Daimler, Audi und BMW kaufen Nokias Kartendienst
Das Käuferkonsortium aus Daimler, BMW und Audi hat den Zuschlag für die Kartensparte Here von Nokia bekommen.
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Das Käuferkonsortium aus Daimler, BMW und Audi hat den Zuschlag für die Kartensparte Here von Nokia bekommen. Die drei deutschen Autobauer übernehmen das Unternehmen zu jeweils gleichen Anteilen, wie die Hersteller am Montag mitteilten. Here wird bei der Transaktion nach Angaben des Verkäufers Nokia mit 2,8 Milliarden Euro bewertet.
"Mit diesem Schritt soll die Verfügbarkeit der Produkte und Dienstleistungen von Here als offene, unabhängige und wertschaffende Plattform für cloud-basierte Karten und Mobilitätsdienste dauerhaft gesichert werden - zugänglich für alle Kunden aus der Automobilindustrie und anderen Branchen", teilten die Autohersteller mit. Weder BMW, Audi noch Daimler strebten eine Mehrheit an Here an.
Here ist einer der Hauptanbieter von digitalen Karten.
Here stellt Karten und ortsbezogene Daten für knapp 200 Länder in mehr als 50 Sprachen bereit und ist einer der Hauptanbieter in diesem Bereich. Nokia wird eigenen Angaben zufolge im Rahmen des Verkaufs einen Buchgewinn von rund 1 Milliarde Euro erzielen.
Die Autohersteller galten während des wochenlangen Verkaufsprozesses allein durch ihre Stellung als wichtigsten Kunden von Nokia Here als aussichtsreiche Kandidaten. Schon im April hatte eine informierte Person zu Dow Jones Newswires gesagt, die drei machten etwa ein Drittel des Umsatzes der in Berlin ansässigen Nokia-Tochter aus. Sie statten ihre Navigationssysteme mit den Daten der Finnen aus.
Zudem sind präzise Kartendaten für das autonome Fahren ein wichtiger Bestandteil und werden daher zukünftig noch bedeutender. Die drei Autokonzerne hatten einem Insider zufolge mit einem ausführlichen Zukunftskonzept für ihr Gebot geworben.
Here soll künftig seine Position als starker und unabhängiger Anbieter von Karten und standortbezogenen Dienstleistungen - sogenannte Location Based Services - ausbauen, sein Angebot erweitern und auch Kunden anderer Branchen zur Verfügung stellen. Das Management soll unabhängig bleiben, wie Audi, Daimler und BMW betonten.
Here "spielt Schlüsselrolle" bei digitaler Revolution.
Auf Grundlage der gemeinsamen Rohdaten, so die deutsche Autohersteller am Montag, können alle Automobilhersteller ihren jeweiligen Kunden differenzierte und markenspezifische Dienste anbieten. "Here wird eine Schlüsselrolle bei der digitalen Revolution der Mobilität spielen und dabei hochpräzise Karten mit Daten aus dem Fahrzeugumfeld kombinieren, um das Fahren für alle sicherer und einfacher zu machen", wird BMW-Chef Harald Krüger in der Mitteilung zitiert.
Hochpräzise digitale Karten seien ein entscheidender Baustein für die Mobilität der Zukunft, erklärt Daimler-Chef Dieter Zetsche. "Mit dem Einstieg bei Here wollen wir die Unabhängigkeit dieses zentralen Angebots für alle Fahrzeughersteller und Zulieferer sowie für Kunden aus weiteren Branchen sichern."
Uber und Baidu hatten offenbar auch Interesse an Here.
Im April hatte der finnische Konzern Nokia offiziell mitgeteilt, den Verkauf der Sparte zu prüfen. Im Anschluss hielten sich wochenlang Spekulationen um verschiedene Käuferinteressenten. Neben einigen Finanzinvestoren sollen nach Insiderinformationen auch der Fahrdienst-Service Uber und der chinesische Internetkonzern Baidu unter den Kaufinteressenten gewesen sein.
Zuletzt hieß es jedoch, die deutschen Autokonzerne seien in dem Bieterstreit die Favoriten. Mitte Juli sagte ein Insider zu Dow Jones Newswires, dass die Übernahme für einen Preis zwischen 2,5 und 3 Milliarden Euro kurz vor dem Abschluss stehe.
Nokia selbst hat die Sparte zuletzt mit 2 Milliarden Euro in den Büchern bewertet. Der finnische Konzern hatte sich das Kartengeschäft im Jahr 2008 durch die milliardenschwere Navteq-Übernahme eingekauft. Zuletzt war der Nutzen mit dem Verkauf des Mobiltelefongeschäfts an Microsoft jedoch weggefallen.
Daimler, Audi und BMW wollen die Here-Übernahme im ersten Quartal 2016 abschließen, sofern die Kartellbehörden den Deal absegnen.
Kontakt zum Autor ilka.kopplin@wsj.com
FRANKFURT (Dow Jones)
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