Euro am Sonntag

Amazon & Co: Warum an den Aktien kein Weg vorbei führt

08.12.15 14:00 Uhr

Amazon & Co: Warum an den Aktien kein Weg vorbei führt | finanzen.net

Waren im Wert von 1,7 Billionen Dollar bestellen Kunden in diesem Jahr via Internet. Amazon treibt die Expansion mit aller Kraft voran.

Werte in diesem Artikel

von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Haben Sie auch keine Lust auf überfüllte Geschäfte und gestresste Verkäufer? Stattdessen shoppen Sie lieber entspannt von zu Hause aus? Dann sind Sie nicht allein. Immer mehr Menschen erledigen ihre Einkäufe bequem per Computer, Smartphone oder Tablet-PC.



Am "Cyber Monday", dem Höhepunkt für Onlineshopper in den Vereinigten Staaten, liefen die Internetleitungen heiß: Am vergangenen Montag gingen in den USA Waren im Wert von drei Milliarden Dollar über die virtuelle Ladentheke. Das ist ein Plus von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahresrekord, berichten die Marktforscher von Adobe Digital Index. Der Andrang in den virtuellen Läden war so groß, dass einige Internetshops nicht erreichbar waren. Auch beim Onlinebezahldienst Paypal mussten Käufer oft Geduld mitbringen.

Noch ganz andere Dimensionen herrschen in China. Am "Singles Day", dem 11.  November, setzte allein der Onlineriese Alibaba auf seinen Internethandels­plattformen über 14 Milliarden Dollar um. Das ist mehr, als der gesamte Einzelhandel in den USA an Thanksgiving, am vierten Donnerstag im November, und am darauf folgenden "Black Friday", der den Beginn des Weihnachtsgeschäfts einläutet, erlöst. Die Händler berichteten zwar von tumultartigen Szenen und teils wüsten Schlägereien in vielen Geschäften, dennoch sanken die Erlöse in den Ladengeschäften um elf Prozent auf zwölf Milliarden Dollar.


Der "Cyber Monday" ist längst auch in Deutschland angekommen. Viele Händler locken rund um den Aktionstag mit hohen Nachlässen. Media Markt, Saturn, Tchibo - keine große Kette kann es sich mehr leisten, die medial aufgeplusterte Rabattschlacht zu verpassen. Rund 350 Millionen Euro Umsatz erzielten die Onlineshops hierzulande am vergangenen Montag. Am gesamten Wochenende waren es knapp eine Milliarde Euro. Im laufenden Jahr legt der E-Commerce-Handel in Deutschland nach einer Prognose des Handelsverbands Deutschland (HDE) um zwölf Prozent auf 42 Milliarden Euro zu. Zum Vergleich: In den USA setzen die Onlinehändler 2015 laut den Marktforschern von eMarketer 350 Milliarden Dollar um - ein Plus von 14 Prozent.

Marktführer Amazon dürfte seine Erlöse noch stärker steigern: auf 107 Milliarden Dollar. Deutschland gilt als Amazons wichtigster Auslandsmarkt und steht daher besonders im Visier von Amazon-Chef Jeff Bezos. Die Warenhaus­kette Karstadt und das Versandhaus Quelle gehören zu den prominentesten Einzelhandelsopfern der Internet­revolution. Auch die Metro-Tochter Media-Saturn hatte lang kein Rezept, um Amazon Paroli zu bieten. Die Kosten waren zu hoch, die Preise nicht konkurrenzfähig und die Onlineauftritte nicht zeitgemäß. Das hat sich geändert. Metros Elektro­märkte erzielen inzwischen rund zehn Prozent ihrer Erlöse im Internet - Tendenz steigend.

Der Kampf geht in eine neue Runde

Mit seinem Vorstoß im Logistik­bereich, nämlich der Auslieferung von Bestellungen noch am selben Tag, läutete der Amazon-Chef jüngst die nächste Runde im Kampf gegen den stationären Handel ein. Den Expressservice bietet Amazon inzwischen in 16 US-Metropolen, aber auch in zwei Dutzend deutschen Ballungsräumen an.


Für Metro-Chef Olaf Koch kam Bezos’ Vorstoß nicht überraschend. Der Hesse schaltete umgehend ein schon länger laufendes Pilotprojekt scharf: Seit Mitte November liefern Media Markt und Saturn die im Internet bestellte Ware in 170  Städten auf Wunsch innerhalb von drei Stunden nach Hause. Für den Service muss der Kunde allerdings tief in die ­Tasche greifen: 15 Euro kostet die Blitzlieferung. Amazon-Prime-Mitglieder können den Service im Rahmen ihres Abonnements kostenlos in Anspruch nehmen. In das Rennen um den Kunden hat sich auch der Schuh- und Modeversender Zalando eingeschaltet. Am Firmensitz in Berlin sowie in Köln liefert der Internethändler im Rahmen eines Pilotprojekts Bestellungen noch am selben Tag aus. Um gegen Amazon bestehen zu können, bleibt der Konkurrenz wohl kaum etwas anderes übrig, als den eingeschlagenen Weg mitzugehen.

Mit der Finanzkraft der Amerikaner kann es freilich kein deutscher Wettbewerber aufnehmen. Bezos trimmt den Konzern auf Wachstum, Gewinne sind zweitrangig. Bei den Anlegern sorgt diese Strategie immer wieder für Unzufriedenheit. Angesichts der hohen Wachstumsraten und der hervorragenden Marktstellung ist der Frust der Investoren bisher aber jedes Mal schnell wieder verflogen.

Logistikunternehmen wie UPS, Fedex oder die Deutsche Post profitieren von der steigenden Zahl der Onlineshopper. In Deutschland lieferte die Deutsche Post von Januar bis September 785 Millionen Pakete aus - ein Zuwachs von acht Prozent. Den Umsatz steigerten die Bonner im Bereich "eCommerce - Parcel" weltweit um zwölf Prozent auf 4,5  Milliarden Euro.

Klingelt bei Amazon die Kasse, schlägt sich das positiv auf das Ergebnis der Paketdienste nieder. Auf Amazons Erfolgen sollten sich die Logistiker aber nicht ausruhen. Die hohen Versandkosten und die Abhängigkeit von den Postdienstleistern sind Bezos ein Dorn im Auge. Seit Monaten kursieren Gerüchte, Amazon wolle in Deutschland einen eigenen Zustellservice ins Leben zu rufen. Dazu passt, dass die Amerikaner in der Nähe von München ein erstes Verteilzentrum eröffnet haben. Aber nicht DHL und Hermes liefern die Pakete aus, sondern regionale Kurierdienste.

Logistiker in Bedrängnis

Für die Deutsche Post und deren Mitbewerber ist das eine Gefahr. Einer Schätzung der Unternehmensberatung Oliver Wyman zufolge ist Amazon bei ­einigen großen Logistikdienstleistern für 25 bis 35 Prozent des Volumens verantwortlich. Bricht ein Teil weg, hätte das Auswirkungen auf das Geschäft der Logistiker, die in den vergangenen Jahren viel Geld in den Ausbau ihrer Lieferkapazitäten investiert haben.

Was heute schon möglich ist, zeigt Amazon in den USA. In Städten wie Los Angeles, San Francisco oder New York gehören die grünen Lieferwagen der auf Lebensmittel spezialisierten Tochter Amazon Fresh längst zum Straßenbild.

Ein weiterer Aspekt dürfte bei Post-Chef Frank Appel für Unbehagen sorgen: Erst vor wenigen Tagen hat Amazon ein neues Drohnenmodell vorgestellt, das Pakete innerhalb kürzester Zeit zum Kunden bringen soll. Noch gilt es, zahlreiche rechtliche und technische Fragen zu klären. Einer Sache kann man sich aber gewiss sein: Sobald die Genehmigungen erteilt sind, legt Bezos los. Einen Vorgeschmack hat Amazon bereits geliefert: "Eines Tages wird der Anblick von Amazon-Drohnen so normal sein wie das Postauto auf der Straße."

Investor-Info

Amazon
Überflieger

Wachstum geht Amazon-Chef Jeff Bezos über alles. Dafür lässt der Milliar­där auch Gewinne sausen. Das erklärt das hohe KGV im dreistelligen Bereich. Bezos investiert viel Geld in den Aufbau neuer Logistiklager, in Forschungsprogram­me und neue Produkte wie etwa eigene TV- Serien. Langfristig dürfte sich diese Strategie auszahlen. Im Bereich Internethandel führt kein Weg an der Aktie von Amazon vorbei.

Metro
Der Aufholer

Die Analysten von Jefferies lobten jüngst die Verzahnung von Onlinegeschäft und stationärem Handel der Elektroniktochter Media-Saturn. Auch die Risiken im Absatzmarkt Russland seien gesunken. Die Aktie ist eine Wette auf den erfolgreichen Umbau des ­Handelsriesen. Im kommenden Jahr soll der bereinigte Nettogewinn um ein Viertel auf 600 Millionen Euro steigen. Mit einem KGV von 16 ist die Aktie nicht teuer.

Deutsche Post
Logistikriese

Der florierende Internethandel beschert dem Bonner Logistikkonzern gute Geschäfte. Daran dürfte sich so schnell nichts ändern. Amazons Ambitionen, den Versand stärker in Eigenregie zu führen, sind langfristig aber eine Gefahr. Auf mittlere Sicht erscheint das Risiko jedoch kalkulierbar. Die dividendenstarke ­Aktie ist moderat bewertet und bietet noch Kurspotenzial.

Ausgewählte Hebelprodukte auf Alibaba

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Alibaba

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Bildquellen: Twin Design / Shutterstock.com, Gil C / Shutterstock.com

Nachrichten zu Amazon

Analysen zu Amazon

DatumRatingAnalyst
20.12.2024Amazon OutperformRBC Capital Markets
16.12.2024Amazon BuyUBS AG
16.12.2024Amazon BuyJefferies & Company Inc.
05.12.2024Amazon KaufenDZ BANK
20.11.2024Amazon OverweightJP Morgan Chase & Co.
DatumRatingAnalyst
20.12.2024Amazon OutperformRBC Capital Markets
16.12.2024Amazon BuyUBS AG
16.12.2024Amazon BuyJefferies & Company Inc.
05.12.2024Amazon KaufenDZ BANK
20.11.2024Amazon OverweightJP Morgan Chase & Co.
DatumRatingAnalyst
26.09.2018Amazon HoldMorningstar
30.07.2018Amazon neutralJMP Securities LLC
13.06.2018Amazon HoldMorningstar
02.05.2018Amazon HoldMorningstar
02.02.2018Amazon neutralJMP Securities LLC
DatumRatingAnalyst
11.04.2017Whole Foods Market SellStandpoint Research
23.03.2017Whole Foods Market SellUBS AG
14.08.2015Whole Foods Market SellPivotal Research Group
04.02.2009Amazon.com sellStanford Financial Group, Inc.
26.11.2008Amazon.com ErsteinschätzungStanford Financial Group, Inc.

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Amazon nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"