Lausitzer Rundschau: Und viele Fragen offen Zum angekündigten Verkauf der Lausitzer Vattenfall-Geschäfte
Cottbus (ots) - Gebannt haben Lausitzer in den vergangenen Tagen nach Schweden geschaut: Wie wird der Staatskonzern Vattenfall über die Zukunft der Braunkohle-Verstromung in Deutschland entscheiden? Jetzt wissen wir es: Er will sie los werden. Dreckige Kohle passt nicht ins saubere Image der Schweden. Mit der Entscheidung für den Verkauf der deutschen Braunkohlesparte herrscht zwar zunächst Klarheit in diesem Punkt, gleichzeitig tun sich aber Dutzende weitere Fragen auf. Wer beispielsweise soll die Lausitzer Vattenfall-Ableger kaufen? In ersten Reaktionen wird der Ruf nach dem Staat laut. Die Länder Sachsen und Brandenburg sollen einspringen. Was bei einem Blick auf die Arbeitsplätze attraktiv erscheint, birgt hohe Risiken. Selbst wenn der Kaufpreis nur bei einem symbolischen Euro liegen sollte, bleibt die Ungewissheit, was mit Folgekosten der Tagebaue, mit der Finanzierung des Rückbaus von Kraftwerken oder der Haftung für künftige Schäden wird. Eine kurzfristige Rettungsaktion für Lausitzer Arbeitsplätze könnte so zum langfristigen Finanzgrab werden. Für Brandenburg wäre es das nächste nach dem Flughafen BER. Eine Alternative wäre der Kauf durch einen anderen deutschen Energiekonzern. Viele kommen nicht infrage, sind doch die meisten mit den Folgen der Energiewende belastet. RWE-Chef Peter Terium selbst spricht offen von "einer äußerst schwierigen Lage" seines Unternehmens. Ähnlich schlecht sieht es bei Eon und ENBW aus. Bleiben Finanzinvestoren wie KKK, Blackstone und CVC oder die tschechischen Versorger EPH und CEZ, über deren Einstieg in verschiedenen Medien spekuliert wird. Einen Kauf werden diese nur in Erwägung ziehen, wenn er sich rechnet. Das bringt erneut die Frage der Folgekosten und Haftung auf den Tisch. Und würde ein solcher Investor alle Arbeitsplätze in der Lausitz sichern? Unklar ist auch, wie es mit den nötigen Investitionen in die Lausitzer Kraftwerke weitergeht. Gibt Vattenfall hier noch einmal Geld aus, um die Braut für den Verkauf anzuhübschen? Was wird aus den beantragten Tagebau-Erweiterungen? Gerade Letzteres dürfte auch die von einer möglichen Erweiterung betroffenen Bürger in Atterwasch und anderen Orten brennend interessieren. Hoffnungen auf ein schnelles Ende der Kohleverstromung sollte sich angesichts der Ankündigung aus Schweden aber niemand machen. Vattenfall will zwar als "Saubermann" dastehen, scheut sich aber vor einer Abwicklung der "dreckigen" Lausitzer Tochter. Das mit der Kohle verdiente Geld steckt man lieber in den eigenen Atomausstieg und erneuerbare Energien. National gesehen machen sich die Schweden damit für den Klimaschutz stark. Global betrachtet erreichen sie so aber möglicherweise das Gegenteil - wenn sich ein Käufer findet, der die Lausitzer Braunkohle noch weitere Jahrzehnte ausbeutet. Bleibt also das Warten, wer der neue Herr der Lausitzer Kohle wird. Sachsens und Brandenburgs Landesregierungen drängen auf rasche Antworten aus Schweden. Damit haben sie recht, offenbaren aber zugleich, wie einseitig und damit fahrlässig ihre Politik für die Lausitz bisher war. Rufe nach einem "Plan B" für die Region blieben ungehört. Was wird nun, wenn tatsächlich Arbeitsplätze in der Kohle auf dem Spiel stehen? Wenn kein rettender Engel als Investor einspringt? Auch diese Frage muss beantwortet werden, allerdings nicht von Vattenfall, sondern von Woidke, Christoffers, Tillich und Co.
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