Kosten für deutsche Kreditausfallversicherungen steigen
Deutschland bekommt die steigenden Lasten im Zuge der Schuldenkrise zunehmend zu spüren.
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Die Kosten für die Absicherung gegen einen deutschen Zahlungsausfall sind in den vergangenen Wochen dramatisch gestiegen. Investoren bewerten den möglichen Preis, den Deutschland für den Zusammenhalt der Eurozone zahlen könnte, neu. Gleichwohl sind die Renditen deutscher Staatsanleihen dank ihres Rufes als sicherer Anlagehafen auf historische Tiefststände gefallen.
Marktbeobachter warnen aber, dass dieser Umstand nicht mit völligem Vertrauen in die deutsche Solvenz gleichzusetzen ist. Die Fähigkeit Deutschlands, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, steht und fällt letztlich mit der Euro-Krise, die bislang vier Mitglieder unter das Dach des Rettungsschirms gezwungen hat. Der Anstieg bei den Kreditausfallkosten kann als Zeichen interpretiert werden, wie besorgt Anleger über die wachsenden Belastungen des Motors der Euro-Zone bei der Finanzierung der diversen Rettungspakete sind. Und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht, heißt es mit Blick auf die Wackelkandidaten Spanien und Italien.
"Sollte die europäische Schuldenkrise anhalten, dürfte die deutsche Kreditwürdigkeit leiden. Dies reflektiert die Befürchtung des Marktes, dass die Ausfallbürgschaften für viele Mitglieder der Euro-Zone auf den deutschen Schultern ruhen", mahnen die Experten des Institute for International Finance. Die einzige globale Vereinigung von Finanzinstituten repräsentiert über 450 der weltgrößten Finanzkonzerne. Der Spread auf fünfjährige Kreditausfallversicherung (CDS) für deutsche Staatsanleihen hat sich seit den Märztiefs von 70 Basispunkten (Bp) beständig auf 104 Bp ausgeweitet. Damit müssen Anleger durchschnittlich 104.000 US-Dollar jährlich berappen, um sich gegen den Ausfall von 10 Millionen Dollar deutscher Staatsschulden für einen Zeitraum von fünf Jahren abzusichern. Zuvor hätten für diese Sicherheitsleistung rund 70.000 Dollar per annum ausgereicht.
In diesen Zahlen kommt das Misstrauen gegenüber den deutschen Bürgschaften in der Euro-Krise klar zum Ausdruck. Denn andere vermeintlich sichere Häfen wie die der Staatsanleihen aus Großbritannien und den USA verzeichnen einen weitaus geringeren Anstieg der Kreditausfallkosten. Der CDS-Spread deutscher Papiere rangiert rund 50 Bp über den US-Pendants - ein Zuwachs von 40 Bp seit März. Mit Blick auf die Konjunkturentwicklung sei eine solche Differenz nicht gerechtfertigt, heißt es im Handel. "Es macht rational keinen Sinn, Deutschland sollte sich eher auf dem Niveau von Großbritannien und den USA bewegen", sagt ein CDS-Händler. Der Unterschied lasse sich nur mit dem deutschen Engagement bei der Bewältigung der Euro-Krise erklären.
Kontakt zur Autor: florian.faust@dowjones.com DJG/DJN/flf/bek(END) Dow JonesNewswires June 19, 2012 10:37 ET (14:37 GMT) Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.- - 10 37 AM EDT 06-19-12
Von Serena Ruffoni und Florian Faust