SAP-Personalchefin tritt nach Firmenjet-Affäre zurück
Ein Jahr nach ihrem Start hat die öffentlich gefeierte Managerin Angelika Dammann den Rückhalt im Konzern verloren.
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von Thomas Schmidtutz, Euro am Sonntag
München. SAP-Personalchefin Angelika Dammann ist heute Mittag zurückgetreten. Sie wolle sich künftig stärker der Familie widmen, heißt es in einer Rundmail an alle Mitarbeiter. Ihre Aufgaben übernimmt zunächst Finanzvorstand Werner Brandt. Mit dem Schritt zieht Dammann offenbar auch die Konsequenzen aus der wachsenden Kritik an ihrer Person. Die studierte Juristin war erst vor einem Jahr von der deutschen Tochter des Konsumgüterkonzerns Unilever nach Walldorf gewechselt, hatte die Mitarbeiter jedoch durch einen ungewöhnlich harten Kurs und mangelndes Fingerspitzengefühl gegen sich aufgebracht.
Zur Wochenmitte war die Situation eskaliert. Auslöser war ein Vorstoß Dammanns, auch in den kommenden beiden Jahren den Firmenjet des Konzerns für ihre Wochenendheimflüge nutzen zu können. Ursprünglich war die Nutzung des Firmenjets zwischen Mannheim und Dammanns Wohnsitz in Hamburg auf ein Jahr beschränkt.
Ein SAP-Betriebsrat hatte seine Kollegen in einem Rundschreiben kurz vor der Aufsichtsratssitzung am Donnerstag aber über die Pläne informiert und damit in Walldorf eine Welle der Empörung ausgelöst. Informierten Kreisen zufolge war Dammann am Wochenende regelmäßig mit einem der beiden am Mannheimer Regionalflughafen stationieren Learjets des Konzerns nach Hamburg geflogen. Die Piloten kehrten anschließend mit einer Linienmaschine zurück. Am Sonntag reisten die Piloten erneut nach Hamburg, um Dammann mit dem übers Wochenende geparkten Learjet wieder an den Konzernsitz oder zu anderen Terminen zu fliegen.
Die von Dammann angestrebte Verlängerung des Flugprivilegs galt deshalb als besonders brisant, weil die Managerin in den vergangenen Monaten trotz hervorragender Konjunktur gegenüber den Mitarbeitern einen knallharten Sparkurs gefahren hat. So habe die Personalchefin im Frühjahr die Bonusregel in der Personalabteilung so geändert, dass die Erfolgsbeteiligung der insgesamt rund 800 Mitarbeiter in ihrer eigenen Abteilung pro Kopf „im Schnitt um 3000 Euro sank“, heißt es. Der Schritt sorgte auch deshalb für Verärgerung, weil Co-Vorstandschef Jim Hagemann Snabe die Bonusregeln nahezu zeitgleich zugunsten zahlreicher Entwickler änderte. Danach soll Snabe die Zielerreichung von unter 70 auf über 90 Prozent erhöht haben, um eine Erfolgsbeteiligung möglich zu machen. Dies spiegele die Realität eher wider, hieß es zur Begründung.
Die Bonuszahlungen für 2011 wollte Dammann zuletzt weltweit kappen. Die Gespräche darüber traten seit Monaten auf der Stelle. Das künftige Ausschüttungsmodell orientiert sich offenbar an der Vereinbarung in Südamerika. Dort hat der Konzern die Pläne bereits verabschiedet. Dammann gilt als prominenteste Frau in einem DAX-Vorstand. Mit ihrer Entlassung ist vorerst auch eines der wichtigsten Projekte von Aufsichtsratschef Hasso Plattner gescheitert: Als SAP sich Anfang 2010 nach monatelangen Querelen und desaströsen Zufriedenheitswerten der Mitarbeiter von seinem damaligen Chef Leo Apotheker trennte, hatte Plattner erklärt, er werde alles dafür tun, dass „SAP wieder eine glückliche Firma wird“. Nun muss Plattner einen neuen Anlauf nehmen.
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