Die Gewinner des US-Solarbooms
Die USA sind dank einer neuen Energiepolitik drauf und dran, das neue Eldorado der Photovoltaik zu werden. Aber nicht nur US-Unternehmen profitieren vom Boom.
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von Stephan Bauer, €uro am Sonntag
Wo Barack Obama regiert, scheint neuerdings die Sonne. Noch vor zwei Jahren gab der US-Präsident beim Weltklimagipfel in Kopenhagen den Umweltmuffel. In seiner Energiepolitik erweist sich Obama inzwischen jedoch beinahe schon als Ökoaktivist. Im Budgetvorschlag für 2012 strich der Präsident Steuererleichterungen für die Öl- und Gasindustrie. Alternative Energiequellen wie die Solarkraft sollen stattdessen intensiv gefördert werden. Bis 2035, so lautet das Ziel, sollen vier Fünftel des gesamten Stroms der USA aus regenerativen Quellen kommen.
Nirgendwo auf dem Globus wächst die installierte Solarkapazität so schnell wie in den USA, pro Jahr sind es über 30 Prozent. Wer in den USA in Solarenergie investiert, spart bis zu 30 Prozent Steuern. Ein entsprechendes Bundesgesetz wurde unlängst bis Ende 2016 verlängert. Neben der Regierung in Washington schaffen 16 Bundesstaaten Anreize für den Ausbau des Sonnenstroms.
Die intensive Förderung zeigt Wirkung. Noch im vergangenen Jahr wurden sechs Prozent der weltweiten Solarkapazität auf US-Territorium installiert, 2011 sollen es bereits elf Prozent sein. „2012 werden die USA für fast 20 Prozent des globalen Solarmarkts stehen“, prophezeit Energieexperte Jeffrey Bencik vom US-Investmenthaus Kaufman Bros. Manche Experten sehen die größte Wirtschaftsmacht bereits auf dem Weg zur bedeutendsten Solarnation der Erde. Die klimatischen Voraussetzungen sind günstig. „In Kalifornien ist Solarstrom mittags acht Cent billiger als Netzstrom“, sagt etwa Robert Hartung, Chef des deutschen Anlagenbauers Centrotherm.
Hartung kennt die Tücken des Geschäfts seiner Klientel, der Fotovoltaikbranche. Deren Wohl und Wehe hängt trotz Fortschritten bei der Wirtschaftlichkeit immer noch entscheidend von der Höhe der Subventionen in den einzelnen Ländern ab. Centrotherm ist hier sogar in einer vergleichsweise komfortablen Position. 2010 exportierten die Schwaben über 95 Prozent ihrer Maschinen ins Ausland, das meiste davon nach China. Die Kunden: Produzenten von Silizium und Solarzellen wie Trina Solar, Suntech oder Yingli Green Energy, die inzwischen zu den größten auf dem Globus zählen. Die Chinesen verschiffen ihre Produkte in alle Welt, nach Deutschland, nach Italien, in die USA – vor allem dorthin, wo aufgrund üppiger Förderung gerade viel nachgefragt wird.
Wie schnell es in der Sonnenbranche auch mal extrem schattig werden kann, haben die deutschen Unternehmen am schmerzlichsten erfahren. Die Bundesregierung tritt inzwischen kräftig auf die Subventionsbremse. Anfang des Jahres sank die Einspeisevergütung für Solarstrom um 13 Prozent. Im Sommer steht ein weiterer Schnitt an, Anfang 2012 soll nochmals gekappt werden — insgesamt könnte die Förderung gegenüber dem jetzigen Stand um rund ein weiteres Viertel schrumpfen.
Wie schon im vergangenen Jahr rechnen Experten im Vorfeld der Kürzung, also in der ersten Jahreshälfte, zwar noch einmal mit hoher Nachfrage nach Solarzellen und Modulen, doch insgesamt sollen die Neuinstallationen in Deutschland 2011 erstmals sinken.
Die Deutschen suchen ihr Heil im Ausland. Der Solarprojektierer Phoenix Solar etwa verkaufte 2009 noch über 90 Prozent aller Solaranlagen in der Heimat. Im dritten Quartal 2010 schafften es die Bayern, den Auslandsanteil am Umsatz auf 30 Prozent hochzufahren. Auch der ehemalige Weltmarktführer bei Zellen, Solarworld, bemüht sich um raschen Ausbau des internationalen Geschäfts. Noch immer erzielen die Bonner rund 60 Prozent des Umsatzes in Deutschland. Schlecht für sie, dass auch der Großteil der Produktion auf heimischem Boden stattfindet. Experten sehen die Gewinnperspektiven insbesondere deshalb stark eingetrübt. Die Investmentbank Morgan Stanley schließt inzwischen nicht einmal mehr aus, dass der Profit bis 2012 wegen hoher Produktionskosten auf null sinken könnte.
Tom Werner, der Chef von Sunpower, kann zuversichtlicher nach vorn blicken. Die Kalifornier stellen Solarzellen mit besonders hohem Wirkungsgrad her. Obwohl auch hier die Herstellungskosten hoch sind, rechnet Werner für 2011 mit einer Gewinnsteigerung von 15 bis 25 Prozent. Etwa die Hälfte des Geschäfts wird Sunpower laut US-Investmentbank Jefferies im laufenden Jahr in den USA machen – Tendenz steigend. Die Auftragslage ist schließlich gut. Im Januar verkaufte Werner dem US-Versorger Southern California Edison drei Solarkraftwerke mit insgesamt 711 Megawatt Spitzenleistung, die bis 2014 fertiggestellt werden sollen. Diese liefern genug Strom für rund 460.000 US-Haushalte.
Auch die Amerikaner spüren jedoch die Wellenbewegungen des Marktes. In Italien dürfte der Konzern 2011 noch rund ein Viertel seines Geschäfts machen, es war schon mal mehr. 2010 vervierfachte sich die installierte Solarkapazität zwischen Mailand und Palermo. Doch der Boom geht zu Ende. Denn auch die Regierung in Rom will die Förderung zurückschrauben – wenn nicht in diesem Jahr, dann spätestens 2012.
Unsicherheit ist schlecht fürs Geschäft. Deshalb fühlen sich nicht nur US-Konzerne in ihrem Heimatmarkt so wohl. Hier gilt die Förderung zumindest bis zum Jahr 2016 als gesichert. „Es gibt hier kaum politische Risiken“, sagt Analyst Jesse Pichel von Jefferies.
Zu den Profiteuren der Ökoambitionen Amerikas zählen auch die Chinesen. So rasant wie die von Peking begünstigten Zellenproduzenten hat noch niemand Marktanteile erobert. Von 2006 bis 2009 steigerten Suntech & Co ihren Anteil am Weltmarkt laut der Unternehmensberatung PRTM Management Consultants von 21 auf 32 Prozent. Die Amerikaner legten im gleichen Zeitraum immerhin von neun auf 21 Prozent zu – während die Deutschen, die einst 53 Prozent des Markts kontrollierten, hinter China zurückfielen. „Die Chinesen produzieren weltweit mit Abstand am kostengünstigsten und erzielen die höchsten Gewinnmargen“, sagt Ben Lynch, Solarexperte bei der Commerzbank in London.
Mit hohen Investitionen in den Maschinenpark halten diese Firmen ihren Produktivitätsvorsprung. Deutsche Anlagenbauer profitieren. Die schwäbische Centrotherm, nach eigener Aussage unter den Top 2 weltweit, stellt von Siliziumöfen bis zu Beschichtungsanlagen weite Teile der Ausrüstung her. Auch dank Aufträgen aus China gibt sich Firmenchef Robert Hartung angesichts der weiteren Einschnitte in Deutschland entspannt. „Der Weltmarkt wächst auch in diesem Jahr“, sagt Hartung.
Dass auch der Anlagenbau seine Tücken hat, zeigt das Beispiel Roth & Rau. Beim sächsischen Maschinenbauer fielen 2010 hohe Abschreibungen auf Projektgeschäfte an. Roth & Rau schrieb den ersten Verlust seit dem Börsengang 2006. Die Sachsen belieferten unter anderem den US-Zellenproduzenten Spectrawatt. Den Amerikanern droht die Zahlungsunfähigkeit. Ein Bumerang: Schuld am drohenden Konkurs ist auch die jüngste Kappung der Subventionen in Deutschland.
Investor-Info
Sunpower
Stark in den USA
Sunpower ist nach First Solar, der weltweiten Nummer 1, einer der größten Player der Branche in den USA, wo auch der Umsatzschwerpunkt liegt. Die Produktionskosten sind vergleichsweise hoch, die Zellen aber hocheffizient. Analysten trauen Sunpower 2011 und 2012 ein Gewinnwachstum von 25 respektive 22 Prozent zu. Die Aktie ist – auch im Vergleich zu First Solar – günstig.
Centrotherm
Strategisch im Vorteil
Die Förderung sinkt tendenziell weltweit, Zellenproduzenten müssen deshalb ihre Kosten senken und in neue Maschinen investieren. Centrotherm ist als global zweitgrößter Ausrüster (2009) gut positioniert. Das Unternehmen hat hohe Gewinnmargen. Für 2011 rechnet der Vorstand mit zehn bis 15 Prozent Umsatzplus. Der Gewinn soll laut Analysten um rund zehn Prozent zulegen. Bei Kursen zwischen 26 und 28 Euro einsteigen.
Schwankungsfreudige Werte
Licht, aber auch viel Schatten
Solarwerte liefen in den ersten Wochen des Jahres gut. Die jüngste Konsolidierung hat viele Aktien jedoch arg gebeutelt. Anleger sollten sich die Unternehmen genau anschauen – und nicht an vergangenen Erfolgen messen.
Zertifikate
Solar global und chinesisch
Wegen der großen Schwankungsbreite ist das Risiko bei Solaraktien hoch. Für weniger risikobereite Investoren empfiehlt sich eine Streuung, beispielsweise mit einem Zertifikat auf den Global Solar Performance-Index der Deutschen Bank (ISIN: DE000DB1SUN4). Der Index enthält Branchengrößen aus der Zellenindustrie wie First Solar, Trina Solar oder Sunpower, aber auch große Ausrüster wie GT Solar. Zudem sind Aktien von Polysiliziumlieferanten wie Wacker Chemie mit insgesamt 25 Prozent gewichtet. Die Managementgebühr beträgt 1,5 Prozent pro Jahr. Wer das Risiko nicht scheut, setzt auf den China Solar Index (DE000DB2CSL4) aus dem gleichen Haus, der ausschließlich chinesische Werte beinhaltet.
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