Interview

Mensch und Maschine: „Vier Prozent steuerfrei ist ein gutes Argument“

28.10.13 14:55 Uhr

MuM-CEO, Adi Drotleff, über die angepeilten Gewinnsprünge, positive Impulse durch den Erfolg des 3D-Drucks und die steuerfreie Dividende von vier Prozent.

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Mensch und Maschine (MuM) hat ehrgeizige Ziele. Bis 2015 will MuM-CEO Adi Drotleff den Gewinn je Aktie auf 0,50 Euro mehr als verdoppeln, bis 2018 sogar vervierfachen.
Im laufenden Jahr tritt der Firmenlenker noch auf die Euphoriebremse und kündigt ein Ergebnis auf Vorjahresniveau an. Überzeugt von den Aussichten stockt Drotleff seinen Bestand an MuM-Aktien von aktuell 42 Prozent kontinuierlich auf.

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Herr Drotleff, nach dem Verkauf des Distributionssegments konzentriert sich Mensch und Maschine (MuM) auf die beiden Bereiche Software und Systemhaus. Wie weit ist der Konzernumbau inzwischen vorangeschritten? Gibt es noch offene Baustellen?
Adi Drotleff: Die Umstellung auf das Systemhaus-Geschäft in Europa, also außerhalb des deutschsprachigen Raums, ist technisch abgeschlossen. Wir befinden uns jetzt in der Phase, in der die Geschäfte kontinuierlich hochlaufen. In den Jahren 2012, 2013 und 2014 konnten bzw. können wir die planmäßigen Anlaufverluste in den Ländern Frankreich, Italien, UK, Polen und Rumänien mit den variablen Raten aus dem Distributionsverkauf weitgehend kompensieren, wobei dieses Jahr das schwierigste ist, weil wir im Vergliech zum Vorjahr insgesamt fünf Millionen Euro weniger Ertrag aus dem Distributionsverkauf verbuchen können. 2014 wird diese Differenz nur eine Million Euro betragen und ab 2015 dürften die Auslandsniederlassungen alle aus eigener Kraft profitabel sein.

Im Systemhausgeschäft planen Sie 2014 ein bis zwei weitere Akquisitionen. In welchen Ländern und in welcher Größenordnung wollen Sie zukaufen?
Nachdem wir in Italien, Rumänien und Frankreich zugekauft haben und in UK und Polen aus eigener Kraft das Systemhausgeschäft aufbauen, fehlt uns nur noch Benelux. Dort istunser eigenes Team zu klein für einen eigenständigen Aufbau. Deshalb konzentrieren wir uns auf diesen Bereich, wobei wir maximal noch ca. 10 Millionen Euro Umsatz hinzukaufen wollen.

MuM wurde bisher in erster Linie als CAD/CAM-Spezialist wahrgenommen. Nun betonen Sie zusätzlich Ihre starke Marktstellung im Bereich PDM. Könnten Sie allen Lesern, die mit diesem Kürzel nur wenig anfangen können, bitte kurz erläutern, was sich hinter PDM verbirgt und welche Bedeutung dieser Bereich für MuM hat?
PDM steht für Product Data Management, darunter versteht man die Verwaltung von Konstruktions-, Bauwerks- oder Katasterdaten, entweder als 3D-Modelle oder als reines Dokumentenmanagement, wenn nur die Verwaltung der 2D-Plandaten gewünscht wird. Mit rund 10 Millionen Euro Jahresumsatz sind wir mittlerweile schon einer der mittelgroßen Anbieter auf diesem Markt.Wir können unseren Kunden eine Mischung aus zugekauften Standardlösungen, z. B. von unserem Hauptlieferanten Autodesk, eigener Software-Technologie und kundenspezifischen Anpassungen bieten. Der relativ hohe Anteil an proprietärer Wertschöpfung macht diesen Bereich für uns sehr attraktiv, auch weil die Eintrittsbarrieren für Mitbewerber ziemlich hoch sind.

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Als CAD-Spezialist müsste MuM doch auch vom wachsenden Erfolg der 3D-Druck-Technologie profitieren oder liegen wir mit dieser Annahme falsch?
Die Annahme ist richtig, weil es natürlich jedem Anbieter von 3D-Konstruktionssoftware nützt, wenn seine Kunden ihre Prototypen oder Kleinserien auf derart simple und schnelle Art direkt im eigenen Haus herstellen können. Allerdings ist das für uns und für die meisten unserer Kunden nur ein relativ kleiner Teilaspekt, der mit dem momentanen Hype auf dem Kapitalmarkt nicht so ganz in Deckung zu bringen ist. Für uns ist weiterhin der CAM-Markt, also die Fertigung von Metall-, Kunststoff- oder Keramik-Teilen und -Formen auf Präzisions-Werkzeugmaschinen, viel bedeutender.

Im dritten Quartal konnte MuM das EBITDA rein operativ mehr als verdoppeln, dennoch sind Sie mit dem operativen Abschneiden nicht ganz zufrieden. Haben Sie die Messlatte zu hoch gehängt?
Wir hatten ursprünglich gehofft, den bereits angesprochenen Wegfall von sonstigen Erträgen in Höhe von 5 Millionen Euro durch operative Fortschritte mehr als kompensieren zu können. Das war wohl doch zu steil, aber die voraussichtlich erreichbaren 4 Millionen Euro sind auch ein gewaltiger Sprung. Wenn wir die nächsten Jahre nur einigermaßen auf dieser Spur bleiben, schaffen wir unsere ambitionierten Mittel- und Langfristziele ziemlich locker.

Mit Vorlage der Q3-Zahlen haben Sie auch die Ziele für das Gesamtjahr leicht nach unten angepasst. Das Ergebnis je Aktie erwarten Sie nun auf Vorjahresniveau von 0,24 Euro. Ist es das Software-Segment oder das Systemhausgeschäft, das hinter der bisherigen Planung zurückbleibt? Wo sehen Sie die Gründe dafür?
Die Planung war in beiden Bereichen etwas zu ambitioniert, das nimmt sich nicht viel. Wenn man unseren zu großen Ehrgeiz zu Jahresbeginn hier ausblendet, können wir mit den Ergebnissen recht zufrieden sein. Zumal wir auch aktives Kostenmanagement betreiben und seit Mitte letzten Jahres akquisitionsbereinigt im Systemhaus-Segment etliche Stellen abgebaut haben.

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Die Rohertragsmarge ist im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr von 48,2% auf 55,4% gestiegen. Sehen Sie da noch Potenzial für eine weitere Verbesserung? Welche Größenordnung streben Sie mittelfristig an?
Das war schon eine sehr gute Rohmarge für ein Quartal, aber die 53,3%, die wir auf Neunmonatsbasis erreicht haben, dürften bis zum Jahresende noch einen Tick zulegen.

Trotz der konservativen Prognose für das laufende Geschäftsjahr haben Sie Ihre mittelfristigen Ziele bekräftigt: Bis 2015 wollen Sie das Ergebnis je Aktie (EPS) auf rund 0,50 Euro steigern, bis spätestens 2018 auf rund 1,00 Euro. Unter welchen Prämissen stehen diese Ziele? Was macht Sie so optimistisch?

MuM-CEO Adi Drotleff
Unsere operative EBITDA-Rendite wird 2013 zwischen 6,5 und 7,0% hereinkommen, während die mittelfristig erreichbare Rendite mit unserem Geschäftsmodell bei gut 10% liegt. Dabei kann das Software-Segment, das 2013 bei ca. 17% landen wird, auf über 20% Umsatzrendite steigen. Das größere Potential liegt aber natürlich bei unserer Baustelle Systemhaus-Segment, das dieses Jahr infolge der Anlaufverluste in Europa nur bei ca. 2,5 bis 3 Prozent, also weniger als einem Drittel der mittelfristigen Zielrendite, landen wird. Da ist also noch eine Menge Platz. Unsere organischen Wachstumsziele sind dagegen relativ bescheiden und liegen nur bei gut 10% pro Jahr. Weitere Stellschrauben für die mittelfristige Entwicklung sind unser aktives Kostenmanagement und die im Konzern vorhandenen Verlustvorträge, die die Steuerquote noch einige Jahre niedrig halten werden. Ab 2016 kommt dem Gewinn noch der Wegfall der siebenjährigen Amortisation der Akquisitionen aus dem Jahr 2009 zugute, die alleine mehr als 1,5 Millionen Euro oder 10 Cent beim EPS ausmachen.

Für das laufende Jahr haben Sie erneut eine Dividende von 0,20 Euro je Aktie in Aussicht gestellt. Wird diese Ausschüttung erneut steuerfrei erfolgen? Dürfen sich Ihre Aktionäre in den nächsten Jahren über kräftig steigende Dividenden freuen, wenn das EPS in Richtung 1 Euro steigt?
Wir sind der Meinung, dass Cash nicht im Unternehmen bleiben soll, sondern ausgeschüttet gehört, solange die Kennziffern in der Bilanz stimmen. Deshalb können die MuM-Aktionäre mit steigenden Dividenden rechnen, sobald wir diese aus dem freien Cashflow bedienen können, was voraussichtlich ab 2014 oder 2015 der Fall sein wird. Bei einem EPS von einem Euro dürfte die Ausschüttung mindestens bei 50 Cent liegen, wahrscheinlich eher höher. Und wir können voraussichtlich noch auf Jahre hinaus steuerfrei ausschütten.

Wie viele MuM-Aktien halten Sie persönlich aktuell? Werden Sie Ihren Anteil weiter aufstocken?
Ich halte gut 42% der MuM-Aktien und habe seit 2006 meinen Bestand um etwa 1,4 Millionen Aktien aufgestockt, allein im letzten halben Jahr waren es rund 50.000 Stück. Und solange der Markt so nett ist, die MuM-Aktie so günstig herzugeben, werde ich sicher weitere Stücke einsammeln. Allein die Dividendenrendite von gut 4% steuerfrei ist schon ein sehr gutes Argument, wie ich finde - von den Aussichten ganz zu schweigen.

Herr Drotleff, besten Dank für das Interview.

Haftungsausschluss/Disclaimer: Das aktuelle Interview dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die Meinungen und Aussagen der Interviewpartner spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich diejenige des Interviewpartners. Das Interview ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
Für Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung übernommen.

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