Sky Deutschland: Neuer Hausherr vor der Tür

von Wolfgang Hagl, Euro am Sonntag

Keine Frage: Übernahmespekulationen zählen zu den stärksten Kurstreibern am Aktienmarkt. Sobald entsprechende Gerüchte aufkommen, geht es mit den Notierungen vermeintlicher Kaufkandidaten steil nach oben. Bei Sky Deutschland wiederholt sich dieses Muster nicht. Seit Monaten machen Meldungen über einen vermeintlichen Verkauf des Pay-TV-Unternehmens die Runde. Dennoch zählt die Aktie im bisherigen Jahresverlauf mit einem Minus von knapp 15 Prozent zu den schwächsten MDAX-Mitgliedern.

An der schlechten Performance konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass BSkyB am Freitag tatsächlich eine Offerte vorlegte. Der britische Pay-TV-Krösus bietet 6,75 Euro je Sky-Deutschland-Aktie - ein Miniaufschlag von 1,4 Prozent gegenüber dem Donnerstagsschlusskurs.

Hinter der Offerte stecken Pläne des Medienmoguls Rupert Murdoch, die europäischen Pay-TV-Aktivitäten unter ein Dach zu bringen. Dazu soll BSkyB neben Sky Deutschland auch Sky Italia schlucken. Klappt der Deal, kann sich Murdoch über Bareinnahmen von umgerechnet mehr als sechs Milliarden Euro freuen. Das Geld kann der 83-Jährige gut gebrauchen. Schließlich hat er ein Auge auf den Medienriesen Time Warner geworfen, blitzte jedoch mit einer ersten, stattlichen Offerte über 80 Milliarden US-Dollar beim Verwaltungsrat des US-Konzerns ab.

€uro am Sonntag hält es für wenig wahrscheinlich, dass BSykB nachlegt. Zwar macht der Deal aus strategischer Sicht Sinn. Allerdings haben sich die Briten von der Murdoch-Holding 21st Century Fox bereits eine Mehrheit von 57,4 Prozent an Sky Deutschland gesichert.

Insofern haben die neuen Hausherren keine Eile, eine Komplettübernahme des MDAX-Mitglieds ­voranzutreiben. Zumal Sky Deutschland schon jetzt stattlich bewertet ist - auch wenn der angestrebte Turn­around offenbar gelingt.

Vergangenes Jahr verdienten die Münchner vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) knapp 35 Millionen Euro. Deutliche Fortschritte erzielte der Konzern auch beim durchschnittlichen Umsatz je Kunde: Die sogenannte ARPU (Average Revenue per User) lag im ersten Quartal bei 34,58 Euro und damit vier Prozent über dem Wert des Vorjahreszeitraums.

Doch Vorstandschef Brian Sullivan will mehr. 2014 soll das Ebitda 70 bis 90 Millionen Euro erreichen. Gleichzeitig möchte Sullivan 400.000 bis 450.000 neue Abonnenten gewinnen.

Hier könnte ihm der Triumph der Nationalmannschaft bei der Fußball-WM in die Hände spielen. Der Titel heizte die Euphorie um das runde Leder weiter an. Sky Deutschland zeigt alle Spiele der ersten und zweiten Bundesliga live und exklusiv. Pro Spielzeit überweist der Sender dafür im Schnitt annähernd eine halbe Milliarde Euro an die Deutsche Fußball Liga. Damit geht knapp ein Drittel der aktuellen ARPU an die heimischen Profiklubs.

Gleichwohl forciert Sullivan auch den fußballfremden Content. Sky buhlt mit Hollywood-Blockbustern und einer Vielzahl von Serien wie "House of Cards" oder "24" um die TV-Junkies. Daneben treibt der Konzern die Digitalisierung mit Dienstleistungen wie der Onlineanwendung SkyGo oder dem Videoportal Snap voran.

Neue Konkurrenz
Hier trifft Sky auf Konkurrenz. Beispielsweise spielt dieser Bereich in der Wachstumsstrategie der Sendergruppe ProSiebenSat.1 eine zentrale Rolle. Und der erfolgreiche US-Streamingdienst Netflix steht kurz vor dem Markteintritt in Deutschland. Fest steht: Sky bietet ein exklusives und attraktives Programm. Allerdings hat dieser Service sowohl für Zuschauer als auch Investoren einen stattlichen Preis. Insofern drängt sich ein Kauf der Aktie trotz der Übernahme­offerte nicht auf.

Investor-Info

Sky Deutschland
Zeit für Gewinnmitnahmen
Nach Vorlage des Übernahmeangebots notierte die Sky-Aktie am Freitagvormittag einige Cent über dem Kaufpreis von 6,75 Euro. Wir gehen nicht davon aus, dass BSkyB schnell nachlegt. Zumal die Offerte keine Mindestannahmequote vorsieht. Insofern könnten Anleger, die schon länger dabei sind, die Gelegenheit nutzen und Gewinne einstreichen. Nur risikofreudige Investoren mit einem sehr langen Atem sollten auf einen Nachschlag spekulieren.