Deutsche Bank-Aktie tiefrot: US-Tochter fällt erneut durch Fed-Stresstest
Die Serie schlechter Nachrichten zur Deutschen Bank reißt nicht ab.
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Entsetzt flüchten zunehmend mehr Anleger aus den Aktien oder fassen sie erst gar nicht mehr an. Zeitweise sackten die Papiere am Donnerstag um nahezu 5 Prozent auf 12,05 Euro ab. Die Anteilsscheine des einst hoch angesehenen deutschen Finanzhauses erreichten damit ein neues Rekordtief, nachdem ihre US-Tochter bereits zum zweiten Mal durch den Stresstest der US-Notenbank Fed gefallen war. Zudem warnte der Internationale Währungsfonds (IWF) vor besonders hohen Gefahren für das gesamte weltweite Finanzsystem, die von der Deutschen Bank wegen ihrer Verflechtungen zu anderen Firmen auszugehen scheinen.
Letztlich beendeten Anteilsscheine des größten deutschen Bankhauses den Donnerstag mit minus 2,65 Prozent auf 12,325 Euro als Schlusslicht im freundlichen DAX. Insgesamt haben sie seit Jahresbeginn inzwischen fast die Hälfte an Wert eingebüßt und damit die größten Verluste unter den 30 Dax-Mitgliedern erlitten.
'AN PEINLICHKEIT NICHT ZU ÜBERBIETEN'
"Das Stresstest-Ergebnis ist desaströs und an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten", kommentierte Thilo Müller, Geschäftsführer von MB Fund Advisory. "Das ist, wie in der Schule zwei Mal hintereinander sitzen zu bleiben." Die Zeiten, in denen man noch Vertrauen in die Risikokontrolle der Deutschen Bank gehabt habe, schienen vorbei zu sein. Ein weiterer Börsianer glaubt allerdings: "Da die Begründung im Wesentlichen in der Risikokontrolle liegt, sollte Vorstandschef Cryan die Probleme eigentlich schnell lösen können."
Die Aufsichtsbehörde der Fed hatte 33 Banken mit großen Geschäftsanteilen in den USA unter die Lupe genommen und neben der Deutschen Bank auch die spanische Bank Santander durchfallen lassen. Bei der Deutsche Bank Trust Corp. war das Problem nicht die Finanzausstattung, sondern vor allem das Risikomanagement und die internen Kontrollen gewesen. Hinzu kam noch die Einschätzung des IWF, der die Deutsche Bank wegen ihrer weitreichenden weltweiten Verbandelungen als ganz besonders gefährlich für das Finanzsystem einstuft.
GESCHÄFTSLEITUNG ANSCHEINEND TOTAL ÜBERFORDERT'
"Mit dem derzeitigen Vorstand der Deutschen Bank möchte man nicht wirklich tauschen", ergänzte Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner. "Die Geschäftsleitung der US-Tochter ist anscheinend total überfordert. Es geht hier ja nicht um Überraschungsbesuche der Fed, sondern um zwar komplexe, aber angekündigte, standardisierte Prozesse, die umgesetzt und dargelegt werden müssen."
Für Citigroup-Analyst Andrew Coombs war die fehlende interne Infrastruktur keine Überraschung. Die Aktie sei vielmehr wegen der noch offenen Rechtsstreitigkeiten und der geringen Kapitaldecke hochriskant, erklärte er.
BERG AN PROBLEMEN
Die Aktien des deutschen Branchenprimus, die wie die Papiere der Bankenbranche im Allgemeinen in der Finanzkrise 2008/09 mit unter die Räder geraten waren, konnten sich seither nicht mehr von diesem Schock erholen. Vielmehr steht die gesamte Branche seither permanent unter Druck: Strenge Kapitalvorschriften belasteten ebenso wie die durch die Notenbanken zur Wirtschaftsstützung eingeleiteten Niedrigzinsphasen. Hinzu kamen politische und wirtschaftliche Unsicherheiten durch Zahlungsprobleme schwer angeschlagener Euroländer wie Griechenland.
Im Februar dieses Jahres hatten stark gestiegene Kreditausfallrisiken die Deutsche-Bank-Aktien erstmals seit der Finanzkrise auf ein Rekordtief geschickt und zuletzt waren sie wegen des Brexit-Schocks weiter deutlich unter Beschuss geraten. Zugleich sind negative Zinsen längst Realität in der Finanzwelt geworden und laut Jeffrey Gundlach, Chef der Bond-Boutique DoubleLine, "fatal für das Bankensystem". Er sieht auch darin einen Grund für die Rekordtiefs bei der Deutschen Bank und auch der Credit Suisse./ck/ag/fbr/mzs/das
FRANKFURT (dpa-AFX)
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