erst mühsam und langwierig einsammeln muss. Vor allem Mäntel von früheren Neue-Markt-Firmen sind meist wenig attraktiv. Denn hier haben Altaktionäre häufig vor dem Absturz Kasse gemacht. Folge ist eine hohe Zahl an Kleinaktionären. Mäntel mit geringem Streubesitz sind dagegen beispielsweise Porta Systems und Omiris mit einem Freefloat von jeweils rund 30 Prozent.

Anleger sollten zudem auf Börsenmäntel ohne Altlasten wie etwa Prozessrisiken, Pensionsverpflichtungen, Umweltschäden oder Problemen mit früheren Gesellschaftern und Mitarbeitern setzen. Denn seit dem Altmantel-Urteil des Bundes­gerichtshofs aus dem Jahr 2003 hat das besondere Bedeutung. Bei der Neuausrichtung einer Gesellschaft haften die Aktionäre nämlich den Alt­gläubigern gegenüber für die Differenz zwischen Grundkapital und tatsächlichem Eigenkapital – was unter Umständen teuer werden kann. „Interessant sind deshalb Börsenmäntel nach einer Insolvenz. Da gibt es keine Altlasten und damit keine Risiken aus der Vergangenheit mehr“, erklärt der Charthago-Vorstand.

Apropos Altlasten: Auch Börsenhüllen mit steuerlichem Verlustvortrag können attraktiv sein. Zwar werden die Verluste nur unter bestimmten Voraussetzungen von der Finanzverwaltung anerkannt, doch gibt es immer wieder solche Fälle.

Aktuell etwa die WCM Beteiligungs- und Grundbesitz AG. Hohe Verlustvorträge im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich sollen laut Vorstand vom Finanzamt anerkannt sein und könnten bei einem Neuanfang genutzt werden. Möglicherweise er­leben Anleger dann einen ähnlichen Schub bei der Aktie wie zwischen 1997 und 1999 – damals gab es einen Kursanstieg um das 15-Fache.

Investor-Info

Dübag Düsseldorfer Beteiligung
Neues Geschäft schafft Potenzial

Die Hauptversammlung gab am Donnerstag grünes Licht für eine Sachkapitalerhöhung durch Einbringung der ­Geschäftsanteile der HTM GmbH und Umbenennung in getgoods.de AG. Die Informationen über den neuen ­Geschäftsbetrieb sind zwar spärlich, doch mit der Ausgabe von zehn Millionen Aktien dürfte die künftige ­getgoods.de AG aus dem Stand auf einen Börsenwert um die 100 Millionen Euro kommen. In dieser Story könnte noch reichlich Potenzial stecken. Spekulativ kaufen.

WCM
Verlustvorträge wecken Fantasie

Nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens im Oktober 2010 läuft bei WCM die Neuausrichtung an. Im Zentrum des Interesses stehen hier die hohen steuerlichen Verlustvorträge des Unternehmens in Höhe von 270 Millionen Euro. Bei Nutzung dieser Verluste wären rechnerisch Steuereinsparungen von etwa 80 Millionen Euro vorstellbar. Dabei liegt der aktuelle Börsenwert von WCM lediglich bei rund 50 Millionen Euro. Um die Verluste zu nutzen, rechnen Börsianer mit Kapitalmaßnahmen wie einer Kapitalerhöhung über Sacheinlage oder der ­Begebung von Wandelschuldverschreibungen. Auch der Einstieg eines Investors oder Kauf einer Beteiligung sind möglich. Geduld mitbringen.

Porta Systems
Attraktiver Mantelkandidat

Der Börsenmantel bietet alle Voraussetzungen für einen potenziellen Käufer. Das Insolvenzverfahren wurde 2008 aufgehoben, der Streubesitz ist gering, es gibt keine Geschäftstätigkeit. Zwar gab es schon fortgeschrittene Gespräche mit möglichen Investoren, diese verliefen allerdings im Sand. Bei ­einer Eigenkapitalquote von 96,5 Prozent und einem Börsenkurs in Höhe des Buchwerts sind die Risiken auf dem aktuellen Niveau gering.

S & R Biogas Energiesysteme
Erstaunliche Kursausschläge

Ein Kursplus von 66 Prozent bei hohen Handelsumsätzen gab es bei S & R Biogas am Donnerstag. Der Börsenmantel hat kein operatives Geschäft, erst im Januar wurde nach dem Scheitern von Verhandlungen mit einem potenziellen Investor der Insolvenzantrag gestellt. Dieser wurde jedoch im Mai ­zurückgezogen. Da am Donnerstag neue Aufsichtsräte bestellt wurden, ist hier möglicherweise etwas im Busch. Für Risikofreudige.

Neue Eigenkapitalregeln
Kleine Börsenmäntel vor dem Aus

Zum 30. September ändern sich die Eigenkapitalvorschriften der Börse Frankfurt. Unternehmen, die dort gelistet sind, müssen dann ein Eigenkapital von mindestens 500.000 Euro aufweisen. Für viele Mäntel könnte das ein Delisting bedeuten. Anleger sollten prüfen, ob eine Hülle Eigenmittel zumindest im Bereich der Schwelle ausweist.

Scutum Capital
Neuartiges Geschäftsmodell

Scutum Capital (ISIN: DE 000 A0M FXR 8) verfügt über Patente für ein neues Verfahren zur Verarbeitung etwa von Altreifen zu Rohstoffen. Im Sommer soll der erste ­Reaktor zur industriellen Verarbeitung in Betrieb gehen. Riskant, nur mit geringem Einsatz mitmischen.

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