Nach dem Rekordjahr 2009 – Welche Chancen 2010 bietet
Spektakulärer als 2009 kann ein Börsenjahr nicht verlaufen. Statt Weltuntergang kamen fulminante Kursgewinne. Wo für Anleger in 2010 Risiken und Renditen liegen.
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von Carl Batisweiler, Jens Castner, Peter Gewalt und Sven Parplies, Euro am Sonntag
Das Jahr 2009 wird mit Sicherheit als eines der turbulentesten in die Wirtschaftsgeschichte der vergangenen 100 Jahre eingehen. Am Anfang stand die Angst: Von einer bevorstehenden „großen Depression“ war die Rede, der Welthandel brach prozentual zweistellig ein, und die vom US-Immobilienmarkt ausgehende Finanzkrise stürzte tatsächlich Länder rund um den Erdball in die Rezession. Die Weltwirtschaft steckte in ihrer tiefsten Krise seit 80 Jahren.
Mit einer so fulminanten Erholungsrally, die ab Mitte März an den internationalen Börsen startete und die immer noch anhält, hatten die wenigsten gerechnet. Seit seinem Jahrestief vom 6. März legte beispielsweise der DAX um 60 Prozent zu, seit Jahresanfang beträgt das Plus immer noch 20 Prozent und markiert damit eines der erfolgreichsten Aktienjahre Deutschlands überhaupt.
„Maßgeblich für das letztlich gute Finanzjahr 2009 war das beispiellose Gegensteuern der Wirtschaftspolitik“, erklärt Klaus Wiener, Chefvolkswirt von Generali Investments, die Wende. Allen voran die USA, aber auch Deutschland, Großbritannien oder China legten Billionen Euro schwere Konjunkturpakete auf. Ob Abwrackprämie oder Milliarden für die Infrastruktur – wichtig war, der Wirtschaft zu signalisieren, dass auch wieder Aufträge kommen. Ein Übriges taten die Bürgschaften, Verstaatlichungen oder Stützungsgelder für die Banken. Ohne sie wäre wegen der schwachen Eigenkapitalausstattung der Geldhäuser der Kreditmarkt ausgetrocknet. Die systemische Krise ist erst einmal überwunden, das letzte Quartal wieder von leichtem Wirtschaftswachstum geprägt.
Die Realwirtschaft hinkt der Börsenentwicklung hinterher. Und 2009 wird auch als Jahr der großen Pleiten und Arbeitsplatzverluste in Erinnerung bleiben: Arcandor, Quimonda, Schiesser, Märklin – nur einige der 200 deutschen Unternehmen mit über 50 Millionen Euro Jahresumsatz, die wegen der Krise, aber auch katastrophalen Managementfehlern zusperrten.
Doch was erwartet Anleger im Jahr 2010? „Die weiter wirkenden Konjunkturprogramme sowie die lockere Geldpolitik der Notenbanken liefern ausreichend Impulse für die Weltwirtschaft und schaffen so die Voraussetzung für eine fortgesetzte Konjunkturerholung“, begründet Jens Wilhelm, Vorstandsmitglied von Union Investment, seine positive Einschätzung. Im nächsten Jahr komme es darauf an, dass die Volkswirtschaften wieder aus sich selbst heraus zu wachsen beginnen, also ohne die gewaltige Unterstützung durch Staaten und Notenbanken.
„Der Aufschwung ist noch nicht zu Ende, und uns stehen noch einige positive Überraschungen bevor“, sagt auch Jan Amrit Poser, Chefökonom der Bank Sarasin. Allerdings sei genauso offensichtlich, dass der vorläufig obere Wendepunkt dieses Wachstumsschubs in Reichweite gelange: „Ab dem zweiten Quartal 2010 sollte eine Verlangsamung des Weltwirtschaftswachstums erfolgen, die uns eine holprige zweite Jahreshälfte bescheren wird.“ Christian Heger, Chefstratege bei HSBC Global Asset Management, rät zu einer defensive Anlagestrategie: „Trotz der leichten Konjunkturerholung engt der Rückgang der Risikoprämien für alle Assetklassen in diesem Jahr das Potenzial für das nächste ein.“ So turbulent wie 2009 wird das nicht mehr. Aber wieder sehr spannend.
DAX Sensationelles Comeback
Trotz katastrophalem Start wird 2009 für den DAX eines der besten Jahre überhaupt. Seit Januar konnten die Schwergewichte um mehr als 20 Prozent zulegen. Wer zum Tiefpunkt Anfang März einkaufte, liegt heute sogar rund 60 Prozent im Plus. Die größten Gewinner der Rally gehörten zu den größten Verlierern der Vormonate. Der Chiphersteller Infineon ist mit etwa 300 Prozent Kursplus seit Januar Topwert. Die Münchner, 2008 noch Pleitekandidat und erster Pennystock der DAX-Geschichte, verschafften sich erst mit einer Kapitalerhöhung Luft. Dann erholte sich das operative Geschäft schneller als von vielen erwartet.
Während in den ersten Monaten der Kurserholung zyklische Titel wie BASF, Daimler und ThyssenKrupp, aber auch die von der Finanzkrise besonders hart getroffenen Banken nach oben getrieben wurden, beobachten Börsianer in den vergangenen Tagen eine verstärkte Nachfrage nach defensiven Titeln. Deutsche Telekom oder die Versorger E.on und RWE sind im Vergleich zu den Topwerten des Jahres günstig bewertet. Zudem weisen sie eine hohe Dividendenrendite auf.

Hinter den Umschichtungen steht offenbar die Sorge, dass viele Anleger mit ihren Zukäufen der vergangenen Monate zu optimistisch waren. Zudem dürften die Frühindikatoren wie der Ifo-Geschäftsklimaindex, die erfahrungsgemäß als Orientierung für die Aktienmärkte wichtiger sind als harte Fundamentaldaten wie das Bruttoinlandsprodukt, im Frühjahr an Dynamik verlieren. Auch eine dann wahrscheinlich aufflammende Diskussion über Zinserhöhungen der Notenbanken könnte vor allem bei den zyklischen, also stark von der Konjunkturentwicklung abhängigen Unternehmen zu Gewinnmitnahmen verleiten. Viele Strategen gehen dennoch davon aus, dass die Kurse in den ersten Monaten des neuen Jahres erneut zulegen. Kurstreiber sollen zunächst weiter anziehende Frühindikatoren und deutlich steigende Unternehmensgewinne sein. Auch vom Arbeitsmarkt in den USA erhoffen sich Optimisten positive Überraschungen, die Konsumwerten wie Beiersdorf weiter Auftrieb geben müssten.
Da die Wirtschaft in den alten Industrienationen unter hoher Staatsverschuldung, drohender Regulierung und restriktiver Kreditvergabe der Banken leidet, sollten Anleger tendenziell auf Aktien von Unternehmen setzen, die einen hohen Umsatzanteil in den wachstumsstarken Schwellenländern Asiens erzielen. Im DAX sind das unter anderem Adidas, Linde und Merck.
Fundamental ist der deutsche Leitindex mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 16 für das kommende Jahr und einem Kurs/Buchwert-Verhältnis von 1,5 noch immer moderat bewertet. Die von €uro am Sonntag befragten Aktienstrategen führender Banken sehen den DAX am Ende des kommenden Jahres im Schnitt bei 6366 Punkten. Nur zwei von 20 Experten erwarten, vom aktuellen Niveau ausgehend, für 2010 Kursverluste.
MDAX Gute Unterhaltung bei ProSiebenSat.1
Mehr als 30 Prozent hat der MDAX in diesem Jahr an Wert gewonnen. Die mittelgroßen börsennotierten Unternehmen schnitten damit rund zehn Prozentpunkte besser ab als die Schwergewichte des DAX. Den größten Unterhaltungswert bot ProSiebenSat.1. Zu Jahresbeginn stürzte die Aktie, die 2008 noch bei 16 Euro notierte, auf 90 Cent ab. Die Münchner, nach der Übernahme der skandinavischen Senderkette SBS hoch verschuldet und unter sinkenden Werbeerlösen leidend, galten gar als möglicher Pleitekandidat.

Ab März änderte sich die Stimmung dramatisch: Bis Oktober stieg der Kurs im Sog der allgemeinen Trendwende sogar auf neun Euro. Grund waren Übernahmegerüchte, mögliche Beteiligungsverkäufe, steigende Marktanteile und neu entdeckte Risikofreude der Anleger. Unter dem Strich sind bei ProSiebenSat.1 seit Jahresbeginn mehr als 250 Prozent Kursplus geblieben, die Aktie ist damit bester Wert im MDAX. Die aktuellen Kursziele der Analysten reichen bis 10,50 Euro. Auch hinter den anderen beiden Topperformern des MDAX stehen Turnaround-Spekulationen: Die Aareal Bank (plus 138 Prozent seit Jahresbeginn) profitierte vom Comeback der zuvor besonders hart abgestraften Finanzwerte. Beim margenstarken Autozulieferer ElringKlinger (plus 123 Prozent) setzten Anleger auf den positiven Effekt der staatlichen Abwrackprämie und die Hoffnung, dass die Automobilbranche den Tiefpunkt der Krise überwunden hat.
Für das kommende Jahr sollten Anleger auch bei kleineren Aktien stärker als in diesem Jahr auf Substanz achten. Der Schmierstoffspezialist Fuchs Petrolub und der Kranhersteller Demag Cranes dürften von ihrem hohen Umsatzanteil in den asiatischen Schwellenländern profitieren. Krones, Weltmarktführer bei Getränkeabfüllanlagen, sollte 2010 in die Gewinnzone zurückkehren und ist daher eine Turnaround-Story. Die Aktie des Duftstoffherstellers Symrise ist im Branchenvergleich moderat bewertet, zudem gilt das Unternehmen als möglicher Übernahmekandidat.
TecDAX Leuchttürme auf dem Kurszettel
Die Technologiekonzerne haben überproportional stark von der sich abzeichnenden Konjunkturerholung profitiert. Mit einem Kursplus von über 60 Prozent hat der TecDAX die Standardwerte deutlich abgehängt. Die erfolgreichste Börsenstory des Jahres in den großen deutschen Indizes ist Dialog Semiconductor. Die Aktie des Halbleiterspezialisten ist seit Jahresbeginn um mehr als 1000 Prozent gestiegen. Die Produkte der Schwaben drücken den Energieverbrauch bei mobilen Geräten. Dadurch profitiert Dialog vom Siegeszug der Superhandys wie Apples iPhone.
Nicht ganz so dramatisch, aber mit mehr als 400 Prozent Plus immer noch herausragend ist die Kursentwicklung von Aixtron. Der Anlagenhersteller profitiert von der wachsenden Nachfrage nach Leuchtdioden, wie sie zunehmend verwendet werden, unter anderem in Flachbildfernsehern. Angesichts eines erwarteten Gewinnwachstums von 60 Prozent bei Dialog und 90 Prozent bei Aixtron im kommenden Jahr sind die Kurssteigerungen fundamental untermauert. Die Aktien sind aber inzwischen deutlich über die durchschnittlichen Kursziele der Analysten hinausgeschossen und damit anfällig für Gewinnmitnahmen.

Das Biotechunternehmen Evotec (191 Prozent Kursplus seit Jahresbeginn) gilt als attraktive Turnaround-Story. Unter dem neuen Vorstandschef Werner Lanthaler konzentrieren sich die Hamburger, die Ende Oktober in den TecDAX rückten, auf ihr Kerngeschäft als Outsourcing-Dienstleister für Pharma. 2012 will Evotec erstmals Gewinne schreiben. Als positives Signal gilt, dass Lanthaler seit Amtsübernahme kontinuierlich Evotec-Aktien über die Börse kauft.
Aktien international - Techies dominieren die US-Börsen
Die Letzten werden die Ersten sein. Dieses Motto bestimmte 2009 auch die großen US-Börsen. Topaktie unter den amerikanischen Wachstumswerten ist der Festplattenhersteller Seagate. 2008 war die Aktie der Kalifornier von 25,50 auf 3,83 Dollar eingebrochen – in diesem Jahr hat sich die Aktie fast vervierfacht, bei einem Kurs von 17 Dollar aber nur einen Teil der Verluste aufgeholt. Ähnlich extrem sind die Ausschläge beim zweiten der Jahresliste, Liberty Media.
Auffallend: Unter den zehn Topwerten des Nasdaq 100 befinden sich zwei Onlinereisevermittler. Expedia und Priceline legten jeweils um rund 200 Prozent zu. Bemerkenswert auch die Performance des Onlinekaufhauses Amazon, das dank des Hypes um sein elektronisches Lesegerät Kindle knapp 150 Prozent zulegte. Die prominenteste Aktie aus dem Nasdaq, der iPod-Hersteller Apple, schaffte es mit einem Kursplus von 125 Prozent übrigens nicht in die Top Ten. Mit einem Zugewinn von 47 Prozent auf Dollarbasis hat die Nasdaq 100 den Standardwerteindex Dow Jones in diesem Jahr deutlich geschlagen. Die amerikanischen Bluechips legten im Jahresverlauf knapp 18 Prozent zu. Angeführt wird die Rangliste von American Express. Der Kreditkartenkonzern war wie alle Finanztitel im Vorjahr dramatisch abgestürzt und konnte jetzt überdurchschnittlich stark von der allgemeinen Kurserholung profitieren.

Microsoft, in der Vergangenheit als Langweileraktie verspottet, konnte dank der neuen Version seines Betriebssystems Windows mit einem Kursplus von mehr als 50 Prozent endlich einmal überzeugen. Mit IBM, Cisco Systems, Hewlett-Packard und Intel liegen vier weitere Technologiewerte in den Top Ten des Dow. Trotz der deutlichen Kursgewinne sind die großen US-Indizes nicht überbewertet. Das durchschnittliche Kurs/Gewinn-Verhältnis des Nasdaq 100 (20,0) und des Dow Jones (16,1) liegt noch immer unter dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre. Möglich machen das die drastischen Kostensenkungen der Konzerne, durch die stärkere Gewinneinbrüche vermieden wurden.
Deutlich größere Ausschläge als in den westlichen Industrienationen waren in den Aktienindizes der Schwellenländern zu verzeichnen. Die Kurse waren dort 2008 im Sog der Finanzkrise ebenfalls eingebrochen, haben sich in diesem Jahr aber deutlich stärker erholt. Da Staaten wie China, Brasilien und Indien nur indirekt von der Finanzkrise betroffen sind, trauen viele Experten diesen Regionen in den kommenden Jahren deutlich stärkeres Wachstum zu. Während für die Eurozone im kommenden Jahr ein moderater Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von knapp über einem Prozent kalkuliert wird, sind für China sogar fast neun Prozent realistisch.
Diese Dynamik lässt sich bereits jetzt an der Kursentwicklung der jeweiligen Landesindizes ablesen. Den größten Kurssprung machte Brasiliens Bovespa, mit bislang 131 Prozent Plus auf Dollar-Basis, gefolgt von Russlands RTS mit plus 122 Prozent. Chinas Shenzhen-Index legte ebenfalls knapp dreistellig zu.
Angesichts der desaströsen Staatsfinanzen achtbar geschlagen hat sich der Aktienindex des Emirats Dubai – dort reichte es für Anleger, die in Euro rechnen, für ein Kursplus von knapp 15 Prozent. Sieben nationale Leitindizes haben laut Finanzdienst Bloomberg im Bullenjahr 2009 Verluste erzielt. Am deutlichsten in den roten Zahlen liegt Nigeria mit einem Minus von 39 Prozent. Rohstoffe Zucker top, Mais flop
Zucker. Ausgerechnet Zucker. Dass Gold angesichts der krisenbedingt nahezu weltweit galoppierenden Staatsverschuldung als sicherer Hafen gesucht sein würde, lag vor Jahresfrist auf der Hand. Und mit einem Plus von rund 25 Prozent auf US-Dollar-Basis (auf Eurobasis ebenfalls über 20 Prozent) erfüllte das Edelmetall die Erwartungen auch. Doch die Rohstoffraketen 2009 sind andere. Zucker erreichte vor wenigen Tagen ein neues 28-Jahres-Hoch bei über 25 US-Cent pro Pfund. Macht auf Jahressicht fast 120 Prozent Plus. Der steile Anstieg des Zuckerpreises ist vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen: eine Dürre in Indien und überdurchschnittlich starke Regenfälle in Brasilien. Da beides die Ernten stark beeinträchtigte, ging das Angebot stark zurück, was die Weltmarktpreise explodieren ließ.

Insgesamt war 2009 ein Traumjahr für Rohstoffinvestoren: Silber (50 Prozent plus) und Platin (60 Prozent) liefen noch wesentlich besser als Gold; Palladium und Rhodium schafften sogar die Verdoppelung. Die Notierungen für Rohöl der Sorte Brent kletterten um 60 Prozent, Baumwolle legte um 80 Prozent zu, Kupfer, Zink und Blei standen mit ebenfalls dreistelligen Kurszuwächsen der Zuckerperformance in nichts nach. Letzteres schätzt Rohstoffguru Jim Rogers besonders, weil es giftig ist. Niemand will Bleischmelzen in der Nachbarschaft haben. Die Nachfrage geht – trotz lahmender Autokonjunktur – in den westlichen Märkten kaum zurück. Der zunehmende Motorisierungsgrad der Bevölkerung in Asien hält die Nachfrage nach Autobatterien ebenso hoch wie das Ersatzgeschäft im Rest der Welt. Und Autobatterien enthalten Blei, auch wenn zunehmend versucht wird, es durch Zinn (plus 80 Prozent in 2009) zu ersetzen.
Vorbeigegangen ist die Hausse am Getreide. Mais und Raps traten auf der Stelle, Weizen verbilligte sich. Mit Lebendrind und magerem Schwein waren keine nennenswerten Gewinne zu erzielen. Wichtiger als die Tops und Flops des vergangenen Jahres ist für Anleger freilich die Frage, wie es 2010 weitergeht. Für Zucker stehen die Zeichen nicht schlecht – zumindest kurzfristig. Zum einen ist der süßeste aller börsengehandelten Rohstoffe noch weit von den historischen Höchstständen entfernt (Rogers: „Ich kenne Leute, die eine Menge Spaß hatten, als der Zucker-Future auf 66 Cent stieg“). Zum anderen sagen Meteorologen auch für die nächsten Monate starke Regenfälle in Brasilien voraus, wodurch sich das Angebot weiter verknappen könnte. Wie lange der Aufwärtstrend hält, bleibt abzuwarten. Indien hat inzwischen die Zuckerimporte eingestellt, da die Preise am Weltmarkt höher sind als im eigenen Land. In den Häfen des Subkontinents türmen sich Zuckerberge. Indien könne also „nicht als Begründung für den Preisanstieg herhalten“, so Commerzbank-Rohstoffexperte Eugen Weinberg. Was ihm längerfristig zu denken gibt, ist die Terminmarktkurve, die bereitsauf fallende Preise hindeutet. „Eine Rückkehr zu normaleren Wetterbedingungen würde Zucker in die Reihe der weniger attraktiven Rohstoffe verbannen“, gibt auch David Karsbøl, Chefvolkswirt der dänischen Saxo Bank, zu bedenken. Er geht von einem Rückschlag um 33 Prozent aus.

Auch was Gold anbelangt, ist Karsbøl skeptisch. Er erwartet 2010 eine Preiskorrektur auf 870 Dollar je Feinunze, obwohl sein Kursziel bis 2014 bei 1500 Dollar liegt. „Der Trade ist mittlerweile zu leicht geworden und zu verbreitet, um sich kurzfristig wirklich auszuzahlen“, warnt er. In Euro gerechnet, muss sich eine Korrektur des Goldpreises allerdings nicht zwangsläufig negativ auswirken. Der jüngste Rückschlag von 1220 auf 1100 US-Dollar war in der Eurozone kaum wahrnehmbar, da die Gemeinschaftswährung schwächelte. Die Angst, dass Ländern wie Griechenland oder Spanien der Staatsbankrott drohen könnte, verhilft dem oft schon totgesagten Dollar derzeit zu relativer Stärke. Deshalb sollten für Goldinvestments 2010 eher Produkte ohne Währungssicherung gewählt werden – auch wenn keinesfalls gesagt ist, dass es überhaupt zum Rückschlag kommt. Nach Ansicht von Deutschlands bekanntestem Vermögensverwalter, Jens Ehrhardt, sollte das Edelmetall auch 2010 einen Anlageschwerpunkt bilden.
Niedrige Zinsen und historische Rekordliquidität bei gleichzeitig extrem geringem Angebot sprächen für eine Fortsetzung der Goldhausse. Davon sollten auch andere Edelmetalle profitieren, allerdings sind diese deutlich schwankungsanfälliger und eher für Spekulanten als für konservative Anleger geeignet. Wer den Kick sucht, kann sein Glück auch mit Palmöl versuchen, ein Rohstoff, den Analysten bislang kaum auf der Rechnung haben. Anlässlich des Klimagipfels in Kopenhagen allerdings stellte die Organisation World Growth eine Studie vor, in der Palmöl als besonders nachhaltiges Naturprodukt bezeichnet wird. Mit dem Argument, Lebensräume für Orang-Utans zu schützen, werde die Wahrheit von Umweltschützern „absichtlich verdreht“, sagte der Vorsitzende von World Growth, Alan Oxley. Sollte seine Brandrede einen allgemeinen Stimmungsumschwung herbeiführen, könnte Palmöl die Rohstoffrakete des Jahres 2010 werden. Ausgerechnet Palmöl.
Anleihen Zwischen Liquiditätshausse und Zinsängsten
Für risikobereite Anleiheinvestoren war 2009 ein sehr erfolgreiches Jahr. Bis zu 152 Prozent Gewinn gab es seit Jahresanfang etwa bei europäischen High Yields, Unternehmen mit schlechter Bonität. Nachdem die Junk-Bond-Papiere 2008 zu den Verlierern gehört hatten, profitierten die Bonds gleich von mehreren Faktoren. Der Ausverkauf 2008 war aufgrund des extremen Verkaufsdrucks etwa bei den Hedgefonds stark übertrieben. Dies hat sich im Lauf des Jahres wieder normalisiert. Die von den Notenbanken in den Markt gepumpte Liquidität befeuerte die Rally ebenso wie die Niedrigzinspolitik der Industriestaaten, die das Renditeniveau anderer festverzinslicher Papiere drückte. Selbst der Anstieg der Ausfallraten bei den Junk-Bonds auf Rekordniveau konnte diese Entwicklung nicht aufhalten.

Einen Gewinnsprung wie 2009 dürfen Anleger für 2010 allerdings nicht mehr erwarten, da die Anleihen inzwischen wieder als fair bewertet gelten. So schätzt Ian Spreadbury, Manager des Fonds Fidelity European High Yield Bond, dass zehn Prozent Plus ein realistisches Ziel sein dürften, sollte es nicht zu einem erneuten Abrutschen in die Rezession kommen. Diese Rendite entspricht in etwa dem, was die Unternehmen mit niedrigem Rating an Zinszahlungen im Schnitt anbieten. Neben den Schmuddelkindern des Corporate-Bond-Segments profitierten auch Unternehmen mit guter Bonität von der Sondersituation in der Finanzkrise. So warfen Anleihen von europäischen Emittenten mit hoher Qualität zwischen sechs und 27 Prozent Gewinn ab. Ein Trend, der, wenn auch abgeschwächt, anhalten könnte. „Unternehmensanleihen dürften von Mittelzuflüssen in diese Assetklasse profitieren, da Anleger weiter verstärkt auf der Suche nach höheren Renditen sind“, erklärt Richard Woolnough, Fondsmanager des M & G Optimal Income Fund. „Etliche Papiere dürften angesichts äußerst niedriger Renditen bei Spareinlagen weiterhin stark nachgefragt sein.“ Klar ist, dass es 2010 angesichts der wirtschaftlichen Probleme in einigen Fällen auch zu negativen Überraschungen kommen wird.
Zu den großen Profiteuren 2009 zählten ebenfalls die Schwellenländeranleihen. Zwar nehmen insbesondere die hochriskanten Emittenten wie Argentinien oder Venezuela die Toppositionen in den Renditeranglisten ein. Doch standen im Fokus vor allem die Anleihen besser aufgestellter Emerging Markets wie Brasilien, die sich innerhalb der Wirtschaftskrise als Hort des Wachstums erwiesen haben. Die verbesserten volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen schlagen sich auch in den Ratings nieder, die sich in den vergangenen Jahren für eine Vielzahl von Schwellenländern deutlich verbessert haben. Einige Staaten wie Indonesien dürften schon in den kommenden Jahren den begehrten Investment-Grade-Status erreichen, der früher den Industrienationen vorbehalten war. Doch nicht nur die in Euro oder Dollar emittierten Anleihen der Schwellenländer kamen 2009 bei Investoren gut an, obwohl das Emissionsvolumen mit über 550 Milliarden Dollar ein Rekordniveau erreichte. Emerging-Markets-Bonds in Lokalwährung sind stark im Kommen. Die Papiere bieten meist bessere Bonität und einen Renditeaufschlag gegenüber den Fremdwährungspapieren.
Die Staatsanleihen der Industrienationen schnitten in diesem Jahr vergleichsweise schlecht ab. Grund: Der Zinssenkungszyklus der Notenbanken war abgeschlossen, zugleich wurden die Märkte mit Anleihen überschwemmt und die strukturellen Probleme der Länder sichtbar. Zu den aktuellen Verlierern zählen die Schuldverschreibungen europäischer Staaten, die wie Griechenland und Irland mit schweren Haushaltsproblemen und Ratingabstufungen zu kämpfen haben. Ohnehin bleibt das Umfeld für Staatsanleihen der Industrienationen nicht einfach, auch wenn die Inflation erst einmal keine Rolle spielen dürfte. „Anfang 2010 werden Anleger das Ende der Nullzinspolitik der Fed einkalkulieren und Zinserhöhungen erwarten“, prophezeit die Schweizer Investmentbank UBS. „Diese Erwartungen werden die Anleiherenditen in die Höhe treiben und auf den Bondmärkten zu höherer Volatilität führen.“
Währungen Greenback vor Comeback?
Enorm ansteigende Geldmengen weltweit, ein immer weiter sinkender US-Dollar, ein japanischer Yen, der trotz schwächelnder Wirtschaft zulegte, und ein Euro, der sich so verteuerte, dass die Exportwirtschaft der europäischen Währungszone schon deshalb in die Knie ging – das Jahr 2009 verlief auch auf den Devisenmärkten turbulent. Dabei ging fast unter, wer bei den Gewinnern ganz oben steht: die Währungen von rohstoffreichen Ländern.

Brasiliens Real legte um über 30 Prozent zu, dicht gefolgt von Chiles Peso und Südafrikas Rand mit über 27 Prozent Plus. Keine Rohstoffe, dafür eine für EU-Neulinge relativ stabile Wirtschaft und eine geringe Staatsverschuldung sorgten dafür, dass die tschechische Krone mit fast sechs Prozent Plus auch zu den Gewinnern zählt. Für Ungarn und Rumänien gilt das nicht, Forint und Leu verloren, mit rund 1,3 bzw. 1,8 Prozent allerdings nicht so wie die isländische Krone oder Argentiniens Peso (minus 9,4 Prozent). 2010 bleibt die Entwicklung der Devisenmärkte spannend, vor allem beim Dollar, der seinen Abwärtstrend jüngst stoppte, als die Wirtschaftsindikatoren eine schnellere Erholung der USA anzeigten als erwartet. Eine frühe Zinserhöhung der US-Zentralbank und damit ein massiver Dollaranstieg würde die sogenannten Carry-Trader unter Druck setzen und größere Währungsturbulenzen auslösen. Verfällt der Dollar weiter, würden Exportnationen wie Deutschland massive Probleme bekommen.
Immobilien Risiko Fremdfinanzierung
Am Anfang der Finanz- und Wirtschaftskrise stand der US-Häusermarkt. Und nach wie vor ist dieser Immobiliensektor der am meisten beachtete. Nicht nur, weil alle anderen Spekulationsblasen sich am (schlechten) Beispiel der Amerikaner orientierten, sondern auch, weil sich die internationale Immoinvestitionsneigung weiter danach richtet.
So atmeten viele in der Branche auf, nachdem sich ab dem Frühjahr abzeichnete, dass zumindest der Niedergang in den USA gestoppt schien, sich sogar Erholungstendenzen zeigten. Mit frisch ausgeschütteten Bankerboni zogen sogar in London die Preise für Luxusimmos wieder an. Für die anderen Nach-Blasenmärkte wie Spanien und Irland ist freilich immer noch keine Besserung in Sicht. Dass die Zahl der Wohnbaubeginne in den USA zuletzt um 10,6 Prozent gegenüber dem Vormonat einbrach, lag wohl am Auslaufen der – nun doch verlängerten – Staatsförderung.
Die Anleger werden sich wohl aber auch 2010 zurückhalten: „Der Ausblick für die europäischen Büromärkte ist nach wie vor eingetrübt. Aufgrund der schwächeren Flächennachfrage werden die Spitzenmieten auch 2010 auf fast allen Märkten weiter nachgeben“, sagt etwa Wolfgang Mansfeld, Immobilienvorstand bei Union Investment. Und Helmut Knestel vom Finanzdienstleister Gecam verweist auf die Probleme, die viele hoch verschuldete Immoinvestoren haben: „Sollten im kommenden Jahr noch Zinserhöhungen dazukommen, wird es für die Branche sehr spannend.“ Die UBS rät deshalb zu den liquiden Immoaktien, vor allem aus Asien und Großbritannien, die als unterbewertet gelten.
Szenario 1: Bullenmarkt

Die Optimisten erwarten, dass die Unternehmen ihre Gewinne dank harter Kostensenkungen und starker Nachfrage aus Schwellenländern im kommenden Jahr deutlich steigern. Für den DAX wird ein Gewinnplus von 35 Prozent prognostiziert, für 2011 weitere 20 Prozent. Zweifel an der Nachhaltigkeit des Aufschwungs verhindern, dass die Notenbanken die Zinsen erhöhen. Damit wäre gewährleistet, dass Investoren ihre unrentablen Geldmarktbestände weiter in den Aktienmarkt umschichten. Die Optimisten, so das Ergebnis einer Umfrage von €uro am Sonntag unter führenden Aktienstrategen, sehen den DAX im kommenden Jahr bei 7500 Punkten.
Szenario 2: Bärenmarkt

Die Gewinne der Konzerne werden steigen. Das heißt aber nicht, dass die Aktienkurse zwingend dieselbe Richtung einschlagen. Frühere Zyklen zeigen, dass es in der Übergangsphase von einer durch Hoffnung zu einer durch harte Fakten getriebenen Erholung spürbare Kurseinbrüche geben kann. Die Krisen in Dubai und Griechenland oder die massiven Altlasten in den Bilanzen vieler Banken zeigen zudem, dass die Finanzkrise noch nicht ausgestanden ist. In diesem Umfeld könnte die Konjunkturerholung in einer erneuten Rezession enden. Die LBBW hat als Worst Case für den DAX einen Einbruch auf 4000 Punkte im Jahr 2010 ausgemacht.
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