Winterkorn bleibt VW-Chef - Vertragsverlängerung vorgeschlagen
Martin Winterkorn wird trotz der aktuellen Querelen bei Volkswagen an der Spitze des DAX-Konzerns bleiben. Sein Vertrag soll sogar verlängert werden.
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Diese Erklärung gab Europas größtem Autobauer Volkswagen am Freitag ab. Das Präsidium des Aufsichtsrats will demnach sogar eine Vertragsverlängerung vorschlagen. Nach bisherigem Stand läuft sein Vertrag Ende 2016 aus. In einer Erklärung des Aufsichtsrates heißt es: "Das Präsidium legt großen Wert darauf, dass Herr Professor Dr. Winterkorn seine Funktion als Vorsitzender des Vorstands auch weiterhin so aktiv und erfolgreich wie bisher verfolgt und hat hierbei die uneingeschränkte Unterstützung des Gremiums."
Im Vorfeld hatten Branchenbeobachter, Aktionäre und die Beschäftigten mit Spannung auf eine offizielle Äußerung des Konzerns gewartet.
Vorstandschef Martin Winterkorn war in den vergangenen Tagen unter Druck geraten, nachdem sein langjähriger Mentor und Chefaufseher Ferdinand Piëch überraschend von ihm abgerückt war.
Das sechsköpfige Präsidium des Aufsichtsrats hatte sich der Problematik bei dem Sondertreffen in Salzburg angenommen, bei dem auch Winterkorn mit von der Partie war.
Krisengipfel in Salzburg beriet auch über strategische Fragen
Bei dem Sondertreffen in Salzburg ging es nach dpa-Informationen auch um strategische Fragen rund um den Kurs des Vorstands. VW hat derzeit etwa massive Probleme auf dem wichtigen US-Markt.
Das Aufsichtsrats-Präsidium bereitet entscheidende Weichenstellungen des Kontrollgremiums vor. Das Sextett bilden: Piëch (Vorsitz), Berthold Huber von der IG Metall (Vize-Vorsitz), VW-Konzernbetriebsratschef Osterloh, der Sprecher des Porsche-Familienzweigs, Wolfgang Porsche, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Osterloh-Vize Stephan Wolf.
Winterkorn galt als Piëch -Nachfolger im Aufsichtsrat
Winterkorn galt bis zu der Piëch-Kritik als gesetzter Nachfolger des VW-Patriarchen als Chefkontrolleur. Neben der Distanz-Ansage zitierte der "Spiegel" Piëch auch mit den Worten: "Ich strebe an, dass an die Spitze des Aufsichtsrats und des Vorstands die Richtigen kommen."
Mit der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat und den zwei Vertretern des VW-Großaktionärs Niedersachsen auf der Kapitalseite hatte sich aber eine Allianz zu Winterkorn bekannt. Der Sprecher des Porsche-Familienzweigs, Wolfgang Porsche, hatte Piëchs Äußerungen als "Privatmeinung" bezeichnet. Einen Treueschwur für Winterkorn sprach Wolfgang Porsche aber nicht aus.
Experte: "Schlacht" bei VW noch nicht vorbei
Für den Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer ist "die Schlacht" bei VW nicht vorbei. Die geplante Verlängerung sei nur ein "Etappensieg" für Winterkorn und ein Signal, "um zunächst einmal wieder Ruhe in den Konzern zu bringen". Wie es mittelfristig weitergehe, müsse sich erst zeigen. "Noch ist ja kein Vertrag unterzeichnet", sagte Dudenhöffer. "Piëch wird sich das bis dahin weiter genau angucken." Winterkorn sei noch immer angezählt und stehe unter genauester Beobachtung.
Aus Sicht von Branchenexperte Stefan Bratzel hängt nun vieles davon ab, wie sich der Aufsichtsratsvorsitzende künftig zum Vorstandschef positioniert: "Interessant wird sein, ob Piëch sich positiv zu Winterkorn äußert", sagte er.
Analyst Frank Schwope von der NordLB zeigte sich von der Entscheidung nicht überrascht. Volkswagen stehe wirtschaftlich gut da - wenn auch nicht sehr gut. So zeige ein Blick auf die renditestärkeren Rivalen Toyota Motor oder Hyundai Motor, dass es noch besser laufen könnte. Er rechne damit, dass nach der Debatte um die Unternehmensspitze "die vorhandenen Baustellen offen diskutiert und angegangen werden".
Bestbezahlter DAX-Manager
Martin Winterkorn hat im Jahr 2014 von den Konzernrekorden bei Absatz, Umsatz und operativem Gewinn profitiert und hat mehr verdient, als jeder andere DAX-Manager. Der Vorstandsvorsitzende des Zwölf-Marken-Konzerns mit seinen fast 600.000 Mitarbeitern bekommt für das Geschäftsjahr rund 15,9 Millionen Euro Salär. Für 2013 hatte der bestbezahlte DAX-Chef 15 Millionen Euro erhalten. Die Vorstandsvergütung besteht neben einem Fixgehalt aus kurz- und langfristigen Erfolgsbeteiligungen. 2011 hatte Winterkorn sogar rund 17,5 Millionen Euro bekommen - dann aber reformierte der Aufsichtsrat die erfolgsabhängigen Bonuszahlungen.Winterkorn erhält für seinen Vorstandsjob bei der Porsche-Holding außerdem noch weitere Bezüge. Zuletzt lagen sie für 2013 bei knapp 800 000 Euro. Zudem hat Volkswagen für Winterkorns Pensionsansprüche inzwischen eine Rückstellung von knapp 29 Millionen Euro gebildet.
Die Börse reagiert positiv auf die Meldungen aus Wolfsburg. Die Volkswagen-Aktie zieht nach Bekanntwerden der Personalie an. Auch als der Gesamtmarkt deutlich abrutscht, behauptet sich der Anteilsschein mit einem vergleichsweise kleinen Minus gegen den Trend. Im späten Handel verpufft der Effekt allerdings etwas.
Redaktion finanzen.net mit Material von dpa-AFX
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