Lufthansa enttäuscht mit Ausblick auf 2016 - Aktie tiefrot
Die Deutsche Lufthansa hat mit einem vorsichtigen Ausblick auf das laufende Jahr für Enttäuschung an der Börse gesorgt.
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Die Aktie eröffnete im Handel am Donnerstag rund 6 Prozent niedriger und verharrte bis zum Nachmittag auf diesem Niveau. Sie ist damit der mit Abstand schwächste Wert im DAX. Investoren hatten nicht nur beim Ausblick, sondern auch bei der Dividende etwas mehr erwartet.
Deutschlands größte Airline Lufthansa hatte vor Börsenbeginn ihre Jahreszahlen 2015 vorgelegt und teilte mit, dass sie 2016 trotz einer um 1 Milliarde Euro geringeren Treibstoffrechnung nur eine leichte Ergebnisverbesserung erwartet. Der Ölpreis habe sich in den letzten Wochen wieder etwas erholt, darum wolle man keinen ambitionierteren Ausblick abgeben, denn es sei noch sehr früh im Jahr, sagte Finanzvorstand Simone Menne. Im Laufe des Jahres wolle man präziser werden, sagte sie bei der Bilanzvorlage.
Zunehmender Preisdruck in Europa
Denn insbesondere in Europa nimmt der Preisdruck zu, so dass Lufthansa von "deutlich geringeren Stückerlösen" ausgeht. So wird auch in diesem Jahr an der Kostenschraube gedreht werden müssen, denn Menne will sich von den niedrigen Treibstoffkosten "nicht blenden lassen".
So will die Lufthansa auch nicht wahllos die Kapazitäten erhöhen, was den Preisdruck zusätzlich anheizen würde. "Kapazitätswachstum wird es nur dort geben, wo die Kostenstrukturen wettbewerbsfähig sind", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Damit bezog er sich auf die Billigtochter Eurowings, wo Kapazität und Streckenangebot deutlich ausgebaut werden soll. Das wird sich auf das Ergebnis auswirken, das leicht negativ erwartet wird, nachdem Eurowings im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 1,9 Milliarden Euro ein bereinigtes EBIT von 38 Millionen Euro erzielt hatte, und damit wie angestrebt wurde, in die Gewinnzone geflogen ist.
Swiss soll insbesondere wegen Währungseffekten im laufenden Jahr ein Ergebnis unter Vorjahr einfliegen, während das bereinigte EBIT, die zentrale Kennziffer des Konzerns, bei der Lufthansa Passage 2016 leicht und bei Austrian deutlich über Vorjahr liegen soll.
Getragen wird die Ergebnisverbesserung nicht zuletzt durch den niedrigen Ölpreis. Lufthansa geht nunmehr davon aus, im laufenden Jahr 4,8 Milliarden Euro für Kerosin auszugeben, 1 Milliarde Euro weniger als 2015. Die am Donnerstag vorgelegte Spritkosten-Prognose liegt um 100 Millionen Euro unter dem Wert, den der Konzern noch im Januar nannte.
Lufthansa sorgt sich um höhere Kosten
Das Problem der Lufthansa, daran ändert auch der niedrige Ölpreis nichts, sind zu hohe Stückkosten, also die Aufwendungen je verfügbarem Sitzplatzkilometer. Die legten bereinigt um Treibstoffkosten und Währungseffekte im vergangenen Jahr um 2,4 Prozent zu, im Schlussquartal sogar um 7,4 Prozent. Das hat Spohr nicht so erwartet, gibt er zu, nennt sie "vor allem bei der Lufthansa Passage immer noch deutlich zu hoch. Mit Blick auf die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit und die Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO fordert er "wettbewerbsfähige Kostenstrukturen". "Konstruktive Gespräche", so Spohr gibt es mit den Piloten, mit den Flugbegleitern läuft die Schlichtung. Konkrete Sorgen vor weiteren Streiks, die im vergangenen Jahr 230 Millionen Euro an operativem Ergebnis gekostet haben, muss Spohr -- zumindest derzeit -- nicht haben.
Eurowings könnte bald auch nach München fliegen
Deutlich billiger als die Lufthansa-Passage fliegt die Eurowings, nicht zuletzt auch dank niedrigerer Lohnkosten. Bislang waren die deutschen Drehkreuze der Lufthansa aber Tabu für die Low-Cost-Tochter, die in Europa und neuerdings auf der Langstrecke ausschließlich im Verkehr abseits der Hubs eingesetzt wird. Das könnte sich ändern. Lufthansa plant, ab 2017/18 Eurowings auch von München aus einzusetzen. Details werden noch erarbeitet. Dass Eurowings der Lufthansa Passage in München sowohl im Europa-Verkehr wie auch auf der Langstrecke interne Konkurrenz macht, ist laut Spohr zumindest denkbar. In München hat sich bereits Transavia, die Low-Cost-Airline von Air France-KLM und die britische bmi breit gemacht. Spohrs Pläne können als Reaktion darauf gewertet werden.
Bestes Ergebnis seit Jahren
Gleichwohl gelang es Lufthansa im Jahresvergleich, den Umsatz um 6,8 Prozent auf 32,06 Milliarden Euro und das bereinigte EBIT um 55,2 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro zu steigern. Unterm Strich verdiente die Lufthansa 1,7 Milliarden Euro. Damit nimmt sie nach einjähriger Pause auch wieder die Dividendenzahlungen auf. Die Ausschüttung soll bei 0,50 Euro je Aktie liegen. Aber hier hatten einige Analysten offenbar etwas mehr erwartet.
Während das Passagier- und Servicegeschäft im vergangenen Jahr einen Aufwärtstrend zeigte, ging der Ergebnisbeitrag im Frachtgeschäft um 40 Prozent auf 74 Millionen Euro zurück. Als Ursache gab Lufthansa starke Überkapazitäten an.
Verlust im Schlussquartal wird eingedämmt
Im von Streiks beeinträchtigten und saisonal schwachen Schlussquartal stieg der Umsatz auf 7,75 Milliarden von 7,39 Milliarden Euro im Vorjahr. Das bereinigte EBIT, das seit Jahresfrist das operative Ergebnis als zentrale Kennziffer abgelöst hat, sank indes auf 124 Millionen von 183 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Unterm Strich machte der DAX-Konzern in den drei Monaten einen Verlust 50 Millionen Euro, deutlich weniger als die 427 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis je Aktie war mit 0,11 Euro negativ.
(Dow Jones Newswires)
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