Börse für Einsteiger: Was Sie wissen müssen
Ein Investment in Aktien bietet viele Vorteile und ist nicht so schwierig, wie viele glauben. Wer es richtig macht, kann damit am Wachstum der Wirtschaft teilhaben. Teil 1 der Serie.
Werte in diesem Artikel
von Julia Groth, €uro am Sonntag
Gebetsmühlenartige Empfehlungen von Anlagestrategen, rekordtiefe Zinsen, rasant steigende Aktienkurse - nichts hat genützt. Die meisten Deutschen halten sich von Aktien fern. Vergangenes Jahr besaßen dem Deutschen Aktieninstitut (DAI) zufolge nur rund 8,4 Millionen Bundesbürger Aktien, fast 480 000 Menschen weniger als im Jahr davor.
Das heißt: Nicht mal jeder siebte Deutsche über 14 Jahren ist Aktionär. Anleger, die jünger sind als 40, scheuen laut DAI besonders oft vor Aktien zurück. Dabei haben diese gerade für den langfristigen Vermögensaufbau viele Vorteile. Wenn man es richtig angeht, halten sich auch die Risiken in Grenzen.
€uro am Sonntag erklärt deshalb leicht verständlich das Wichtigste, was Sie als Einsteiger wissen müssen, wenn Sie Aktionär werden wollen. Heute gibt es einen ersten Überblick, einiges davon wird in den kommenden Wochen vertieft und näher erläutert.
Zunächst müssen Sie sich darüber im Klaren sein: Mit einer Aktie erwerben Sie ein Stück eines Unternehmens, Sie werden zum Mitbesitzer. Aktien werden darum auch Anteilscheine genannt. Steigt ein Unternehmen im Wert, wegen eines neues Patents oder eines besonders hohen Jahresgewinns, steigt auch der Wert der einzelnen Anteilscheine - und der Aktienkurs an der Börse legt zu. Anleger, die Aktien kaufen, nehmen so am Erfolg der Wirtschaft teil.
Für Einsteiger ist es ratsam, sich an einem Unternehmen zu beteiligen, dessen Produkte sie kennen und dessen Geschäftsmodell sie nachvollziehen können. Ein gutes Beispiel dafür ist der Autohersteller BMW. Dieser ist auch im Deutschen Aktienindex (DAX) vertreten, der von der Deutschen Börse in Frankfurt berechnet wird und der die Entwicklung der insgesamt 30 wichtigsten deutschen Aktien abbildet.
Miteigentümer werden
Wer vor zehn Jahren eine Aktie von BMW gekauft hat, zahlte rund 35 Euro. Heute kann er die Aktie für circa 105 Euro verkaufen. Das ist ein Kursplus von 200 Prozent. Auf lange Sicht geht es am Aktienmarkt stets nach oben, heißt es oft. Aber es gibt zwischenzeitlich Kursschwankungen, die Aktionäre aushalten müssen. Langfristig versprechen Aktien dafür höhere Erträge als andere Anlageformen wie sichere und schwankungsfreie Tagesgeldkonten oder Sparbücher. Deren Zinsen reichen heute oft nicht mal, um die Inflation auszugleichen. Vor allem in Niedrigzinszeiten kann sich ein Aktienkauf darum lohnen.Aktien können Anleger jeden Tag, an dem die Börse geöffnet hat, kaufen und verkaufen. Natürlich muss heute niemand mehr persönlich aufs Börsenparkett. Anleger geben bei ihrer Hausbank ihren Kaufauftrag ab. Was das kostet, hängt von der jeweiligen Bank ab. Günstiger als Filialbanken sind meist Direktbanken, bei denen Anleger per Mausklick online über das Internet ordern.
Die Aktien jedes Unternehmens haben dabei eine Nummer, um sie einfach identifizieren zu können. Es gibt die deutsche Wertpapierkennnummer, die WKN. Und es gibt die internationale Identifikationsnummer, die ISIN, die Sie in €uro am Sonntag bei jedem Wertpapier finden. Die BMW-Aktie hat die WKN 519 000 und die ISIN DE 000 519 000 3.
Gewinnbeteiligung kassieren
Bei dieser BMW-Aktie handelt es sich um die Stammaktie. Was oft für Verwirrung bei unerfahrenen Anlegern sorgt: Es gibt noch eine andere BMW-Aktie. Diese Vorzugsaktie hat die WKN 519 003 und die ISIN DE 000 519 003 7. Einsteiger sollten die Aktie bevorzugen, die in einem großen Index vertreten ist - bei BMW ist die Stammaktie im DAX.Anleger, die Vorzugsaktien halten, haben kein Stimmrecht - das hat nur, wer Stammaktien besitzt. Dieses können sie bei der Hauptversammlung ausüben, bei der sich mindestens einmal im Jahr Aktionäre, Vorstand und Aufsichtsrat treffen, um über wichtige Fragen abzustimmen. Als Ausgleich fürs fehlende Stimmrecht kriegen Besitzer von Vorzugsaktien meist eine etwas höhere Dividende als Inhaber von Stammaktien.
Mit der Dividende beteiligen viele Unternehmen ihre Aktionäre am Gewinn, die Firmen schütten einen Teil ihres erwirtschafteten Ertrags an ihre Eigentümer aus. Aktien können sich so auch lohnen, wenn der Wert des Unternehmens an der Börse und damit der Aktienkurs nicht steigt. Die Dividende wird pro Aktie ausgezahlt - je mehr Aktien ein Anleger besitzt, desto höher ist seine Ausschüttung. Wie hoch die Dividende ist, legt die Hauptversammlung fest. Bei BMW wurde am 13. Mai beschlossen, dass es für 2014 pro Stammaktie 2,90 Euro Dividende gibt, pro Vorzugsaktie 2,92 Euro. Das sind je 30 Cent mehr, als es für 2013 gab. BMW hat 2014 schließlich auch einen Rekordgewinn eingefahren.
Kursschwankungen aushalten
Mit Aktien kann man allerdings nicht nur Geld verdienen, sondern auch Geld verlieren. Im Extremfall sogar alles, was man investiert hat. Nämlich dann, wenn die Firma pleite und der Wert des Unternehmens und der seiner Aktien null ist. So weit kommt es selten. Aber mit Kursverlusten, für die auch schon ein einziges schlecht gelaufenes Vierteljahr und ein schlechter Quartalsbericht genügen, müssen Aktionäre stets rechnen. Gute Nerven, um mitunter starke Kursschwankungen auszuhalten, sollten Aktienbesitzer also mitbringen. Je langfristiger sie investieren, desto gelassener können sie aber zwischenzeitliche Kursstürze sehen.Ein Patentrezept, wie man vielversprechende Aktien findet, gibt es nicht. Einsteiger sollten sich erst einmal gut informieren - zum Beispiel in €uro am Sonntag. Wichtig ist, dass man Produkt und Geschäftmodell des Unternehmens versteht. Grundregel Nummer 1: Nicht alles auf nur ein oder zwei Aktien setzen.
Das Risiko von Verlusten sinkt, wenn das Kapital auf viele verschiedene Aktien aus mehreren Branchen und Ländern verteilt ist. Fachleute sprechen davon, dass man sein Portfolio diversifiziert. Und ein breit aufgestelltes Depot besteht auch nicht nur aus Aktien. Um die Risiken des Aktienmarkts abzufedern, können Anleger daneben andere Wertpapiere wie Anleihen halten - und einen Teil des Geldes auch ruhig in Fest- oder Tagesgeld anlegen.
Lesen Sie die weiteren Teile der Serie:
Teil 2: Börse für Einsteiger: Aktien günstig kaufen
Teil 3: Börse für Einsteiger: Aktien im Blick behalten
Teil 4: Börse für Einsteiger: Ausschüttung für Aktionäre
Teil 5: Börse für Einsteiger: Hier streut der Fachmann
Teil 6: Börse für Einsteiger: Sieg über den Fiskus
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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