Aurubis-Chef: Salzgitter zeigt, wo es langgeht
Für viele überraschend, hat Bernd Drouven sein Amt zum Jahresende zur Verfügung gestellt. Der scheidende Chef der größten europäischen Kupferhütte Aurubis stellt die Fakten klar.
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von Wolfgang Ehrensberger, €uro am Sonntag
Das Geschäft brummt bei Aurubis, der früheren Norddeutschen Affinerie. Für das Geschäftsjahr 2010/11 (30.9.) wird ein Rekordergebnis erwartet. Der Konzern will weiter wachsen und sucht Übernahmeziele außerhalb Europas. Umso überraschender kam die Ankündigung von Vorstandschef Bernd Drouven, zum Jahresende auszuscheiden. Manche vermuten dahinter 25-Prozent-Großaktionär Salzgitter.
€uro am Sonntag Sie haben im Mai angekündigt, Ihren Vertrag nicht mehr zu verlängern. Warum?
Bernd Drouven Ich habe persönliche Gründe genannt, dabei bleibt es.
Es gab Spekulationen über ein angespanntes Verhältnis zum Großaktionär Salzgitter.
Das trifft definitiv nicht zu. Ich habe es begrüßt, dass Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann Aufsichtsratschef bei Aurubis geworden ist. Und es ist doch klar, dass er als Ankeraktionär auch eine richtungsweisende Rolle im Unternehmen spielt, er hat schließlich viel Geld investiert. Ich sehe das auch als Bekenntnis von Salzgitter zu unserem Unternehmen. Dass mit Peter Willbrandt auch noch für mich ein Nachfolger aus dem Unternehmen gefunden worden ist, begrüße ich sehr. Dass der Wechsel erst zum 1. Januar stattfindet, sehe ich darüber hinaus auch als Vertrauensbeweis von Herrn Fuhrmann mir gegenüber.
Wie würden Sie Ihr Vertrauensverhältnis zu den Banken beschreiben?
Wir sind solide kapitalisiert und haben vernünftige Finanzzahlen, sodass wir für einen Bankpartner kein großes Risiko darstellen und demzufolge keine schlechten Erfahrungen gemacht haben. Wenn sich Banken selbst durch wilde Finanztransaktionen in Schwierigkeiten bringen, muss man sich aber schon die Frage stellen, ob man das klassische Kreditgeschäft nicht vom Investmentbanking trennen sollte. Eine solche Trennung würde ich befürworten.
Die Grasberg-Mine in Indonesien gilt als weltweit größte Gold- und zudem bedeutende Kupferlagerstätte. Befürchten Sie, dass die anhaltenden Streiks dort zu Lieferengpässen bei Kupfer führen könnten?
Ich rechne momentan nicht damit, dass wegen des Streiks in Grasberg das Kupferangebot auf dem Weltmarkt zurückgeht. Allerdings reduziert sich dadurch das Angebot an Konzentraten, und damit geraten die Spotmarkt-Schmelzlöhne schnell unter Druck. Das ist tendenziell schlecht für diejenigen, die wie Aurubis Kupfer zu Kathoden verarbeiten. Aurubis arbeitet allerdings überwiegend mit langfristigen Verträgen, kauft also kaum auf dem Spotmarkt. Die Schmelzlöhne unter langfristigen Verträgen reagieren nicht so stark auf temporäre Ereignisse.
Stört es Sie, dass der spekulative Einfluss der Finanzmärkte auf den Kupferpreis zugenommen hat?
Der spekulative Einfluss hat in der Tat zugenommen, und das führt zu stärkerer Volatilität, keine Frage. Ich kann auch verstehen, dass einige verärgert darüber sind, dass hier Transaktionen von Leuten gemacht werden, die kein physisches Kupfergeschäft mehr haben. Aber ich halte die Diskussion darüber für übertrieben, das ist doch alles längst Teil unseres Lebens. Selbst wenn ich als Privatmann nur brav anlegen will und in ein DAX-Zertifikat investiere, trage ich zu permanenten Kursbewegungen bei. Und gerade die Finanztransakteure ermöglichen es uns doch erst, unsere Geschäfte über Hedging abzusichern. Das ist unverzichtbarer Bestandteil unseres Geschäftsmodells.
Haben Sie im abgelaufenen Geschäftsjahr 2010/11 (30.9.) die gesteckten Ziele erreicht?
Die gute Entwicklung der Vorquartale hat sich auch im vierten Quartal fortgesetzt. Wir haben uns für das Geschäftsjahr ein operatives Ergebnis von mindestens 260 Millionen Euro zum Ziel gesetzt und in diesem Zielrahmen liegen wir, wobei wir nichts gegen eine Überschreitung haben. Generell sind wir mit unseren Prognosen vorsichtig und freuen uns, wenn wir sie übertreffen.
Welche Sondereffekte werden den Abschluss beeinflussen?
Die Übernahme der Walzproduktsparte des finnischen Luvata-Konzerns zum 1.9. führt 2010/11 zu einem Buchgewinn von 100 Millionen Euro. Zudem gibt es Bewertungseffekte, weil unsere Vorräte zu Durchschnittspreisen bewertet werden. Da der Kupferpreis zum 30.9. relativ niedrig war, haben wir bei Kupfer negative Bewertungseffekte, die wir noch nicht quantifizieren können.
Analysten rechnen mit einem Rekordüberschuss. Was kann man bei der Dividende erwarten?
Also, bei „Rekordergebnis“ sind wir erst mal vorsichtig, und um zur Dividende etwas zu sagen, ist es noch zu früh. Wir müssen jetzt erst mal Luvata konsolidieren und haben deshalb die Bilanzpressekonferenz von Dezember auf Januar verschoben.
Welche Dividendenpolitik verfolgen Sie grundsätzlich?
Wir versuchen in allen Aktivitäten langfristiger Partner zu sein – von den Minenaktivitäten bis zum Kunden, vom Mitarbeiter bis zum Aktionär –, schließlich haben wir ein kapitalintensives Geschäftsmodell, das keine Jo-Jo-Politik zulässt. Diese Stabilität und Kontinuität wollen wir auch in unserer Dividendenpolitik vermitteln. Natürlich gibt es Ereignisse, die Reaktionen erforderlich machen, wie etwa die Cumerio-Übernahme. Da haben wir weniger Dividende bezahlt, weil sonst eine höhere Kapitalerhöhung fällig gewesen wäre.
Befürchten Sie im Geschäftsjahr 2011/12 negative Auswirkungen der Schuldenkrise und der Kapitalmarktturbulenzen für Ihr Geschäft?
Das ist schwer zu sagen. Momentan herrscht Verunsicherung, aber die Nachfrage ist bisher nicht stark belastet. Wir spüren aber, dass die Kunden kurzfristiger bestellen. Wir werden nicht mehr so große Steigerungsraten haben oder eher einen leichten Rückgang, aber keinen echten Einbruch wie nach der Lehman-Pleite 2008.
In Europa ist Aurubis ja bereits gut positioniert. Wo sehen Sie außerhalb Europas Wachstumsmöglichkeiten?
Wir haben jetzt gerade die Walzsparte von Luvata mit 1.300 Mitarbeitern übernommen, das müssen wir erst mal verdauen. Parallel sehen wir uns natürlich nach neuen Übernahmezielen außerhalb Europas um, und zwar in zwei Richtungen: In Richtung Kunde und in Richtung Vormateriallieferant. Bei den Kunden sind das in erster Linie die Wachstumsmärkte Asiens, bei den Vormateriallieferanten ist es eher Südamerika. Diese beiden Regionen werden wir uns verstärkt ansehen müssen. Ein Engagement muss aber gründlich überlegt sein.
Meister des
roten Goldes
Bernd Drouven kam vor rund zehn Jahren zu Aurubis, das damals noch unter Norddeutsche Affinerie firmierte. Als Finanzchef hatte er 2008 die Leitung des Konzerns von Werner Marnette übernommen, nachdem dieser sich mit dem Aufsichtsrat über die künftige Unternehmensstrategie überworfen hatte. In die Zeit von Drouven fiel die Übernahme der belgischen Kupferhütte Cumerio und die Umbenennung des Konzerns in Aurubis („Rotes Gold“). Drouven hat Cumerio zügig integriert und das Unternehmen mit seinen 6000 Beschäftigten wirtschaftlich erfolgreich geführt.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Datum | Rating | Analyst | |
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17.04.2025 | Salzgitter Hold | Deutsche Bank AG | |
14.04.2025 | Salzgitter Buy | Baader Bank | |
14.04.2025 | Salzgitter Hold | Deutsche Bank AG | |
25.03.2025 | Salzgitter Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
25.03.2025 | Salzgitter Hold | Jefferies & Company Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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14.04.2025 | Salzgitter Buy | Baader Bank | |
21.03.2025 | Salzgitter Buy | Baader Bank | |
05.03.2025 | Salzgitter Kaufen | DZ BANK | |
12.02.2025 | Salzgitter Buy | Baader Bank | |
23.01.2025 | Salzgitter Buy | Baader Bank |
Datum | Rating | Analyst | |
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17.04.2025 | Salzgitter Hold | Deutsche Bank AG | |
14.04.2025 | Salzgitter Hold | Deutsche Bank AG | |
25.03.2025 | Salzgitter Hold | Jefferies & Company Inc. | |
24.03.2025 | Salzgitter Hold | Deutsche Bank AG | |
21.03.2025 | Salzgitter Neutral | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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25.03.2025 | Salzgitter Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
21.03.2025 | Salzgitter Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
13.03.2025 | Salzgitter Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
24.01.2025 | Salzgitter Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
06.12.2024 | Salzgitter Underweight | JP Morgan Chase & Co. |
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