Interview

Dirk Müller: Gold - ein Muss für jeden Haushalt

09.05.14 08:20 Uhr

Dirk Müller alias "Mr. DAX" ist unter Börsianern bestens bekannt und sieht sich selbst als Dolmetscher zwischen den Finanzmärkten und den Menschen außerhalb der Börse. Mit dem erfahrenen Finanzexperten führte finanzen.net ein Interview.

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Finanzen.net: Die Krise um die Ukraine und Russland hält die Börsen weiterhin in Atem. Welche Auswirkungen sind Ihrer Meinung nach noch auf die Märkte zu erwarten?
Dirk Müller:
Tja, das ist ein schwieriges und komplexes Thema. Meiner Meinung nach treibt der Westen hier ein erbärmliches Spiel, das mit Menschenrechten herzlich wenig zu tun hat. Es geht vor allem um geostrategische Interessen, schließlich forderte US-Außenminister John Kerry ganz klar eine Isolation Russlands und zugleich eine Abkehr der Europäer - weg von russischem und hin zu amerikanischem Erdgas. Damit wissen Sie, was die Stunde geschlagen hat. Europa lässt sich so - entgegen der eigenen Interessen - zum willfähigen Dackel der Amerikaner machen. Da kann man nur mit dem Kopf schütteln. Das wird die Märkte sicherlich noch weiter beschäftigen. Derzeit sieht es nicht nach einer Deeskalation aus, vielmehr scheinen einige an einer weiteren Verunsicherung interessiert zu sein. 6.000 Unternehmen aus Deutschland haben enge Beziehungen zu Russland. Wir haben sieben Jahrzehnte gebraucht, um unsere Beziehungen zu den Russen auf eine halbwegs vernünftige Basis zu stellen. Und das Ganze reißen wir dann innerhalb weniger Wochen von hinten wieder ein.

Und wie sollten Marktteilnehmer reagieren, um ihr Vermögen zu schützen?
Empfehlungen für vernünftige Geldanleger, die nicht kurzfristig zocken wollen, haben auch in Krisenzeiten ihre Gültigkeit. Man sollte gute und starke Unternehmen kaufen, die seit Jahren erfolgreich sind und weiterhin Erfolg versprechen. Und, wenn die einmal wegen eines Konflikts günstig zu haben sind, sollte man sie einsammeln und möglichst lange halten. Das ist die Strategie, die immer gilt.

…an welche Titel denken Sie dabei konkret?
Da fallen mir einige ein wie zum Beispiel Daimler, Bayer, Siemens oder auch Beiersdorf. Wir haben so viele starke Unternehmen in Deutschland und da warte ich immer mal darauf, dass diese wieder günstig zu haben sind. Im Augenblick sind sie mir aber noch zu teuer.

Wo lauern bereits die nächsten börsenrelevanten Konflikte?
Abseits der Probleme mit der Ukraine haben wir natürlich noch diverse alte Probleme, die parallel weiterlaufen. Die wirtschaftliche Abkühlung in den Schwellenländern und der damit verbundene Kapitalabzug aus diesen Ländern ist ein ganz großes Problem. Eine massive Fehlentwicklung gibt es aber auch in China zu beobachten und Europa ist sicherlich auch noch nicht durch. Nach der Europawahl werden wir da sicherlich wieder heiße Diskussionen haben.

Der DAX kam zwischenzeitlich ebenfalls unter die Räder. Wann sehen wir endlich die 10.000 Punkte?
Ich habe keine Ahnung, ob oder gar wann wir die 10.000 Punkte sehen, aber das kann ohnehin niemand sagen. Mit solchen Prognosen halte ich mich stets zurück. Ich sehe jedoch, dass wir uns im DAX seit Monaten in einer Range zwischen 8.900 und 9.800 Zählern bewegen. Die Bullen schaffen es derzeit offensichtlich nicht, neue Hochs zu markieren, was durchaus als Anzeichen von Schwäche ausgelegt werden kann und für die Bildung einer Topp-Formation spricht. In den nächsten Wochen wird es meiner Meinung nach einen Ausbruch geben - entweder nach oben, oder aber nach unten. Gelingt dies den Bullen, werden die Bären aufgeben und möglicherweise zu Optimisten mutieren und dadurch die Marke von 10.000 Zählern "knacken". Umgekehrt werden sich im Falle eines Ausbruchs nach unten, die Bullen aus dem Markt verabschieden, resignieren und Verkaufsdruck generieren.

Apropos unter Druck: Was halten Sie von den aktuellen Geschehnissen am Bitcoin-Markt? Blase oder Tipp?
Ich habe Bitcoins von Anfang an für Unfug gehalten, für eine Blase, für ein Beispiel, dass wieder einmal eine Sau durch`s Dorf getrieben wird. Ich lasse da die Finger davon. Selbst, wenn man es unter geldstrategischen Gesichtspunkten sieht - es ist ganz klar ein deflationäres Geld, schließlich wissen wir, dass am Ende maximal 21 Millionen Bitcoins existieren können. Das heißt: Je mehr Leute oder Unternehmen mit Bitcoins handeln, desto wertvoller wird ein Bitcoin. Wenn Sie aber wissen, dass Sie heute für ein Bitcoin eine Pizza bekommen, in einem Jahr ein Auto kaufen können und ein weiteres Jahr später dafür ein Einfamilienhaus erhalten, dann wären Sie doch bekloppt, wenn Sie heute einen Bitcoin im Gegenwert einer Pizza ausgeben. Also werden Sie die digitale Kunstwährung nicht ausgeben, sondern horten. Und ein Geldsystem, wo nur gehortet wird, funktioniert nicht und ist eigentlich ein schwachsinniges System. Geld muss nämlich im Umlauf sein und Bitcoins machen genau das Gegenteil. Es ist ein reiner Spekulationsmarkt und eine absolute Hype-Story. Deshalb: Finger weg.

Also dann doch lieber Gold als Krisenwährung bzw. sicheren Hafen nutzen. Wie schätzen Sie die Situation rund um das gelbe Edelmetall derzeit ein?
Gold gehört auf jeden Fall in jeden Haushalt. Wir befinden uns derzeit auf einem Niveau, das in etwa den Förderkosten entspricht. Dass es noch viel tiefer geht, glaube ich ehrlich gesagt nicht. Natürlich könnte es noch einmal um 20 oder 30 Prozent zurückfallen, es wird aber nie wertlos werden. Deshalb sollten 10 bis 20 Prozent des liquiden Anlagevermögens stets in Gold und Silber gehalten werden. Gar nicht mal für die große Weltwirtschaftskrise, sondern als ganz persönliche Beruhigung. Das erscheint mir ganz vernünftig zu sein.

Welche Informationsquellen, Tools und Gadgets sind für Marktteilnehmer und deren Investments Ihrer Meinung nach unabdingbar, um wichtige Anlageentscheidungen fällen zu können?
Dazu zählt natürlich das Internet, aber ich glaube man muss sich nicht zu detailliert über alles informieren. Es kommt darauf an, was man machen will. Wer täglich handelt, hat sicherlich andere Bedürfnisse als ein langfristig orientierter Geldanleger. Ich rate allerdings davon ab, sich ausschließlich auf die Mainstream-Medien zu verlassen.

Sie selbst sind mit Cashkurs.com in diesem Sektor ja auch sehr aktiv. Welchen Mehrwert bietet zum Beispiel der Cashkurs Weekly für Anleger und Börseninteressierte?
Wir haben uns vor allem zur Aufgabe gemacht, Dinge einzuordnen. Mit unserem Cashkurs Weekly bieten wir in kompakter Form die wichtigsten Fakten inklusive der aktuell den Markt bewegenden Themen in komprimierter Form. Damit hat man schon einmal eine gute Grundlage, die man bei Bedarf auch vertiefen kann. Auch Hintergrundgeschichten oder Themen, die man nicht auf den Titelseiten der Mainstream-Medien findet, kann man sich mit der Publikation schnell einverleiben.

Zur Person:

Dirk Müller ist Finanzexperte, mehrfacher Spiegel-Bestseller Autor, Vortragsredner, Politikberater, Gründer von Cashkurs.com - und gilt als "Dolmetscher zwischen den Finanzmärkten und den Menschen außerhalb der Börse". Sein Weg an der Börse begann 1992, heute zählt er zu den bekanntesten Gesichtern des Börsenparketts. Von vielen Medien wird er daher auch gerne Mr. DAX genannt. Dirk Müllers Fähigkeit, komplexe Sachverhalte mit spielender Leichtigkeit auf das Wesentliche zusammenzufassen und für die Allgemeinheit verständlich zu erläutern, zeichnet seine einzigartige Berichterstattung aus. Hierbei ist ihm vor allem an der Aufklärung der "normalen Menschen" und der Vermittlung von unabhängigen, ehrlichen Hintergrundinformationen gelegen.

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