MÄRKTE EUROPA/Grauer Montag an der Börse - DAX fällt 5 Prozent

24.08.15 16:50 Uhr

   Von Thomas Leppert

   FRANKFURT (Dow Jones)--Der "Schwarze Montag" war einer der dunkelsten Tage in der Börsengeschichte. An diesem Tag, dem 19. Oktober 1987, fiel der Dow-Jones-Index um 22 Prozent oder 508 Punkte. Für den deutschen Aktienmarkt ging es damals um gut 9 Prozent nach unten. Es waren aber keine Katastrophen, die damals die Börsen in Panik versetzten. Am Montag nun geht es an der Wall Street um 745 Punkte nach unten - oder 4,4 Prozent. Auslöser ist momentan die Entwicklung in China und die Sorge um das globale Wachstum.

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   Der Crash am chinesischen Aktienmarkt, die Furcht vor einem weltweiten Wirtschaftsabschwung und kollabierende Preise am Rohstoffmarkt bilden die Argumente für die Pessimisten, Aktien zu verkaufen. Der deutsche Aktienmarkt hat alle in diesem Jahr gesehenen Gewinne wieder abgegeben. Seit dem Hoch am 10. April bei 12.391 Punkten hat das Kursbarometer Dax 23 Prozent eingebüßt. Börsianer fragen sich, ob sich der Aktienmarkt noch in einer Korrektur befindet oder bereits eine Baisse eingeläutet wurde.

   Deutschlands Leitindex büßt am Nachmittag 5 Prozent auf 9.612 Punkte ein. Im Tief, zur Eröffnung an der Wall Street, handelte er bei 9.338 Punkten, am Vormittag noch knapp 600 Punkte höher. Keines der 30 Schwergewichte des Index kann sich dem starken Abwärtssog entziehen. Der Euro-Stoxx-50 verliert 5,6 Prozent auf 3.064 Punkte.

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   Als ein Grund für die Verkäufe wird die Entwicklung in China genannt. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt scheint ins Straucheln geraten zu sein - die Frage ist, ob sie auch fällt. Der Leitindex in Schanghai brach um 8,5 Prozent ein. In Hongkong fiel der Hang-Seng-Index um gut 5 Prozent. Die Angst vor einer dramatischen Abschwächung der Konjunktur, vor allem aber die Zurückhaltung der chinesischen Notenbank am Wochenende, lastete schwer auf den Kursen.

   Der Euro wertet derweil zum US-Dollar weiter auf. Am Nachmittag steigt die Gemeinschaftswährung über die Marke von 1,1650 Dollar nach Kursen knapp unter 1,14 am Freitagabend. "Eine Zinserhöhung (in den USA) im September erscheint aus Sicht der Mehrheit der Marktteilnehmer inzwischen eher unwahrscheinlich", sagt Thu Lan Nguyen von der Commerzbank. Zudem werden am Kapitalmarkt die sicheren Häfen gesucht, zu diesen gehört der Euro. Aber auch Carry-Trades, die aufgelöst werden, erhöhen die Nachfrage in der Gemeinschaftswährung.

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   Am Rentenmarkt sind sichere Papiere gesucht. Zehnjährige Bundesanleihen sind im frühen Handel auf den höchsten Stand seit Ende April gestiegen. Sie haben die Gewinne anschließend jedoch weitgehend wieder abgegeben. Möglicherweise nehmen Anleger nach der mehrwöchigen Aufwärtsbewegung von Bundesanleihen nun Kursgewinne mit. Die Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren rentieren bei 0,56 Prozent.

   Die größten Kursverlierer an Europas Börsen sind die Rohstoffproduzenten, der Sektor der Minenwerte verliert 10 Prozent. Die Rohstoffwerte gelten als besonders abhängig von der chinesischen Konjunktur. Mit den neuen Turbulenzen am chinesischen Aktienmarkt geraten die Preise für Metalle wie Kupfer, Nickel und Blei erneut kräftig unter Druck. Gold kann sich der Entwicklung entziehen und steigt auf 1.160 Dollar.

   Den zweitschwächsten Sektor stellen die Unternehmen aus der Öl- und Gasindustrie, die Aktien fallen im Schnitt um 8 Prozent. Der Preis für ein Fass der Nordseeölsorte Brent zur Lieferung im Oktober verliert am Londoner Terminmarkt 5,3 Prozent auf 42,96 US-Dollar. Der russische Wirtschaftsminister Alexej Ulyukayew hält einen Rückgang des Brent-Ölpreises auf unter 40 US-Dollar je Fass kurzfristig für möglich.

   Im russischen Haushalt für 2015 wurde von einem durchschnittlichen Ölpreis von 50 Dollar je Barrel ausgegangen. Erdöl ist das wichtigste Exportgut in Russland und ein niedrigerer Ölpreis könnte die Budgetpläne stark beeinträchtigen. Darüber hinaus führt ein fallender Ölpreis auch zu weiterer Schwäche des russischen Rubels, der auf ein Siebenmonatstief zum Dollar gefallen ist. Der Aktienmarkt in Moskau verliert gut 5 Prozent.

   Die Teilnehmer fragen sich nun, wann die Käufer an die Börse zurückkehren. Pessimistisch äußert sich Christopher Riniker, Chef-Analyst für Anlagestrategien bei Julius Bär. Auch wenn Aktien derzeit abstürzten, böten die niedrigeren Kursniveaus derzeit noch keine günstige Einstiegsmöglichkeit. "So lange wir nicht wissen, wie die chinesische Regierung auf die aktuelle Wachstumsentwicklung reagieren wird, halten wir uns bis auf Weiteres mit Empfehlungen zurück", sagt der Experte. Weitere negative Marktbewegungen seien möglich, fügt er hinzu.

   Wesentlich optimistischer sind die Analysten von J.P. Morgan. Sie halten den Rückschlag an den Aktienmärkten für übertrieben. "Wir würden jede weitere Schwäche zum Kauf nutzen", heißt es in einer Studie. Die größten Risiken sehen sie nicht in China, sondern in den USA. Die Gewinnentwicklung in Europa biete dagegen keinen Grund für den aktuellen Kursrückgang des Euro-Stoxx-50. Die Gewinnschätzungen für die Unternehmen in der Eurozone seien stabil oder zeigten nach oben. Die Kurse seien dagegen deutlich gefallen. Damit sei die Bewertung nun günstiger geworden.

=== INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.099,03 -4,56% Stoxx-50 2.947,66 -4,98% DAX 9.701,78 -4,18% FTSE 5.925,99 -4,23% CAC 4.405,52 -4,87% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 155,91 +10

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8.11 Uhr Fr, 18.21 Uhr EUR/USD 1,1580 1,32% 1,1429 1,1366 EUR/JPY 137,34 -0,86% 138,54 138,71 EUR/CHF 1,0827 0,32% 1,0793 1,0774 USD/JPY 118,52 -2,22% 121,21 122,06 GBP/USD 1,5749 0,56% 1,5662 1,5708 === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

   DJG/thl/raz

   (END) Dow Jones Newswires

   August 24, 2015 10:19 ET (14:19 GMT)

   Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 10 19 AM EDT 08-24-15

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