Steico: Ökologisch abbaubare Unterbewertung

von Peer Leugermann, Euro am Sonntag

Ein steigendes Umweltbewusstsein bei Bauherren, der Energiepass für Wohnimmobilien und ein wieder effizient geführtes Werk in Polen – das sind die Wachstumstreiber, von denen der Dämmstoffspezialist Steico in Zukunft profitieren will. Dabei verdient die Firma dank der drei Faktoren schon jetzt gut. So gut, dass Finanzvorstand Jan von Hofacker ankündigte, der Vorsteuergewinn werde zum Ende des Geschäftsjahres am oberen Ende der Prognose von fünf bis sieben Millionen Euro liegen. Dabei hatte die Firma noch bis Anfang Oktober mit einer schwarzen Null gerechnet.

Grund für die positivere Einschätzung ist, dass die Restrukturierungen früher greifen als geplant. So sei das Werk in Polen operativ wieder profitabel, und auch die Fertigung in Frankreich macht laut von Hofacker keine Verluste mehr. Besonders die Probleme in Polen hatten 2008 zu einem Verlust von 9,4 Millionen Euro geführt. 85 Prozent seiner Produkte stellt das Unternehmen in dem deutschen Nachbarland her. Dort war es jedoch zu Unregelmäßigkeiten bei den Lagerbeständen gekommen, zudem seien die Werke ineffizient geführt worden, so der Finanzvorstand. Mittlerweile wurde das Management ausgetauscht. Voll greifen sollen die Maßnahmen im kommenden Jahr. „Mitte 2010 wollen wir die Ampeln auf Grün schalten und wieder Umsatzwachstum generieren“, so von Hofacker. Fürs laufende Jahr rechnet er mit einem Umsatz von 103 bis 107 Millionen Euro.

Dass diese Schätzung eingehalten wird, scheint machbar, denn von der Wirtschaftskrise spürt Steico nach eigenen Angaben nichts. Stattdessen hätten in Westeuropa außer im Januar jeden Monat zehn Prozent mehr Aufträge verbucht werden können. Getrieben wird die Nachfrage dabei vor allem durch Haussanierungen und weniger durch Neubauten. „Andernfalls hätten wir 2009 gar nicht wachsen können“, so der Finanzvorstand.

Steico stellt längst nicht mehr nur Dämmstoffe her. Egal ob Dach, Decke, Wand oder Boden – für jeden Bereich bietet die Firma mittlerweile ein zu 100 Prozent ökologisches Produkt an. Ausgangsstoff ist stets Holz, das bei Sägewerken übrig bleibt oder bei Windbruch, der von Stürmen verursacht wurde.

Hauptumsatzträger ist der Bereich Holzfaserdämmstoffe mit einem Anteil von 64 Prozent. Insgesamt beliefert die Firma gut 44 Prozent des europäischen Markts für Holzfaserdämmstoffe und ist klarer Spitzenreiter. Vom insgesamt 6,5 Milliarden Euro großen EU-Dämmstoffmarkt machen Holzfaserprodukte jedoch erst vier Prozent aus. Dabei bieten sie Vorteile gegenüber den konventionellen Materialien wie Glaswolle. So sind die Holzfasern atmungsaktiv, lassen also Feuchtigkeit durch und Wasser draußen und vermeiden daher Schimmelbildung. Dafür ist ihr Preis etwas höher. Doch schon der Ökotrend bei Lebensmitteln hat gezeigt, dass höhere Preise für das grüne Gewissen gern gezahlt werden.

Fundamentale Kaufgründe
Trotz des jüngsten Kurssprungs notiert Steico noch unter dem Eigenkapital von 79,4 Millionen Euro. Kaufen.