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Brain vor Börsengang: Lohnt der Einstieg?

aktualisiert 31.01.16 16:46 Uhr

Brain vor Börsengang: Lohnt der Einstieg? | finanzen.net

Aus Mikroorganismen und Naturstoffen schafft die hessische Firma Brain innovative Produkte für die Chemie-, Konsumgüter- und Lebensmittel-Industrie. Jetzt geht Brain an die Börse.

Werte in diesem Artikel

von Julia Groß, Euro am Sonntag

Als erstes Biotechnologieunternehmen seit neun Jahren an die Frankfurter Börse gehen zu wollen, ist durchaus ein wagemutiges Vorhaben. Weil die großen Erfolgsstorys fehlen und deutsche Investoren eher einen großen Bogen um das Segment machen, zog es hiesige Firmen allenfalls an Euronext oder Nasdaq.

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Vorstandschef Jürgen Eck ist deshalb mit viel Geduld dabei, das Geschäftsmodell der hessischen Brain von den medizinische Forschung betreibenden Biotechs abzugrenzen: "Wir besitzen ein völlig anderes Risikoprofil und einen ganz anderen Finanzierungsbedarf." Gemeint ist: deutlich weniger Risiken und geringere Investitionen. Denn Brain entwickelt keine Medikamente, sondern Technologien für industrielle Anwendungen beispielsweise in der Chemie-, Kosmetik- oder Nahrungsmittelbranche. Das 1993 gegründete Unternehmen ist daher eher mit Spezialchemieproduzenten zu vergleichen: Evonik, Clariant oder auch BASF betreiben in Teilen ein ähnliches Geschäft.

Doch Brain arbeitet deutlich fokussierter. Der gemeinsame Nenner bei allen Produkten des Unternehmens ist der Baukasten der Natur, aus dem sich die Wissenschaftler bedienen, um Lösungen für die Industrie zu entwickeln. Die firmeneigenen Archive enthalten Zehntausende von Mikroorganismen und Naturstoffen, deren Bestandteile Brain industriell nutzbar machen kann. Zum Beispiel in Form von Enzymen, die in Henkel-Waschmitteln seit Jahren dafür sorgen, dass Wäsche auch bei niedrigen Temperaturen sauber wird. Für Cremes und andere Kosmetika, unter anderem von Beiersdorf, liefert Brain Substanzen, die gegen Pigmentflecken wirken oder Hautrötungen verhindern.

Mit Südzucker arbeitet das Unternehmen seit vielen Jahren bei der Herstellung von besonderen Zuckerarten zusammen, die beispielsweise zahnfreundlicher sind als normaler Kristallzucker. Mit insgesamt über hundert solcher Kollaborationen im Auftrag von Industriepartnern hat sich Brain in der Branche etabliert.
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Die Liste der Auftraggeber reicht von den großen europäischen Chemiekonzernen über Spezialisten wie den Duft- und Geschmacksstoffhersteller Symrise bis hin zum Haarpflegeunternehmen Wella und dem amerikanischen Nahrungsmittelriesen General Mills.

Mit eigenen Produkten wachsen

Jetzt wollen die Hessen, die im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von rund 26 Millionen Euro erzielt haben, jedoch einen Schritt weiter gehen und eigene Produkte auf den Markt bringen. Seit 2008 arbeitet Brain an der Entwicklung von 15 neuen Produktlinien, die das Unternehmen entweder selbst vertreiben oder deutlich näher an der Marktreife als bisher verpartnern will. "Mit den Erlösen aus dem Börsengang wollen wir primär die schnelle Einführung dieser Produkte finanzieren", sagt Jürgen Eck.

Darunter sind Anwendungen wie Geschmacksmodulatoren, die es Nahrungsmittelherstellern erlauben, den Salz-, Zucker- oder Fettanteil ihrer Rezepturen deutlich zu reduzieren, ohne dass sich das Aroma verschlechtert. Ein anderes Beispiel sind Mikroorganismen, die Grundstoffe von Bioplastik herstellen und dabei das Treibhausgas CO2 verwerten, oder Mikroben, die Edelmetalle aus Erzen oder Elektroschrott anreichern können.

Diese neuen Produktlinien sollen für das weitere Wachstum und höhere Gewinnmargen der Firma sorgen. In den vergangenen drei Jahren kletterte der Umsatz pro Jahr bereits um durchschnittlich 58,6 Prozent pro Jahr. Nachdem Brain durch die Investitionen in Forschung und Entwicklung zuletzt 4,6 Millionen Euro Verlust vor Steuern schrieb, soll in zwei Jahren die Gewinnschwelle erreicht werden. Etwa ab dem Jahr 2020 werde man auch über das Thema Dividende nachdenken, so der Vorstand.
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Keiner der Altaktionäre - im Wesentlichen die Unternehmerfamilie Putsch, die hinter dem Autokinder- und Flugzeugsitzhersteller Recaro steht, und der Risikokapitalgeber MIG - will den Börsengang zum Ausstieg nutzen, der IPO läuft bis auf eine mögliche Mehrzuteilungsoption als Kapitalerhöhung. Der Streubesitz wird daher vermutlich nur wenig über dem für den Prime Standard vorgeschriebenen Anteil von 25 Prozent liegen. Zehn Prozent des Emissionserlöses sollen von Privatanlegern gezeichnet werden können. Anleger mit längerfristigem Interesse an wachstumsstarken Technologiefirmen sollten zugreifen.

Quick Check


ISIN: DE 000 520 394 7
Preisspanne: 9,00-12,00 €
Zeichnungsfrist: bis 3. Februar
Erstnotiz: 9. Februar
vorauss. Volumen: 31,5-48,3 Mio. €
Segment: Prime Standard
In eigener Sache

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Bildquellen: Kristian Barthen, Archiv BRAIN AG , Brain AG

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