Exotische Investments

Neuseeland: Ein Paradies auch für Investoren

aktualisiert 18.11.12 20:04 Uhr

Auf dem Radar vieler Anleger taucht der Pazifikstaat Neuseeland nicht auf. Zu Unrecht, denn das Land bietet interessante Chancen und hohe Sicherheit.

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von Oliver Ristau, Euro am Sonntag

Die Fluglinie Air New Zea­land hat sich etwas Besonderes ausgedacht. Seit Neuestem präsentieren dort Elfen die Sicherheitshinweise, und Zauberer Gandalf spielt in dem Bordvideo den Piloten. Das ganze Land wirbt gegenwärtig mit Figuren aus J. R. Tolkiens Fantasyroman „Herr der Ringe“, dessen Verfilmung ebenso wie die derzeit in den Kinos anlaufende Vorgeschichte „Der kleine Hobbit“ in dem südwestpazifischen Inselstaat gedreht wurde.

Marketing ist für Neuseeland wich­tig — kaum ein anderer Staat liegt weiter von Europa und Nordamerika entfernt. Deshalb und weil ihm das nur für den Tourismus nützliche ­Klischee anhaftet, mehr Schafe als Menschen zu beherbergen, ist Neuseeland in den hiesigen Nachrichten ein blinder Fleck auf der Landkarte.

Dabei zählt die ehemalige britische Kolonie zu den stabilsten und reichsten Ländern der Welt. Im kürzlich vom britischen Forschungsinstitut Legatum veröffentlichten Wohlstandsindex rangiert der 4,4- Millionen-Einwohner-Staat weltweit auf Rang 5 — vor Deutschland und den USA. Und die Weltbank listet das Land in einem aktuellen Vergleich zur Unternehmensfreundlichkeit weltweit als Nummer 4.

Begehrte Staatsanleihen
Was gut für die Wirtschaft ist, freut auch Investoren. Diese, so die HSBC-Analysten Paul Bloxham und Luke Hartigan in einer Länderstudie, hätten es in den vergangenen Jahren vor allem auf die Staatsanleihen Neuseelands abgesehen. Grund sei die Suche „globaler Kapitalströme nach relativ sicheren und gut verzinsten Anlagemöglichkeiten“.

Gemessen an den wirtschaftlichen Rahmendaten des Landes und eines Topratings von „AA+“, bieten die Kiwi-Bonds mit aktuell 2,5 bis 3,5 Prozent in der Tat solide Renditen, die Anleger bei Staatspapieren in anderen entwickelten Staaten der Welt vergeblich suchen. Auch das Zins­niveau ist in keinem Industriestaat der Welt mit Ausnahme Australiens so hoch. Erst Ende Oktober bestätigte Neuseelands Zentralbank den Leit­zinssatz von 2,5 Prozent.

Das bleibt nicht ohne Folgen für die heimische Währung. Der stetige Kapitalzufluss hat zu einer erheblichen Aufwertung des Neuseeland-Dollars (NZD) geführt. Im laufenden Jahr gewann der „Kiwi“ gegenüber dem Dollar rund sechs Prozent. In den vergangenen drei Jahren waren es mehr als 13 Prozent. Selbst ge­genüber dem starken Australischen Dollar legte der NZD seit Januar um mehr als vier Prozent zu.

Was Devisenanleger freut, hat Schattenseiten für die Wirtschaft. Denn das Land hängt am Export insbesondere von Agrarrohstoffen, die rund 40 Prozent der Gesamtausfuhren ausmachen. Diese wiederum stellen rund ein Drittel des Bruttoinlands­produkts. Der starke Kiwidollar „hat zusammen mit den gesunkenen ­Agrarrohstoffpreisen das lokale ­Einkommen schwinden lassen“, so die HSBC-Experten. Doch ganz so schlimm ist es nicht. Immerhin sorgen günstigere Importe dafür, dass die Konsumausgaben zulegen. Auch der Handel freut sich laut letzten Statistiken über wachsende Geschäfte.

Allmählich erholt sich Neuseeland zudem von den verheerenden Erdbeben, die die bevölkerungsreichere Nordinsel Anfang 2011 heimgesucht hatten. Damals waren den Erdstößen mehrere Tausend Menschen, vor allem in der Küstenstadt Christchurch, zum Opfer gefallen. Die Schäden belaufen sich nach Auskunft der Zentralbank auf 20 Milliarden US-Dollar. Der größte Teil davon war versichert.

Die Versicherungsmilliarden führen nun dazu, dass wieder kräftig gebaut wird. So nahmen die Baugenehmigungen im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 22 Prozent zu. In den ersten neun Monaten lag der Wert der von den Behörden genehmigten Bauprojekte um 13 Prozent über dem Vorjahr. Für 2013 rechnen Experten sogar mit einem Wachstum der privaten Bautätigkeit von mehr als 30 Prozent.

Produzieren für China
Neben diesen treibenden Binnenkräften kann sich Neuseelands Wirtschaft auf die wichtigsten Exportproduzenten des Landes verlassen: seine Kühe und Schafe. Für das Gesamtjahr wird ein Zuwachs der inländischen Milchproduktion um gut sieben Prozent auf mehr als 20 Millionen Tonnen erwartet. Davon wird das Gros für den Export zu Milchpulver, Butter und Käse verarbeitet. Die Ausfuhren dieser Produkte kletterten in den ersten neun Monaten im Vergleich zu 2011 um 16 Prozent. Das Wachstum der Landwirtschaft wird zusammen mit dem Bau im Gesamtjahr für die kräftigste Wirtschafts­belebung seit Beginn der Finanzkrise 2007 sorgen. Die HSBC pro­g­nostiziert ein BIP-Wachstum von 2,6 Prozent. 2013 könnten es 2,9 Prozent oder mehr werden.

Neuseelands Bauern produzieren immer mehr Fleisch und Milch für China. Die Nachfrage nach den Produkten von den saftigen pazifischen Weiden hält in dem fleischversessenen Land trotz schwächelnder Wirtschaft an. Die Exporte allein in das asiatische Riesenreich kletterten 2012 bis Ende September um elf Prozent, nach Gesamt-Asien um drei Prozent. Nur die Eurokrise ist schlecht fürs neuseeländische Geschäft. Die Nachfrage aus Europa brach um elf Prozent ein. Das ist auch der Hauptgrund, warum die Preise etwa für Lammfleisch derzeit deutlich unter dem Vorjahresniveau liegen.

Auch wenn Neuseelands Agrarsektor angesichts weltweit wachsenden Konsums attraktiv erscheint: „Direkte Investments in Agrarwerte an Neuseelands Aktienmarkt gibt es kaum“, sagt Wilhelm Schröder, Berater des Australien-Fonds der Münchner Nestor. Grundsätzlich interessant findet er den Minensektor mit Unternehmen wie Oceanagold, das in Neuseeland zwei Goldminen betreibt. Nach dem finanzkrisenbedingten Rückgang wächst die Minenförderung in Neuseeland seit ­einem Jahr wieder kräftig.

Und mit den Erz schürfenden Zwergen aus „Der Herr der Ringe“ stünden dafür auch schon passende Werbefiguren bereit.

Investor-Info

Aktienmarkt
Kleine Börse, gute Gewinne

Seit Jahresanfang legte der Leitindex Neuseelands, der NZX 50, um rund 28 Prozent auf Eurobasis zu. Dafür sorgten die verstärkte Bautätigkeit nach den schweren Erdbeben sowie gute Wachstumszahlen in der Landwirtschaft. Davon profitiert auch die ­Molkereigenossenschaft Fonterra — ein Global Player, der Ende November an die Börse geht.

Wirtschaft
Schwerpunkt Agrarexporte

Agrarrohstoffe sind der bedeutendste Faktor in der neuseeländischen Ausfuhrwirtschaft. Das Land ist weltweit der größte Exporteur von Milchprodukten.

ZinsindexZertifikat
Von Stärke profitieren

Bei diesem Zertifikat der Commerzbank wird das Kapital am Tagesgeldmarkt in Neuseeland angelegt. Kursgewinne sind bei einer weiteren Aufwertung des heimischen Dollar drin. Jedoch ist der Kiwi schon einige Zeit gut gelaufen. Gefahren einer Zinssenkung der Zentralbank bestehen kurzfristig nicht.

AktienZertifikat
Spezialitäten des Kiwilands

Das Open-End-Zertifikat der RBS zeichnet den Index MSCI Neuseeland Total Return nach, der in fünf Schwergewichte der Wellingtoner Börse investiert —aus den Branchen Bau, Telekommunikation, Transport, Versorger und Konsum. Mit 33 Prozent die größte Position ist die Baufirma Fletcher, die vom Wiederaufbauboom des Landes profitieren sollte.

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