Apple-Aktie: Absturz oder Kursfeuerwerk - Was passiert nach der Keynote?

Apple ist unschlagbar. Zumindest, was den Aufbau eines Spannungsbogens vor den Produktpräsentationen angeht. Kaum ein Unternehmen schafft es, Fans und Kritiker gleichermaßen neugierig darauf werden zu lassen, welche Produkte der Tech-Gigant aus Cupertino dieses Mal aus dem Hut zaubert. Und so warten auch heute wieder Millionen Menschen auf den Beginn der Keynote, wie Apple seine Produktpräsentationen nennt.

Erwartungen sind hoch

Wie bei der Präsentation seiner Verkaufszahlen und Quartalsbilanzen, ist auch bei der Vorstellung neuer Apple-Produkte die Erwartungshaltung vieler Menschen extrem hoch. Entsprechend volatil reagiert die Apple-Aktie dann auch auf jedwede Nachrichten aus dem Hause des iKonzerns.
Häufig gerät der Anteilsschein am Tag einer Keynote unter Druck. Unter Anlegern, die die Produktpräsentationen mit hohen Erwartungen verfolgen, stellt sich im Verlauf einer Keynote häufig Ernüchterung ein. Manchmal gibt das Papier im Anschluss an die Veranstaltung um zwei oder mehr Prozent nach. Den kräftigsten Einbruch musste die Apple-Aktie am 11. September 2013 hinnehmen: 5,6 Prozent ging es abwärts, nachdem die bis zu diesem Zeitpunkt neueste iPhone-Generation vorgestellt wurde. Damals sorgte das iPhone 5c und 5s für lange Gesichter: Die Features, mit denen Apple sein neuestes Modell ausgestattet hatte, waren wenig überraschend und wenig innovativ.

Auch die Präsentation des iPhone 6 drückte die Aktie

Im Jahr darauf, als Apple das iPhone 6 präsentierte, reagierten die Anleger ebenfalls zunächst verschnupft. Auch die mit Spannung erwartete Vorstellung des ersten Wearables von Apple, der Apple Watch, löste unter Börsianern alles andere als Begeisterungsstürme aus und brachte die Aktie am Tag der Keynote unter Druck. Aber die Enttäuschung währte nicht lang: Bereits in den darauffolgenden Handelstagen erholte sich der Anteilsschein wieder, die Aktie entwickelte sich besser als vor der Keynote. Und Apple bewies im Endeffekt den richtigen Riecher: Das iPhone 6 wurde zum Kassenschlager. Zahlen zur Apple Watch bleibt Apple bis jetzt beharrlich schuldig, man bemüht sich aber, in regelmäßigen Abständen zu betonen, wie zufrieden man mit den Verkaufszahlen sei.

Positiv-Effekt für die Aktie kommt häufig verspätet

Untersucht man den Zusammenhang zwischen einer Keynote und der Entwicklung der Apple-Aktie, so zeigt sich dieses Phänomen häufiger. Viele Anleger warten am Tag der Präsentation gespannt auf das durch Ex-Apple-Chef Steve Jobs bekannt gewordene "One more thing" und sehen sich enttäuscht, wenn das Unternehmen keinen Knalleffekt auf Lager hat und nicht sehr viel mehr präsentiert, als im Vorfeld bereits durchgesickert war.
Doch hat sich die Aufregung um die neuen Produkte erst einmal gelegt und haben die Anleger Zeit gefunden, sich näher mit den Geräten zu befassen, legt die Aktie häufig einen Erholungskurs aufs Parkett.

Apple-Aktie hat Kurseinbruch hinter sich

Die Frage aller Fragen: Wie wird sich die Apple-Aktie heute entwickeln? Der Anteilsschein des wertvollsten Unternehmens der Welt hat in den vergangenen Wochen und Monaten deutlich an Glanz verloren. Auch wenn kürzlich eine leichte Gegenbewegung eingesetzt hat, von ihrem Allzeithoch ist die Aktie aktuell weit entfernt. Zu groß sind die Sorgen der Anleger, dass der angeschlagene chinesische Markt, der im vergangenen Quartal für mehr als ein Viertel der Konzernerlöse gesorgt hatte, tiefe Spuren in der Apple-Bilanz hinterlassen könnte. Auch eine ungewöhnliche Intervention von Apple-Chef Tim Cook, der - ganz entgegen der üblichen Gepflogenheiten bei Apple - zwischen den Quartalsberichten ein positiv klingendes Update zur Geschäftsentwicklung lancierte, konnte der Aktie bislang nicht zu alten Höchstständen verhelfen.

Bringt die aktuelle Keynote einen Aktienschub?

Ob die heutige Keynote dies ändern kann, bleibt fraglich. Erwartet wird die Präsentation des iPhone 6s. Technische Neuerungen dürfte das neue Modell kaum beinhalten, möglicherweise spendiert Apple dem Smartphone und seinem großen Bruder iPhone 6s Plus größere Chips und eine größere Kamera. Auch an der Sensibilität der Displays hat man in Cupertino möglicherweise gearbeitet. Der große Wurf ist allerdings wohl nicht zu erwarten, selbst die hartgesottensten Apple-Fans gehen von einem "Übergangsmodell" aus, das die Zeit bis zur Präsentation des iPhone 7 im nächsten Jahr überbrücken soll. Auch die übrigen Produkte, die auf der Agenda stehen dürften - eine neue Version seiner Fernsehbox Apple TV etwa - haben kaum das Potenzial dazu, dem Papier zu einem Höhenflug zu verhelfen.

Ein Schub für die Aktie ist daher - zumindest am Tag der Keynote - zunächst nicht zu erwarten.

Analysten weiter mehrheitlich positiv gestimmt

Analysten sehen in der Aktie allerdings langfristig weiteres Potenzial. Das US-Analysehaus Bernstein Research hat die Einstufung für Apple vor der Präsentation neuer Produkte auf "Outperform" mit einem Kursziel von 142 US-Dollar belassen. Auch die französische Großbank Société Générale hat Apple auf "Buy" mit einem Kursziel von 140 US-Dollar belassen. Für die US-Investmentbank Wells Fargo ist die Apple-Aktie ebenfalls attraktiv.

Redaktion finanzen.net