Highlight Communications-Chef: "Journalistisch hat das Internet kein Gesicht"
Stück für Stück hat sich Bernhard Burgener ein Gebilde aus Film, Medien und Sport zusammengebaut. Die Vision ist immer identisch: ein profitables Geschäftsmodell entwickeln.
Interview von Volker Strohm
Dieser Newsticker ist hochkarätig: Das Deutsche Sportfernsehen (DSF) sendet neu als «Sport1». Die Vermarktung der «Champions League» im Fussball ist mindestens bis 2015 weiter in Schweizer Händen. 2009 hiess die erfolgreichste deutschsprachige Filmproduktion «Wickie und die starken Männer». Die «Basler Zeitung» wechselt ihren Besitzer. All diesen Meldungen ist eines gemein: Die Spuren führen immer ins Baselbiet, in ein unscheinbares Gebäude im Prattler Industriequartier. Hier ist Highlight Communications beheimatet. Der Kopf dahinter: Bernhard Burgener.
Stocks: Wer ist Bernhard Burgener?
Bernhard Burgener: Ich sehe mich als Unternehmer, der seit 28 Jahren in der Unterhaltungsbranche – das heisst im Film- und Sportgeschäft – tätig ist und somit sein Hobby zum Beruf machen konnte. Beides, Film und Fussball, dauert im Schnitt 90 Minuten, ist hochspannend, bisweilen dramatisch – wie mein Berufsleben.
Sind Sie ein erfolgreicher Unternehmer?
Sagen wir es so: Ich habe das, was ich verdiente, immer wieder in eigene Unternehmen und Beteiligungen reinvestiert. Meine Philosophie als Unternehmer ist es, mich nicht in den Vordergrund zu stellen.
Sie beantworten bereits die nächste Frage: Der Unternehmer Burgener wird immer als Akteur im Hintergrund beschrieben. Ist das eine Selbstinszenierung? Oder stünden Sie gerne mehr im Rampenlicht?
Auf keinen Fall, im Gegenteil! Diese Zurückhaltung betrachte ich sogar als grossen Erfolgsfaktor. Unsere Kunden und die Konsumenten orientieren sich an Marken. Das sind die wahren Aushängeschilder, nicht die Mitarbeiter, die dahinterstecken. Schauen Sie sich als Beispiel die Marke Constantin Film an, den grössten unabhängigen Filmanbieter, der in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen feierte. Bei der Nennung von Filmen wie «Der Name der Rose», «Die unendliche Geschichte» oder «Der Baader-Meinhof-Komplex» rückt der Name Highlight Communications oder Bernhard Burgener automatisch in den Hintergrund – oder wenn ich erwähne, dass wir die Rechte der UEFA Champions League, der UEFA Europa League, des Eurovision Song Contest oder der Wiener Philharmoniker vermarkten dürfen.
Wo verläuft hier die Grenze zu falscher Bescheidenheit?
Ich bin überzeugt, dass es den Konsumenten bei den vorgenannten Beispielen nicht interessiert, wer Highlight-CEO ist. Und es bringt auch Vorteile: Wenn wir Verhandlungen führen, geschieht dies diskret – die Gerüchteküche brodelt nicht wochenlang. Bestes Beispiel dafür ist die Vertragsverlängerung mit der UEFA, die vor wenigen Tagen ohne Nebengeräusche über die Bühne ging.
Jetzt ist es dem Unternehmer Burgener aber langweilig geworden, wenn er im Zuge des Tettamanti-Kaufs der «Basler Zeitung» (BaZ) neu auch in deren Verwaltungsrat sitzt.
Nein, das hat einen ganz anderen Grund. Bevor ich aushole, will ich etwas im Vornherein klarstellen: Ich schätze Zürich sehr, aber ... (lacht) Meine Heimat ist die Region Basel – ich wuchs 200 Meter neben dem «Joggeli» in einer Genossenschaftswohnung auf. Diese Verbundenheit zur Region wird immer Bestand haben – und ist nun Hauptgrund dafür, dass ich im «BaZ»-Verwaltungsrat sitze.
Sie betreten aber Neuland.
Nicht ganz. Es ist das dritte Mal, dass ich in die Medienlandschaft eingebunden werde. Zunächst war es der Kauf des Baselbieter Radio Raurach zusammen mit zwei Partnern, das wir zu Edelweiss umfirmierten, sanierten und in die Erfolgsspur zurückführten. Dann habe ich meinem langjährigen Freund und Wegbegleiter Martin Wagner und Besitzer von Radio Basilisk zugesagt, als Verwaltungsrat mitzumachen.
Diese Seilschaft spielt nun erneut ...
... weil es mir am Herzen liegt, dass die «BaZ» eine Basler Geschichte und somit unabhängig bleibt.
Welche Beziehung haben Sie zu Financier Tito Tettamanti?
Sie werden überrascht sein, aber ich kannte ihn bis zum «BaZ»-Deal nur aus der Zeitung. Als Wagner mir telefonisch mitteilte, er habe ein Aktienpaket gekauft, sagte ich nur: «Herzliche Gratulation, dass nicht noch ein weiteres Produkt zu einem Zürcher Verlag abwandert.»
Das wird man all Ihren Erklärungsversuchen zum Trotz in Zürich nicht gerne hören.
Die Aussage ist überhaupt nicht böse gemeint. Aber die Konzentration bei Tamedia, Ringier, NZZ, aber auch bei Axel Springer Schweiz ist doch enorm. Für eine Region mit einer Wirtschaftsgrösse wie Basel ist etwas Unabhängiges sinnvoll.
Setzen Sie damit nicht Ihren Ruf als erfolgreicher Unternehmer aufs Spiel? Tageszeitungen sind im Gegensatz zu Radio, Film oder Fussball dem Tode geweiht.
Einspruch! Nicht nur beim Radio, sondern auch auf Grund der Tatsache, dass wir in Deutschland einen TV-Sender betreiben, musste ich mich mit der Medienwelt auseinandersetzen – und ich behaupte heute, dass ich weiss, wie das Geschäft funktioniert. Ein Produkt steht und fällt mit der Recherche und der Glaubwürdigkeit. Eine Zeitung kann sich nicht abheben, wenn sie im Medienbrei untergeht; sie muss alles daransetzen, «Opinion Leader» zu sein.
Die Fortsetzung des Interviews finden Sie auf der nächsten Seite!
Beim Stichwort Medienbrei blicken Sie wieder zu den Zürcher Verlagshäusern?
Nein. Nehmen Sie namhafte deutsche Verlage. Redaktoren werden abgebaut – und letztlich bedient ein Journalisten-Pool verschiedene Produkte. Da gehen für mich die Selbstständigkeit und die Vielfalt verloren. Ich stelle dies immer wieder fest, wenn ich den deutschen Pressespiegel zu Highlight oder Constantin Medien anschaue. Das ist kein klassischer Journalismus mehr – und der Konsument lässt sich nicht täuschen.
Die Bedrohung kommt aber auch von den elektronischen Medien – Stichwort Internet.
Das Internet ist schnell, aber schauen Sie sich die dort öffentlich zugänglichen Texte an: Da sieht der eine wie der andere aus – das Internet hat für mich mit wenigen Ausnahmen journalistisch kein Gesicht.
Martin Wagner, der neue «BaZ»-Konzernchef, ist Highlight-Verwaltungsrat. Hat das Duo Wagner/Burgener damit begonnen, das von Ihnen selbst proklamierte «Medien-Unternehmen» Highlight zu komplettieren?
Nein. Natürlich soll man nie etwas gänzlich ausschliessen – aber zum jetzigen Zeitpunkt ist die «BaZ»-Transaktion losgelöst zu betrachten. Wagner ist ausserdem ja schon längere Zeit Verwaltungsrat bei der «Weltwoche» und bei Axel Springer Schweiz. Meine Vision heisst lediglich: Eine Zeitung soll berichten, aber auch Meinungsbildner sein. Sie muss ein Gesicht haben.
Kaufen Sie einen iPad?
Ja.
Ist das jetzt kein Widerspruch? Oder definieren Sie Ihre Zukunftsvision für Medienlandschaft ausschliesslich über den Inhalt und weniger über die Verabreichungsform?
Der Druck auf die Medien ist immens. Lassen Sie mich zur Beantwortung Ihrer Frage wieder auf das Beispiel Deutschland kommen. Wenn wir von Highlight sprechen, reden wir immer über die Sonnenseite unseres Konzerns, aber da gibt es auch noch Schatten – in Form von Herausforderungen wie bei der Constantin Medien AG. Mit dem Deutschen Sport-Fernsehen (DSF) und der Online-Plattform «Sport1.de» waren wir genau vor diese Frage der künftigen Verabreichungsformen gestellt. Am 11. April starteten wir nun mit dem grossen Relaunch, der beide Kanäle unter einer Marke, nämlich «Sport1», zusammenbringt.
Was erhoffen Sie von dieser Ein-Marken-Strategie mit «Sport1»?
Wichtig ist es, dass wir die neuen Medien in das erwähnte Geschäftsmodell einbinden. So haben wir mit Constantin Sport Medien in lediglich drei Monaten für die Deutsche Telekom das Format «Liga Total» aus dem Boden gestampft: Telekom-Kunden können über Internet-TV und Mobile alle Spiele der 1. und 2. Fussball-Bundesliga live verfolgen – in HD-Qualität und Dolby-Sound. Zudem produzieren wir mit Plazamedia auch Sport-Inhalte von Sky, vormals Premiere.
Die Constantin Medien AG ist eine Baustelle. Wird der Relaunch die Probleme lösen?
Nein, der Erfolg wird sich unter dem Strich voraussichtlich in zwei bis drei Jahren einstellen. Beim DSF mussten wir 42 Leute entlassen – «nur» 42 sage ich heute, weil dies weniger als zehn Prozent der Belegschaft war. Der Einschnitt war nötig, weil unter anderem unsere klassischen TV-Einnahmen von 40 auf 22 Millionen Euro wegbrachen. In dieser Krisensituation – und jetzt spanne ich wieder den Bogen zu Ihrer vorherigen Frage – sagten wir uns: Wir müssen unser Format ändern, wir müssen neue Geschäftsmodelle finden. Heute leiden doch fast alle darunter, dass sie zwar Online-Seiten entwickeln, diese dann aber jahrelang quersubventionieren müssen.
Noch ein unschönes Thema: Die Entwicklung der Aktienkurse.
Ja, da gebe ich Ihnen recht. Im Falle von Highlight ist dies besonders enttäuschend, zumal wir unsere Prognosen immer eingehalten und sogar übertroffen haben. Allerdings darf sich die Performance der Highlight-Aktie im Langfristvergleich nach Ende der Krise 2003 durchaus sehen lassen. Nun ist der Kurs zugegebenermassen lange Zeit seitwärts gelaufen – und wird hoffentlich vom jetzt wieder freundlicheren Börsenumfeld profitieren.
Bei der Aktie der Constantin Medien AG ist diese Zuversicht aber fehl am Platz – oder täuscht der Eindruck?
Ich habe viel in das Unternehmen investiert – und nach dem Stand heute auf dem Papier auch viel verloren. Der Einstandspreis für meine 4,3 Millionen Aktien lag insgesamt bei über drei Euro. Aber ich glaube an das Unternehmen, das ja schliesslich zu 47 Prozent an Highlight beteiligt ist.
Sie sprechen eine Konstruktion an, die nur mit Bernhard Burgener in Personalunion erklärbar ist.
Entflechtungspläne gibt es zurzeit nicht. Lassen Sie es mich so formulieren: Man verbindet kein in der Restrukturierung befindliches Unternehmen mit einem gesunden Unternehmen. Aber Constantin Medien ist auf dem Weg zur Besserung.
ZUR PERSON:
Der Name verrät es: Die familiären Wurzeln des Bernhard Burgener (1957) zeigen ins Wallis. Er, der gebürtige Basler, ist indes vollumfänglich in der Nordwestschweiz verankert. Der diplomierte Kaufmann machte sich 1982 selbstständig und eröffnete in der Region Basel unter dem Namen Movistar sechs Videotheken. Auf deren Verkauf 1983 folgte die Gründung der Video-Vertriebsfirma Rainbow Home Entertainment, die noch heute zum Gebilde der Highlight Communications gehört, das Burgener im Mai 1999 an die Börse führte. Noch im selben Jahr beteiligte er sich an der Team Holding und später an Constantin Film. Der verheiratete Vater zweier Kinder ist zudem CEO bei der Highlight-Grossaktionärin Constantin Medien AG. Privat hat sich der FCBasel-Fan, der nebst Fussball Film, Fernsehen und Musik als Hobbys aufzählt, an einem Marmorsteinbruch in Norditalien beteiligt.
Einen kurzen Hintergrund-Einblick in das Medienmogul Burgener lesen Sie auf der nächsten Seite!
Ein Medienmogul und die Goldgruben
Das Konstrukt erschliesst sich erst bei genauem Hinsehen: Die vor den Toren Basels domizilierte Highlight Communications nennt unter anderem die renommierte Constantin Film und den erfolgreichen Luzerner Sport- und Event-Vermarkter Team zu 100 Prozent ihr Eigen. Sie gehört selbst aber zu rund 47 Prozent der Constantin Medien AG, die ehemals als EM.Sport Media firmierte und als einstige EM.TV schlechte Gedanken an die Goldgräberzeit des Neuen Marktes aufkommen lässt. Heute stehen die Zeichen aber auf Aufbruch: Highlight-Chef Bernhard Burgener ist auch CEO von Constantin Medien, die zwar noch immer kriselt, nach dem ersten Reinemachen (vor allem beim TV-Sender DSF) aber Merkmale der Gesundung aufweist.
Brisant ist die Konstellation auch deshalb, weil die Firma KF15, hinter der der deutsche Medienmogul Leo Kirch steht, noch immer Optionen besitzt, mit denen sie den Anteil an Highlight um weitere rund acht Prozent aufstocken könnte – und folglich Mehrheitsaktionärin würde. Das Verhältnis Kirch/Burgener scheint indes entspannt zu sein, weshalb selbst eine Optionsausübung grundsätzlich kein Unheil bringen würde. Trotzdem ist Highlight das eigentliche Filetstück in diesem Beziehungswirrwarr, zumal das Unternehmen im vergangenen Jahr den anvisierten Umsatz mit knapp 518 Millionen Franken übertraf und mit 0.69 Franken pro Aktie den höchsten Gewinn der Geschichte erzielte. Zusätzliche Fantasie weckt die Tatsache, dass der europäische Fussballverband UEFA seine 20-prozentige Beteiligung am Vermarkter Team an Highlight übertrug – und sowohl «Champions League» als auch «Europa League» dürfen als wahre Goldgruben bezeichnet werden.
Investor-Info:
Highlight Communications
ISIN: CH0006539198
Akt. Kurs: 4,25 €
52-Wochen Hoch/Tief: 4,50 / 3,58
Volumen: 39.298
Dividende 2010e: 0,13
Rendite 2010e (in %): 2,99
KGV 2010e: 8,04
Fazit: Highlight erwirtschaftet solide Gewinne und zahlt regelmässig Dividenden. Das wird dereinst auch die Börse honorieren. www.hlcom.ch
Quelle: stocks 8/2010
Nachrichten zu Highlight Communications AG
Analysen zu Highlight Communications AG
Datum | Rating | Analyst | |
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19.11.2012 | Highlight Communications buy | Close Brothers Seydler Research AG | |
17.08.2012 | Highlight Communications buy | Close Brothers Seydler Research AG | |
30.05.2012 | Highlight Communications buy | Close Brothers Seydler Research AG | |
14.05.2012 | Highlight Communications buy | Close Brothers Seydler Research AG | |
03.04.2012 | Highlight Communications buy | Close Brothers Seydler Research AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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19.11.2012 | Highlight Communications buy | Close Brothers Seydler Research AG | |
17.08.2012 | Highlight Communications buy | Close Brothers Seydler Research AG | |
30.05.2012 | Highlight Communications buy | Close Brothers Seydler Research AG | |
14.05.2012 | Highlight Communications buy | Close Brothers Seydler Research AG | |
03.04.2012 | Highlight Communications buy | Close Brothers Seydler Research AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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13.02.2012 | Highlight Communications halten | Frankfurter Börsenbriefe | |
11.12.2008 | Constantin Film dabeibleiben könnte sich lohnen | Focus Money | |
26.07.2006 | Highlight Communications Trendwechsel abwarten | Der Aktionär | |
01.12.2005 | Highlight Comm. Stopp 4,80 EUR | Focus Money | |
26.08.2005 | Highlight Communications hold | Berenberg Bank |
Datum | Rating | Analyst | |
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