Finanzbranche

Deutsche Banken: Kapitalerhöhung? Nein, danke!

26.10.09 17:32 Uhr

Anders als europäische Konkurrenten zögern private Großbanken in Deutschland, ihr Eigenkapital über die Börse zu stärken. Mit guten Gründen.

Werte in diesem Artikel
Aktien

60,35 EUR 0,41 EUR 0,68%

23,35 EUR -0,60 EUR -2,51%

23,09 EUR -0,48 EUR -2,02%

45,78 EUR 0,98 EUR 2,19%

Indizes

7.593,9 PKT 38,0 PKT 0,50%

1.932,3 PKT 5,4 PKT 0,28%

22.497,0 PKT 71,2 PKT 0,32%

200,8 PKT 0,3 PKT 0,15%

541,5 PKT 0,0 PKT 0,00%

5.160,2 PKT 0,0 PKT 0,00%

184,8 PKT 0,0 PKT 0,00%

1.514,2 PKT 3,8 PKT 0,25%

11.760,0 PKT 44,8 PKT 0,38%

28.737,7 PKT 305,5 PKT 1,07%

7.807,4 PKT -9,9 PKT -0,13%

16.491,4 PKT 73,1 PKT 0,45%

8.697,6 PKT 33,4 PKT 0,38%

2.719,2 PKT 24,5 PKT 0,91%

5.604,1 PKT 35,1 PKT 0,63%

4.397,5 PKT -5,1 PKT -0,12%

von Wolfgang Ehrensberger, Euro am Sonntag

Höhere Eigenkapitalanforderungen sind zu erwarten, teilweise erheblicher Wertberichtigungsbedarf steht noch in den Büchern, milliardenschwere Übernahmen müssen gestemmt werden. Gleichzeitig herrscht ein Marktumfeld an der Börse, das so aufnahmefähig ist wie lange nicht mehr.

Warum nur, fragt sich so mancher Beobachter, nutzen die börsennotierten Großbanken in Deutschland noch immer nicht die Gunst der Stunde, ihre Eigenmittelausstattung über den Kapitalmarkt auf Vordermann zu bringen? Während hierzulande scheinbar Stillstand herrscht, räumen beispielsweise französische oder italienische Institute den Markt ab. So decken sich derzeit Société Générale und BNP Paribas mit jeweils knapp fünf Milliarden Euro Eigenkapital ein, Unicredit peilt rund vier Milliarden an. „Den letzten beißen die Hunde“, ätzt ein Börsianer. Das Umfeld, befürchten andere, werde schon bald wieder rauer.

„Die Banken werden künftig mehr und qualitativ höheres Eigenkapital halten müssen“, sagte selbst Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann vor wenigen Tagen. Neben höheren Kernkapitalquoten kämen auf die Häuser weitere Anforderungen zu, etwa anti-zyklische Kapitalpuffer und eine -dynamisierte Risikovorsorge, die -Definition einer festen Relation des Eigenkapitals zur Bilanzsumme (leverage ratio) sowie ein besonderer Zuschlag für große Banken. Doch nach Angaben eines Deutsche-Bank-Sprechers waren diese Aussagen nicht auf die Deutsche Bank gemünzt, sondern auf die Branche. Dennoch haben Spekulationen über bevorstehende Kapitalmaßnahmen beim größten deutschen Geldhaus auch in dieser Woche den Kurs bewegt – nach unten, denn unter anderem wegen möglicher Verwässerungseffekte sind diese Maßnahmen bei den Aktionären eher unbeliebt.

„Die Beobachtung ist richtig, dass derzeit gerade die deutschen Banken die Beschaffung von Eigenkapital über die Börsen meiden“, sagt Dieter Hein vom unabhängigen Analyseinstitut Fairesearch. „Das hat allerdings auch mit der Struktur des deutschen Bankensystems zu tun: Zwei Drittel der Institute kommen aus dem öffentlich-rechtlichen oder genossenschaftlichen Bereich.“ Konrad Becker vom Bankhaus Merck Finck sieht das ähnlich: „Es gibt in Deutschland relativ wenig börsennotierte Banken, deren Lage jeweils sehr unterschiedlich ist.“ Andreas Pläsier von M.M. Warburg hält diese Institute mit ihren aktuellen Kernkapitalquoten derzeit für relativ gut aufgestellt, „jedenfalls solange keine weiteren gravierenden Verluste auftreten“.

Deutsche Bank: „Die Deutsche Bank hat im Gegensatz zu etwa französischen Großbanken wie Société Générale oder BNP Paribas kein Staatsgeld genommen, sodass ihr ein wichtiges Motiv für die derzeit zu beobachtende Welle fehlt“, erklärt Fairesearch-Analyst Hein. So hatte die Société Générale Staatshilfen von rund 3,7 Milliarden Euro erhalten, die jetzt möglichst rasch zurückgezahlt werden sollen, um die eigene Handlungsfähigkeit wiederzuerlangen. Mit einer Kernkapitalquote von 11,7 Prozent liege die Deutsche Bank zudem über ihrer eigenen Ziellinie von zehn Prozent und habe keinen unmittelbaren Bedarf, erläutert Hein.

Merck-Finck-Experte Becker teilt in etwa diese Meinung. Dabei stehen mit der Übernahme der Privatbank Sal. Oppenheim (geschätzter Preis: maximal eine Milliarde Euro), der Firmenkundensparte von ABN Amro (maximal 700 Millionen Euro) und der Vollübernahme der Postbank einige größere Akquisitionen an. Spätestens nach den am Mittwoch veröffentlichten Quartalszahlen zeigt sich allerdings, dass sie der Branchenprimus möglicherweise weitgehend selbst stemmen kann. Allein in diesem Jahr hat das Institut bis September einen Nachsteuergewinn von 3,65 Milliarden Euro erzielt. „Kapitalmaßnahmen kommen meines Erachtens nur für den unwahrscheinlichen Fall infrage, dass die Bank die Vollübernahme von Sal. Oppenheim und Postbank parallel anstrebt“, so M.M.-Warburg-Analyst Pläsier. Und selbst für diesen Fall seien noch alternative Finanzierungsinstrumente wie etwa die Ausgabe von Nachranganleihen möglich. Der Markt dieser Hybridanleihen kommt nach der jüngsten Emission der Deutschen Bank Anfang September ebenfalls wieder in Gang.

Commerzbank: Mit den stillen Einlagen des Bunds von über 16 Milliarden Euro und der direkten Staatsbeteiligung am Aktienkapital von 25 Prozent liegt die Kernkapitalquote derzeit bei 11,3 Prozent. „Wollte die Bank heute ihr Kapital erhöhen, um die Staatshilfe zurückzuzahlen, müsste sie unserer Meinung nach rund zwei Milliarden neue Aktien emittieren“, rechnet Merck-Finck-Analyst Becker vor. „Unterstellt, die Kapitalerhöhung ließe sich auch platzieren, würde sie zu einer dramatischen Kapitalverwässerung führen.“ Im Gegensatz dazu müsse sie für die stillen Einlagen keine Zinsen zahlen, solange sie Verluste schreibe – also möglicherweise auch noch kommendes Jahr. „Eine Rückführung des Staatsanteils zum jetzigen Zeitpunkt wäre aus Sicht der Bank also unvorteilhaft.“ Becker rechnet damit, dass die Bank ab 2012 beginnt, die Hilfen schrittweise zurückzuzahlen. Dabei werde es zu einer oder mehreren Kapitalerhöhungen kommen, finanziert werde der Rückzug aber auch über einbehaltene Gewinne sowie Gewinne aus Beteiligungsverkäufen und einer Verkürzung der Bilanz.

Postbank: Von den drei großen börsennotierten ist dieses Institut mit einer Kernkapitalquote von acht Prozent derzeit am schwächsten kapitalisiert. „Die Postbank hat aber als Privatkundenbank ein wesentlich stabileres Risikoprofil, sodass sie sich bis zur Übernahme durch die Deutsche Bank über die Zeit retten könnte“, glaubt M.M.-Warburg-Analyst Pläsier. Laut Fairesearch-Experte Hein fehlt den Bonnern ein wichtiges Motiv für eine Kapitalerhöhung, weil sie wie die Deutsche Bank kein Staatsgeld bekommen haben und demzufolge auch nichts zurückzahlen müssten. „Ich habe nicht den Eindruck, dass sie ihr Eigenkapital über die Börse stärken wollen.“

Bleibt die Frage, was passiert, wenn die internationalen Aufsichtsbehörden tatsächlich die Mindestanforderungen an die Eigenkapitalausstattung ab 2012 verschärfen. Maßgeblich könnte danach eine „harte“ Kernkapitalquote von acht Prozent sein, bei der sogenannte hybride Kapitalformen wie stille Einlagen oder Nachranganleihen nicht mehr angerechnet werden könnten. Gerade auf dieses Kapital stützen sich die hiesigen Geldhäuser besonders. Für die Deutsche Bank entstünde nach Berechnungen von JP Morgan daraus ein zusätzlicher Kapitalbedarf von 3,4 Milliarden Euro, für die Commerzbank gar von 12,2 Milliarden Euro. Die konkrete Ausgestaltung der Regelungen ist allerdings noch umstritten.

In eigener Sache

Übrigens: Citigroup und andere US-Aktien sind bei finanzen.net ZERO sogar bis 23 Uhr handelbar (ohne Ordergebühren, zzgl. Spreads). Jetzt kostenlos Depot eröffnen und als Geschenk eine Gratisaktie erhalten.

Ausgewählte Hebelprodukte auf Citigroup

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Citigroup

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Nachrichten zu Deutsche Bank AG

Wer­bung

Analysen zu Deutsche Bank AG

DatumRatingAnalyst
08:01Deutsche Bank BuyUBS AG
30.04.2025Deutsche Bank OverweightBarclays Capital
30.04.2025Deutsche Bank BuyGoldman Sachs Group Inc.
29.04.2025Deutsche Bank OverweightJP Morgan Chase & Co.
29.04.2025Deutsche Bank OutperformRBC Capital Markets
DatumRatingAnalyst
08:01Deutsche Bank BuyUBS AG
30.04.2025Deutsche Bank OverweightBarclays Capital
30.04.2025Deutsche Bank BuyGoldman Sachs Group Inc.
29.04.2025Deutsche Bank OverweightJP Morgan Chase & Co.
29.04.2025Deutsche Bank OutperformRBC Capital Markets
DatumRatingAnalyst
12.08.2024Deutsche Bank HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
29.04.2024Deutsche Bank Equal WeightBarclays Capital
29.04.2024Deutsche Bank HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
25.04.2024Deutsche Bank Equal WeightBarclays Capital
23.04.2024Deutsche Bank Equal WeightBarclays Capital
DatumRatingAnalyst
27.07.2023Deutsche Bank UnderperformCredit Suisse Group
04.07.2023Deutsche Bank UnderperformCredit Suisse Group
28.04.2023Deutsche Bank UnderperformCredit Suisse Group
03.02.2023Deutsche Bank UnderperformCredit Suisse Group
06.01.2023Deutsche Bank UnderperformCredit Suisse Group

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Deutsche Bank AG nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"
mehr Analysen