Stellenabbau wird konkret

Commerzbank-Aktie verliert: Risikovorsorge drückt Gewinn - auch 2017 kein Gewinnsprung erwartet

09.02.17 14:15 Uhr

Commerzbank-Aktie verliert: Risikovorsorge drückt Gewinn - auch 2017 kein Gewinnsprung erwartet | finanzen.net

Die Commerzbank hat im vierten Quartal und im Gesamtjahr trotz höherer Erträge weniger verdient als im Vorjahr.

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Weder im Quartal noch im Gesamtjahr fielen die Zahlen gleichwohl nicht so schwach aus wie erwartet, auch wenn von dem Milliardengewinn 2015 nur noch etwa ein Viertel übrigblieb. Bei der Kapitalausstattung machte die Bank Fortschritte: Die Kapitalquote legte deutlich zu. Für das laufende Jahr sind keine Gewinnsprünge zu erwarten, denn 2017 und 2018 werden ganz im Zeichen des Umbaus der Commerzbank stehen.

Die Commerzbank-Aktie hat ihre anfänglichen Gewinne wieder abgegeben und handelt am Mittag 3 Prozent schwächer. Von "überzeugenden Zahlen" sprechen die Analysten von Independent Research, auch wenn sie teilweise von Einmaleffekten begünstigt worden seien. Sie heben vor allem die verlangsamte Abwärtsdynamik bei den Erträgen im Privat- und Unternehmerkundensegment hervor, bemängeln aber den vagen Ausblick für 2017. Die Analysten der Deutschen Bank sprechen von "durchwachsenen Zahlen", sie heben die gute Kapitalquote positiv hervor.

Tatsächlich war das Jahresergebnis von zahlreichen Effekten geprägt, positiven wie negativen. So hat eine Firmenwertabschreibung von 627 Millionen Euro die Bank im dritten Quartal in die Verlustzone getrieben. Auf der anderen Seite spülte der Erlös aus dem Engagement bei der Heta, der der österreichischen Abwicklungsanstalt, im vierten Quartal 135 Millionen Euro in die Kassen. Aus dem Verkauf von Visa Europe nahm die Bank im zweiten Quartal etwas über 100 Millionen Euro ein. Zudem schlugen Immobilienverkäufe positiv zu Buche.

Schiffsfinanzierungen belasten massiv

Was den Gewinn deutlich schmälerte, war die höhere Risikovorsorge. Sie stieg im Schlussvierteljahr wegen der erhöhten Rückstellungen auf das verbleibende Portfolio an Schiffskrediten der Commerzbank auf 290 von 112 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Im Gesamtjahr kletterte die Risikovorsorge auf 900 von 696 Millionen Euro, wobei die Schiffskredite 516 Millionen Euro ausmachten.

Das Schiffsproblem ist angesichts der weiter schwächelnden Märkte längst nicht ausgestanden. "Unsere Sicht auf die Schiffsmärkte ist für 2017 genau so kritische wie 2016", sagte Finanzchef Stephan Engels auf der Bilanzpressekonferenz. Im ohnehin schwachen Containerbereich seien mehr Neuanlieferungen als Verschrottungsvolumina zu beobachten. Er geht davon aus, im kommenden Jahr eine Risikovorsorge für die Schiffsfinanzierung von 450 bis 600 Millionen Euro zu buchen. Die Bank will ihr Portfolio von Schiffskrediten bis 2020 vollständig abbauen.

Für 2017 ließ sich Vorstandschef Martin Zielke nicht auf eine konkrete Prognose festnageln. Das Jahr wird ganz vom Konzernumbau geprägt sein, den Zielke dem Institut kurz nach Amtsantritt verordnet hat, um der chronischen Profitabilitätsschwäche der Bank Herr zu werden. Er soll bis 2020 abgeschlossen sein.

Restrukturierungskosten im laufenden und nächsten Jahr

Entsprechend dürfte vom Gewinn nicht allzu viel zu erwarten sein, zumal 2017 der erste Teil der Restrukturierungsaufwendungen von insgesamt 1,1 Milliarden Euro für das Programm "Commerzbank 4.0" verbucht werden soll. Voraussichtlich werde in diesem Jahr in etwa die Hälfte der veranschlagen Summe fällig, der Rest dann 2018, sagte Zielke.

Dem Umbau sollen rund 9.600 Stellen zum Opfer fallen. Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern sollen in den kommenden Wochen beginnen. "Wir wollen so weit wie möglich auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten", sagte Zielke. Komplett ausschließen wollte er dies aber nicht.

Als Ziele gab der Vorstandschef neben einer stabilen Kapitalquote ein Kundenwachstum von 500.000 bis Jahresende im Privat- und Unternehmerkundensegment aus. Im Firmenkundenbereich sollen 3.500 Kunden hinzukommen. Zudem soll die Digitalisierung vorangetrieben werden.

Weiterer Abbau der Risiken

Bei der Kapitalausstattung kam die Commerzbank 2016 weiter voran. Sie steigerte die harte Kernkapitalquote bei Vollumsetzung der Bankenvorschriften nach Basel 3 per Ende Dezember auf 12,3 Prozent. Schon Ende September hatte die CET-1-Quote bei soliden 11,8 Prozent gelegen. Die Quote soll 2017 stabil bei mindestens 12 Prozent bleiben.

Der Anstieg der Kapitalquote war auf den weiteren Abbau der Risiken zurückzuführen. Die risikogewichteten Aktiva sanken per Ende 2016 auf 190 Milliarden Euro nach 195 Milliarden Euro zum Ende des dritten Quartals. Mit der verbesserten Kapitalausstattung habe man sich Spielraum für die Restrukturierungsbelastungen und die regulatorischen Vorgaben geschaffen, so die Bank.

Gewinn im Quartal und im Gesamtjahr über Erwartung

Im vierten Quartal sank der Nettogewinn auf 183 von 193 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Vorsteuergewinn ging auf 305 von 364 Millionen Euro zurück. Die Erträge vor Risikovorsorge legten auf 2,4 von 2,24 Milliarden Euro zu.

Im Gesamtjahr 2016 gab es einen deutlichen Einbruch. Die Commerzbank verdiente unter dem Strich 279 Millionen Euro, nachdem sie im Vorjahr mehr als 1 Milliarde Euro geschafft hatte. Die Bank selber hatte vage einen dreistelligen Millionenbetrag in Aussicht gestellt. Die Erträge vor Risikovorsorge verringerten sich auf 9,4 von 9,8 Milliarden Euro.

Stellenabbau wird konkret

Beim groß angelegten Commerzbank-Stellenabbau wird es ernst. "Wir werden im März die formellen Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern beginnen", sagte Finanzchef Stephan Engels am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Wie bereits bekannt, sollen bis zum Jahr 2020 rund 9600 der aktuell 45 000 Vollzeitstellen wegfallen, um die Bank wettbewerbsfähiger zu machen.

Insgesamt kostet der Umbau die Bank 1,1 Milliarden Euro. "Das dürfte zu gleichen Teilen zwischen 2017 und 2018 aufgeteilt werden", sagte der Finanzchef Sobald eine Übereinkunft mit den Arbeitnehmern erzielt worden sei, werde der erste Teil der Kosten verbucht - das passiert nach den Erwartungen von Engels gegen Ende des Jahres.

Der Finanzchef geht aber nicht davon aus, dass schon in diesem Jahr nennenswert Stellen wegfallen. Das passiere erst später, führte er aus. Die Commerzbank stellt sich neu auf mit Fokus auf das klassische Einlagen- und Kreditgeschäft. Gleichzeitig legt sie ein Augenmerk auf die Digitalisierung und stockt in bestimmten Bereichen das Personal auf.

Auch 2017 kein Gewinnsprung erwartet

Nach dem Gewinneinbruch 2016 erwartet die Commerzbank zudem im laufenden Jahr keinen großen Sprung beim Gewinn. "Es wird auch 2017 wieder Sondereffekte geben. Aber was klar ist: 2017 und 2018 sind geprägt durch den Umbau, den wir machen, das wird natürlich Teil der Ergebniswirkung sein", sagte Konzernchef Martin Zielke am Donnerstag in Frankfurt. Die Bank will unter anderem Tausende Stellen streichen. Im vergangenen Jahr hatte die Commerzbank wegen des Zinstiefs und problematischer Schiffskredite mit 279 Millionen Euro unter dem Strich drei Viertel weniger verdient als ein Jahr zuvor. "Auf der Ertragsseite haben wir uns schon Wachstum vorgenommen", sagte Finanzvorstand Stephan Engels mit Blick auf 2017.

Dow Jones Newswires / dpa-AFX

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Bildquellen: mf, Commerzbank AG

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