Vectron: Der vom Steuerbetrug kräftig profitiert

Der Bund will Steuerbetrug mit fälschungssicheren Ladenkassen bekämpfen - gut für den Kassenhersteller Vectron. Die Aktie hat noch aus anderem Grund Fantasie.
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von Peer Leugermann, Euro am Sonntag
Der Staat dehnt die Jagd nach Steuersündern aus. Von der Daten-CD aus mondänen Steuerparadiesen führt der Weg nun zur einfachen Registrierkasse. Denn dem Bund entgehen durch manipulierte Kassen je nach Schätzung zwischen zehn bis 20 Milliarden Euro im Jahr. Die Pflicht zur fälschungssicheren Registrierkasse soll laut Gesetzentwurf des Bundes dem Treiben ab 2019 ein Ende setzen.
Es gibt Unternehmen, die sich schon darauf freuen. Kassenhersteller Vectron etwa sieht sich vor einer Sonderkonjunktur. "Wir erwarten durch das Gesetz einen Zusatzumsatz von 80 Millionen Euro in einem Zwei-Jahres-Zeitraum um den Einführungstermin am 31. Dezember 2018", sagt Geschäftsführer Thomas Stümmler. Zum Vergleich: 2015 setzte das Münsterländer Unternehmen 25,4 Millionen Euro um und erzielte einen Gewinn nach Steuern von einer Million Euro.
Noch stärker als die Erlöse soll sich in den Jahren 2017 und 2018 der operative Gewinn (Ebit) entwickeln. Die Analystenschätzungen für beide Jahre zusammen reichen von 39 bis 45 Millionen Euro, eine Vervielfachung im Vergleich zu 2015. Dass der Kampf gegen Steuerhinterzieher so gewinnträchtig ist, hat einen einfachen Grund. Um die 100.000 in Deutschland installierten Kassensysteme betrugssicher zu machen, reicht laut Vectron bei drei von vier Systemen ein Softwareupdate. Das kostet nicht mehr als ein paar Hundert Euro. Da das Aufspielen kaum Kosten verursacht, dürfte die operative Marge bei über 90 Prozent liegen. Zudem geht Vectron davon aus, dass die ältesten, nicht updatefähigen Modelle ersetzt werden müssen.
Dass Analysten wie etwa die der Bank Hauck & Aufhäuser Kursziele von bis zu 100 Euro aufrufen, hat aber noch einen anderen Grund. Mit Bonvito bietet Vectron seit einigen Jahren ein System an, mit dem Gastronomen ihre eigenen Gutscheinaktionen und Kundenkarten steuern können. Stümmler sieht hier große Möglichkeiten: "Wir haben Bonvito zu einer Software entwickelt, über die von Online-Tischreservierungen bis zu Rabattaktionen alles möglich ist. Allein als Plattform für Tischreservierungen hat das System ein Potenzial, mit dem wir perspektivisch Umsätze im dreistelligen Millionenbereich erzielen können."
Reserviert für Millionen
Tatsächlich werden im 60 Milliarden Euro schweren Gastronomiemarkt Deutschlands erst zwei Prozent aller Restaurantreservierungen online gebucht. In Amerika liegt der Anteil bei fast einem Drittel. Doch auch in Deutschland gibt es erste Anbieter wie beispielsweise Quandoo oder Bookatable. Trotz Umsätzen von wenigen Millionen Euro und erst einiger Tausend angeschlossener Partnerrestaurants wurden Kaufpreise im dreistelligen Millionenbereich für diese Firmen gezahlt.Vectron hofft, bei dem für Mitte des Jahres geplanten Start der eigenen Plattform besser abzuschneiden. So haben die Westfalen bei Gastronomiekassen einen Marktanteil von 25 Prozent, besitzen also beste Beziehungen zu Restaurants. Zudem ist die Plattform mit dem Kassensystem verknüpft, und Vectron will für jede vermittelte Reservierung eine deutlich niedrigere Gebühr verlangen als die Konkurrenz. So könnte Bonvito ein leckeres Hauptgericht nach der appetitlichen Steuer-Vorspeise werden.
Investor-Info
Vectron
Mehr als Steuerfantasie
Löst das Gesetz ab 2017 Zusatzumsätze aus, ergibt sich laut Analysten für das kommende Jahr ein Gewinn je Aktie von bis zu 9,31 Euro. Beim aktuellen Kurs errechnet sich daraus ein extrem günstiges KGV von unter fünf. Weitere Fantasie bringt die Buchungsplattform Bonvito, die sich jedoch erst noch am Markt bewähren muss. Vectron hat kaum Streubesitz, vergleichsweise niedrige Umsätze und einen niedrigen Börsenwert. Die Aktie eignet sich daher nur für sehr risikobereite Anleger.Ausgewählte Hebelprodukte auf Vectron Systems
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