Fed setzt Nullzinspolitik fort - sieht Konjunktur etwas positiver
Die US-Notenbank (Fed) hat trotz einer etwas positiveren Konjunktureinschätzung eine Fortsetzung ihrer Niedrigzinspolitik signalisiert.
WASHINGTON (dpa-AFX) - Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erforderten ein "außergewöhnlich niedriges Zinsniveau über einen längeren Zeitraum", schrieb die Fed in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Kommentar zu ihrer Zinsentscheidung. Die Wirtschaftslage sieht sie etwas günstiger als noch nach der Sitzung am 16. März. Der Inflationsdruck bleibe jedoch angesichts der niedrigen Kapazitätsauslastung gering und die Inflationserwartungen stabil.
Die Feb hatte zuvor ihren Leitzins wie erwartet nicht verändert. Der Zielsatz für Tagesgeld ("Fed Funds Rate") liegt damit weiterhin zwischen null und 0,25 Prozent. Volkswirte hatten einhellig mit dieser Entscheidung gerechnet. Im Zuge der Finanzkrise hatte die Notenbank den Leitzins im Dezember 2008 auf diesen Korridor verringert. Vor Beginn der Krise im Sommer 2007 hatte der Zinssatz noch bei 5,25 Prozent gelegen.
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"Die wirtschaftliche Aktivität ist weiter stärker geworden", schrieb die Fed. Zudem beginne sich die Lage am Arbeitsmarkt zu verbessern. Im März hatte sie nur von einer Stabilisierung gesprochen. Das Wachstum der Konsumausgaben habe zuletzt zugelegt. Es bleibe aber durch hohe Arbeitslosigkeit, ein nur moderates Einkommenswachstum, gesunkene Häuserpreise und verschärfte Kreditbedingungen beschränkt. Die Ausrüstungs- und Softwareinvestitionen der Unternehmen hätten zuletzt merklich zugenommen.
Am angeschlagenen Häusermarkt haben laut Fed die Baubeginne zugenommen. Sie befänden sich aber weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Auch die Kreditvergabe durch die Banken gehe weiter zurück. Insgesamt blieben die Finanzmarktbedingungen aber günstig für das Wirtschaftswachstum. Dieses dürfte für einige Zeit moderat verlaufen. Man erwartet aber einen schrittweisen Rückgang zu einer höheren Kapazitätsauslastung.
Die US-Notenbank wird ihren Leitzins nach Einschätzung der Commerzbank erst anheben wenn die Beschäftigung nachhaltig steigt. "Dies wird wohl erst im Sommer oder Frühherbst der Fall sein", schrieb Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz in einer Studie. Einen ersten Zinsschritt erwarte man daher erst gegen Jahresende 2010. Die Fed habe in ihrem Kommentar zur Zinsentscheidung die Wirtschaftslage etwas günstiger als zuletzt eingeschätzt und sich weiter nicht um die Inflation gesorgt.
HOENIG WARNT VOR STABILITÄTSRISIKEN
Während neun Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses (FOMC) für die Entscheidungen stimmten, sprach sich einzig Thomas Hoenig erneut dagegen aus. Er warnte davor, weiterhin ein außergewöhnlich niedriges Zinsniveau über einen längeren Zeitraum zu signalisieren. Dies sei nicht mehr notwendig, da so künftige Ungleichgewichte aufgebaut würden. Die Risiken für die Stabilität der Gesamtwirtschaft und der Finanzmärkte nähmen so zu. Dies erschwere es der Fed, mit moderaten Leitzinsanhebungen zu beginnen. Thomas Hoenig ist Präsident der regionalen Notenbank von Kansas City.
Der Eurokurs (Dollarkurs) erholte sich nach der Entscheidung etwas von seinen vorherigen Verlusten und stieg auf 1,3191 US-Dollar. Zuvor hatte er noch bei 1,3164 Dollar gelegen. Der US-Aktienmarkt reagierte mit leichten Kursgewinnen. Am Anleihenmarkt sanken die Kurse./js/he