KTG Agrar-Chef: "50 bis 60 Prozent höhere Preise"
Siegfried Hofreiter, Chef von KTG Agrar, über die neue Anleihe, die binnen weniger Tage überzeichnet war, und die Chancen des Unternehmens im Agrarmarkt.
von Carl Batisweiler, Euro am Sonntag
Euro am Sonntag: Herr Hofreiter, die KTG-Anleihe war binnen weniger Tage überzeichnet und anschließend das Emissionsvolumen auf 50 Millionen Euro verdoppelt. Hätten sie im Nachhinein den Anlegern nicht lieber einen geringeren Zinssatz geboten?
Hofreiter: Nein, wir hatten uns sehr gut überlegt, welchen Zinssatz wir anbieten wollen und müssen. Die 6,75 Prozent Kupon über die Laufzeit von fünf Jahren sind für uns immer noch ein guter Hebel. Um unsere Ziele zu erreichen, auch der Zeitraum bis zur Rückzahlung ist passend und weil das für die Anleger offensichtlich ein attraktives Angebot ist, haben wir eine Win-Win- Situation.
Was sind denn ihre Ziele?
Wir sehen die Mittel im Wesentlichen als Wachstumsbeschleuniger in unseren Kerngeschäftsfeldern. Im Agararbereich kaufen wir Stück um Stück Flächen um diese dann zu großen Einheiten um die 100 Hektar zusammenzufassen. Wenn wir uns dann entscheiden, diese Flächen langfristig zu halten, können wir auf eine langfristige Finanzierung umstellen, die wir über Hypotheken absichern. Oder wir suchen uns reine Landinvestoren und pachten dann zurück. Im Biogasbereich wollen wir in den kommenden Monaten mit dem Bau zahlreicher großer Anlagen beginnen und uns so die derzeit zinsgünstigen langfristigen Projektfinanzierungsmöglichkeiten sichern. Dort liegt der Zinssatz derzeit zwischen 3 und 4 Prozent. Darüber hinaus nutzen wir die Mittel zur Zwischenfinanzierung.
Warum aber der Weg über die Anleihe?
Die kurzfristigen Bankenfinanzierungen passen einfach nicht mehr. Nehmen Sie mal den Agrarbereich: Da haben wir in diesem Sommer Dünger gekauft den wir im Frühjahr 2011 auf die Felder fahren. Die Ernte 2011 werden wir schrittweise bis zum Sommer 2012 verkaufen. Das ist ein Zeitraum von rund 2 Jahren und dann beginnt das Spiel von neuem. Wir haben also permanenten Zwischenfinanzierungsbedarf und dafür sind kurzfristige Bankdarlehen schlicht zu teuer.
Wer hat denn die Papiere gezeichnet?
Die Anleger teilen sich etwa 50:50 in zwei Gruppen auf. Im Frühjahr hatten wir noch bei institutionellen Anlegern angeklopft, sind aber aufgrund des geringen Volumens auf wenig Interesse gestoßen. Also haben wir die Anleihe für den Retailmarkt konzipiert. Am Ende haben wir dann aber einen unglaublichen Run von Pensionskassen und anderen großen Vermögensverwaltern festgestellt. Mit der Aufstockung der Anleihesumme wollen wir die Mehrzahl der Interessenten bedienen und unsere Unternehmensfinanzierung auf ein längerfristiges Fundament zu stellen.
Im Rating wurde die Anleihe mit BBB bedacht, das ist gerade noch Investmentgrade...
Das Rating war sehr wichtig, unser Geschäftsmodell und die guten Zahlen haben uns da geholfen. Im Übrigen ist im Mittelstands-Segment ein BBB durchaus eine Auszeichnung. Unsere Eigenkapitalquote ist zum Halbjahr schon auf über 38 Prozent gestiegen. Wir wachsen weiter profitabel und werden ja auch teurere Verbindlichkeiten mit dem neuen Kapital ablösen.
Kritiker halten ihnen immer mal wieder vor, dass Sie selbst nach einer verschleppten Insolvenz mit der Bavaria Radsport GmbH und anderen kleinen Gesellschaften fünf Jahre keine Kapitalgesellschaft führen durften. Wirkte sich das für das Rating aus?
Nein, diese Geschichte ist ja schon 17 Jahre her. Und die erfolgreiche Entwicklung von KTG Agrar in den vergangenen Jahrzehnten spricht für sich. Wir gehen trotzdem ganz offen mit diesem Ausflug in eine andere Branche um, der ja auch mit der Entwicklung des Bürgerkriegs im ehemaligen Jugoslawien zusammenhing, wo wir produzieren wollten. Die Anleger sollen sehen, dass da nichts unter den Teppich gekehrt wird. Aber heute ist das kein Thema mehr. Und bei mir hat das für eine sehr hohe Risiko-Affinität gesorgt.
KTG-Agrar hatte doch bereits im März eine Kapitalerhöhung um bis zu zehn Prozent des Grundkapitals beschlossen. Nun sammeln Sie schon wieder Geld ein. Können Sie diese Summen überhaupt so investieren, dass damit noch eine entsprechende Rendite zu erzielen ist? Treibt das nicht etwa die Preise für Agrarflächen hoch?
Klar ist: Die Ackerlandpreise werden in den kommenden Jahren kontinuierlich weiter steigen. Davon wollen wir profitieren. Wir nehmen jedoch nur so viel Geld auf, wie wir auch sinnvoll verwenden können. Zum einen ist das durch die projektierten Biogasanlagen möglich. Und zu den Agrarflächen: Wir kaufen nur, was durch die Produktion mit mindestens vier Prozent verzinst werden kann. In Ostdeutschland werden wir nicht von den aktuell 7 Prozent eigenen Flächen auf 50 Prozent aufstocken, da würde es mit der Rendite schon schwierig. Anders im Baltikum, da ist binnen weniger Jahre noch die volle Amortisation möglich. Zudem gibt es dort im Gegensatz zu anderen Regionen Osteuropas Rechtssicherheit – und in Estland kommt zudem der Euro, was auf der Währungsseite Sicherheit bringt.
Sie wollten das Geschäftsmodell von KTG auch noch um das Farmmanagement in Osteuropa ausweiten. Gibt es da Fortschritte?
Aktuell haben wir ein Mandat über 7.000 Hektar in Rumänien. Darüber hinaus sind wir in Gesprächen mit Partnern in Russland. Für uns zeigt sich das als goldrichtiger Weg, um Erfahrungen zu sammeln. Jedes Land hat seine Besonderheiten, klimatisch wie auch bei den Marktsituationen, also Transport, Lagerung etc..
Welche Erfahrungen sind das?
Zum Beispiel, dass es weniger Sinn macht, in diesen Märkten auf den Export des Massenguts Agrarrohstoffe zu setzen. Stattdessen wird dort langfristig die Fleischproduktion als Produktveredelung im Fokus stehen. Wer sagt denn, dass Geflügel für Europa hauptsächlich aus Brasilien kommen muss, wie es aktuell ist. Allerdings haben die osteuropäischen Märkte noch Nachteile bei der Infrastruktur, solche Entwicklungen brauchen ihre Zeit.
Wie ist denn die aktuelle Ernte für KTG Agrar ausgefallen?
Die Situation ist sehr gut. Beim Getreide und beim Raps fehlen uns zwar durch die Wetterbedingungen in diesem Jahr rund zwölf Prozent der Erntemenge, dafür ist die Qualität okay. Beim Mais rechnen wir mit Witterungsschäden von zehn bis zwölf Prozent. Das gute dabei: Wir erzielen für die Ernte 50 bis 60 Prozent höhere Preise.
Ein großer Teil der Ernte ist aber doch durch feste Verträge schon verkauft?
Auch das hat sich für uns in diesem Jahr gut entwickelt. Denn wir hatten nicht wie gewohnt mehr als die Hälfte der Ernte im Kontrakt, sondern nur rund ein Drittel. Nun können wir an den besseren Preisen mitverdienen.
Im vergangenen Jahr hatte Black Earth Farming, das große Flächen in Russland bewirtschaftet trotz guter Ernten ein Minus, weil die Logistik nicht richtig funktionierte...
Da kommt uns auch zugute, dass wir im Herzen Europas ackern und keine Probleme mit Lagerkapazitäten oder Trocknungsmöglichkeiten haben, so sind wir flexibel zu den jeweils besten Kursen unterwegs. Zudem können wir die Qualität genau erfassen und zertifizieren, das ist auch ein wichtiges Kriterium für den zu erzielenden Preis und damit den Erfolg.
Wird für einen Mittelständler wie KTG bei diesem Wachstum die bewirtschaftete Fläche und das Biogasengagement nicht irgendwann zu groß, um es noch mit allen Risiken handeln zu können?
Das ist ein permanentes Thema, deswegen wollen wir in der Fläche nur um zehn bis 15 Prozent in unseren Kernregionen wachsen – das ist immer noch auf hohem Niveau. Mit Eigenkapital von fast 70 Millionen Euro, der mittelfristigen Unternehmensanleihe und langfristigen Darlehen steht unsere Unternehmensfinanzierung auf einem sehr soliden Fundament. Damit verfügen wir über gute Voraussetzungen, um auch künftig erfolgreich in Ackerland sowie Biogasanlagen, bei denen wir ja nicht nur Strom zu garantierten Abnahmepreisen erzeugen, sondern auch noch die Abwärme und die Gärreste nutzen können, zu investieren.
Wir setzen ganz klar auf Technologie. Etwa beim Biogas – bei allem, was zu messen ist, kann man auch noch die Effizienz erhöhen. Das kann eine andere Gärmischung sein, oder optimierte Abläufe beim Fahren der Anlage.
Und auch auf dem Feld setzen wir neue Technologien ein. Neue Telemetriesysteme zeigen uns, wie effizient beispielsweise ein Traktor ist, wie der Fahrer ihn einsetzt. Bei den Erntemaschinen zeigt uns die Technik, mit welchem Tempo sie fährt, welche Defekte es gibt, wie viel Energie verbraucht wird – und so kann man direkt ins Herz der Maschine eingreifen und optimieren. Wir sehen noch viele Möglichkeiten, etwa kann es besser sein, drei statt zwei Hänger einzusetzen oder eben einen überflüssigen auf ein anderes Feld umzuleiten. Neue Sähmaschinen sind viel genauer als das früher der Mensch steuern konnte, die Streuverluste sind viel geringer.
Was bringt das unterm Strich?
Da sind gewaltige Ressourcen zu heben. So kann man beispielsweise beim Pflügen den so genannten Schlupf exakter einstellen, statt 13 gibt es dann nur noch drei Prozent Kraftverlust. Bisher war die Landwirtschaft ja in vielen Bereichen eine bauch- und kopfgesteuerte Branche. Mit neuer Technik sind 20 bis 30 Prozent mehr Potenzial möglich.
Neue Technologien kosten doch auch deutlich mehr?
Wir haben derzeit rund 150 Einheiten – Mähdrescher, Traktoren, Lastwagen. Die Aufrüstung mit Hard- und Software schätze ich auf rund 20.000 Euro pro Fahrzeug inklusive der Ausbildung für die Bediener. Die Einsparpotenziale gleichen das aber mehr als aus. Und derzeit bieten auch die Maschinenhersteller attraktive Finanzierungen, um ihren Absatz zu fördern. Und in Zukunft wird die neue Technik ja auch günstiger. Gleichzeitig schonen wir durch sanftere Bodenbearbeitung ja auch unsere Ressourcen. Die Investitionen sind also ökologisch wie ökonomisch sinnvoll.
Ein großes Thema in der Agrarbranche ist ja auch die Holzwirtschaft. Planen Sie da Engagements?
Wir denken über so genannte Holzumtriebsplanatgen nach. Schnell wachsende Hölzer werden nach kurzer Zeit mit dem Häcksler geerntet und zu Pellets verarbeitet. Das ist unter dem Aspekt des Energiemixes interessant. Aber das ist nur für Standorte sinnvoll, die wir nicht anders gut nutzen können.
Bildquellen: Herbert Stolz/Schmack Biogas AG
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Datum | Rating | Analyst | |
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09.10.2015 | KTG Agrar SE kaufen | DZ-Bank AG | |
15.05.2015 | KTG Agrar SE kaufen | DZ-Bank AG | |
22.04.2015 | KTG Agrar SE kaufen | DZ-Bank AG | |
23.09.2014 | KTG Agrar SE buy | equinet AG | |
09.09.2014 | KTG Agrar SE buy | equinet AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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09.10.2015 | KTG Agrar SE kaufen | DZ-Bank AG | |
15.05.2015 | KTG Agrar SE kaufen | DZ-Bank AG | |
22.04.2015 | KTG Agrar SE kaufen | DZ-Bank AG | |
23.09.2014 | KTG Agrar SE buy | equinet AG | |
09.09.2014 | KTG Agrar SE buy | equinet AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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04.05.2010 | KTG Agrar kein Engagement | Performaxx-Anlegerbrief | |
11.09.2009 | KTG Agrar dabei bleiben | Focus Money |
Datum | Rating | Analyst | |
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