Die nächste Revolution

Irrer Hype bei 3-D-Druck: Welche Aktien was taugen

aktualisiert 04.12.13 18:42 Uhr

Alle reden von Twitter und Co. Doch der eigentliche Hype an der Wall Street findet bei Aktien aus der neuen Druckerwelt statt. Die Aktien im Check.

Werte in diesem Artikel
Aktien

3,36 EUR 0,06 EUR 1,88%

198,75 EUR -3,55 EUR -1,75%

9,07 EUR -0,19 EUR -2,01%

Indizes

43.297,0 PKT 390,1 PKT 0,91%

20.031,1 PKT 266,2 PKT 1,35%

16.393,8 PKT 170,4 PKT 1,05%

2.978,5 PKT 35,7 PKT 1,21%

6.040,0 PKT 66,0 PKT 1,10%

von Nele Husmann, Euro am Sonntag

Still und leise surren lieferwagengroße Maschinen in der Fabrikhalle in Rock Hill im amerikanischen South Carolina vor sich hin. Schicht für Schicht drucken sie Zahnschienen aus durchsichtigem Plastik. Ein Scan aus dem Mund des Patienten leitet die 3-D-Drucker dabei an. Die fertigen Schienen kann der Patient anstelle einer Zahnspange über die Zähne schieben — zum Beispiel, um einen Überbiss zu korrigieren. 17 Millionen Zahnschienen hat 3D Systems, einer der größten US-Spezialisten für 3-D-Drucker, allein im vergangenen Jahr für seinen Kunden Align Technology gedruckt. Die Zahl wächst.

So wie die Möglichkeiten der Anwendungen: Ob E-Gitarren in allen erdenklichen Farben, High Heels für die Dame oder Maßanfertigungen für den Maschinenbau — nahezu ­alles scheint möglich. Schon wird darüber nachgedacht, künftig ganze Häuser durch riesige 3-D-Druckanlagen herzustellen, indem Schicht für Schicht der Beton aufgetragen wird.

US-Präsident Barack Obama nannte die neue Technologie, „die nächste industrielle Revolution“. US-Exper­ten hoffen bereits darauf, dass dank 3-D-Druckern die Fertigung vieler Produkte von China in die USA zurückgeholt werden kann. Während bei klassischen Produktionstechniken gebohrt, gefräst und geschliffen wird, um einem Rohling die richtige Form zu geben, wird beim 3-D-Drucken nicht weggenommen, sondern hinzugefügt. „Additive Fertigung“ lautet das Fachwort. Sei es flüssiger Kunststoff, Metall oder eine andere „Tinte“ — feine Düsen spritzen sie exakt Schicht für Schicht in die zuvor am Computer festgelegte dreidimensionale Form.

An der Wall Street ist 3-D das Megathema. Wie auch viele andere Druckeraktien hat sich die von 3D Systems seit Januar beinahe verdreifacht. Nach einer über elf Monate anhaltenden Rally sind die Werte nun aber im Korrekturmodus, die Kurse sind um bis zu 20 Prozent gefallen.

3-D-Drucker bei Amazon
3-D-Drucker der Marke Makerbot, die seit Juni zu Stratasys gehört, kann jedermann für 2200 Dollar beim Internetwarenhaus Amazon bestellen und sich selbst zum Beispiel eine Plastikhülle fürs eigene iPhone ausdrucken. Die Modelle für Endverbraucher verkaufen sich schnell, machen aber nur fünf Prozent des Marktes aus.

Wer sich nur auf das Do-it-yourself-Drucken konzentriert, kann leicht übersehen, welche weiteren revolutionären Anwendungsmöglichkeiten 3-D-Drucker bieten. Noch immer werden sie hauptsächlich zur Fertigung von Prototypen genutzt, doch das wird sich schnell ändern. Die ­Beratungsfirma Wohlers Asso­ciates schätzt, dass die 3-D-Druckbranche, die 2012 einen Umsatz von 2,2 Milliarden Dollar machte, in diesem Jahr um 28 Prozent wächst. Für die absehbare Zukunft erwartet Wohlers ein „starkes, zweistelliges Wachstum“. Schon 2017 soll der Markt für 3-D-Drucker und -Dienstleistungen auf sechs Milliarden Dollar anschwellen.

„Die Einführung von Druckern, die Metalle und stärkeres Plastik verarbeiten, öffnet der Technologie die Türen zur industriellen Produktion“, sagt Jeff Raquet, Direktor des 3-D-Programms an der Universität von North Carolina. Das haben inzwischen auch die Industrie­giganten erkannt. So investiert General Electric (GE) 3,5 Milliarden Dollar in die neue Technologie; zwei Firmen aus dem 3-D-Drucksektor hat GE bereits gekauft. Bis 2020 will der Mischkonzern Zehntausende von Bauteilen für Flugzeugmotoren drucken.

Auch das US-Verteidigungsministerium ist heiß auf die neue Technik. Das Pentagon prüft, ob mobile 3-D-Drucker in abgelegenen Kriegsgebieten Teile vor Ort herstellen könnten. Gefährliche Transporte wären damit überflüssig. Das britische Unternehmen Tamicare wiederum setzt drei Millionen Dollar teure 3-D-Drucker ein, um Damenunterhosen herzustellen. Drei Sekunden dauert die Fertigung eines Slips. Die wahre Innovation ist hier allerdings das Material — eine Faser, die atmungsaktiv und dehnbar ist. „In fünf Jahren kann man sich in einem Geschäft die eigenen Maße scannen lassen und ein paar Stunden später den fertig gedruckten Anzug abholen“, prophezeit Melba Kurman, Autorin eines Fachbuchs übers 3-D-Drucken.

Das Unternehmen Optomec hat eine Technologie entwickelt, mit der elektrische Schaltkreise gleich mit ins Plastik gedruckt werden können. Jetzt arbeitet es mit einer Handvoll Smartphone-Hersteller daran, die Schaltkreise für WLAN, Bluetooth und Ortungssysteme direkt ins Handy zu implementieren.

Ein Herz aus dem Drucker?
Was wäre, wenn man nicht Plastik oder Metall als Tinte verwendet, sondern menschliches Gewebe? Unter dem Stichwort Bioprinting sprießen die Ideen und Versuchsanordnungen nur so ins Kraut. Am Cardio­vascular Institute in Louisville, Kentucky, werden beispielsweise schon Herzen per 3-D-Druck hergestellt — in gerade mal drei Stunden. Dabei werden die Fettzellen mit einem Klebstoff verbunden, der sich später auflöst. Doch noch gibt es etliche ungelöste Probleme. So ist es schwierig, das künstliche Herz am Leben zu erhalten. Auch den Nachbau feinster Äderchen schafft die heutige Technik noch nicht.

Das börsennotierte Unternehmen Organovo hat es geschafft, funktionierendes Lebergewebe zu drucken, und hofft, eines Tages ein komplettes funktionierendes Organ aus­drucken zu können. Wissenschaftler der Cornell-Universität haben mit einem 3-D-Drucker ein menschliches Ohr gedruckt, das sie eines ­Tages einem Menschen implantieren könnten.

Die Faszination des Bioprinting reicht bis in den Lebensmittelmarkt. Das Unternehmen Modern Meadow versucht, synthetisches Fleisch zu drucken. Gründer Gabor Forgacs, ein Biotechnologieprofessor, hat bereits ein Schweinekotelett gegessen, das er mithilfe eines 3-D-Druckers in einer Laborschale herstellte: „Es ist kein synthetisches Fleisch, weil es aus denselben Zellen hergestellt ist, aus denen im Tier gewachsenes Fleisch besteht.“

Sohn Andras Forgacs will mit der Technologie des Vater zunächst leichter herstellbares gedrucktes Leder vermarkten und später auch Fleisch. Sein Ziel ist kein geringeres, als die Welt zu retten: Schließlich werden heutzutage für ein Viertelpfund Hamburgerfleisch 6,7 Pfund Futtermittel für die Viehzucht, sieben Quadratmeter Weidefläche und erheb­liche Mengen fossiler Brennstoffe verbraucht.

Noch ist Modern Meadows viele Jahre von 3-D-gedrucktem Fleisch als Massenware entfernt, doch Forgacs junior schwärmt bereits: „Unser Fleisch wird durchgehend perfekt marmoriert sein.“

Investor-Info

Voxeljet
Grotesk teuer

Seit Oktober ist der deutsche Hersteller industrie-tauglicher 3-D-Drucksysteme an der NYSE gelistet – und hat dort für Furore gesorgt. In der Spitze war das Unternehmen fast eine Milliarde Euro wert – bei erwarteten 15 Millionen Euro Umsatz in diesem Jahr und einem Minigewinn. Inzwischen ist der Kurs abgestürzt. Mit 480 Millionen Euro Börsenwert ist ­Voxeljet aber immer noch lächerlich hoch bewertet.

3D Systems
Gut aufgestellt

Der größte reine Anbieter von 3-D-Druckern hat viele Start-ups geschluckt und spielt sowohl beim Verkauf von industriellen 3-D-Druckern als auch bei der Vermarktung ihrer Services eine große Rolle. Im jüngsten Quartal stieg der Umsatz um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Zudem gibt es anhaltende Übernahmespekulationen. Die Aktie ist sehr teuer. Nur für sehr risikofreudige Anleger.

Align Technology
Stark spezialisiert

Der Hersteller von Zahnzubehör nutzt die Technologie für seine Korrekturschienen. Die Amerikaner ­ haben ­eigene Mundscanner entwickelt, das Drucken der Schienen aber ausgelagert. Align ist perfekt posi­tioniert, um andere Durchbrüche im Dentalmarkt wahrzunehmen – zum Beispiel die Ablösung der Dentallabors durch 3-D-Drucker in Zahnarztpraxen. Bewertung der Aktie vertretbar. Spekulativer Kauf.

Stratasys
Breit positioniert
Stratasys stellt verschiedene 3-D-Drucker her: von speziell für Designobjekte ausgerichteten Geräten bis zu Industriedruckern, die in der Werkzeugtechnologie eingesetzt werden. Bis 2015 soll der Umsatz von 356 auf über 600 Millionen Euro steigen, der ­Gewinn von 60 auf knapp 130 Millionen. Der Börsenwert beträgt 4,2 Milliarden Euro. Zu teuer.

Ausgewählte Hebelprodukte auf 3D Systems

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NameHebelKOEmittent
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Nachrichten zu 3D Systems Corp.

Analysen zu 3D Systems Corp.

DatumRatingAnalyst
24.06.20193D Systems NeutralB. Riley FBR
22.04.20193D Systems HoldCraig Hallum
31.10.20183D Systems HoldGabelli & Co
08.08.20183D Systems HoldCanaccord Adams
15.03.20183D Systems HoldStifel, Nicolaus & Co., Inc.
DatumRatingAnalyst
15.03.20183D Systems HoldStifel, Nicolaus & Co., Inc.
01.11.20173D Systems HoldStifel, Nicolaus & Co., Inc.
04.11.20163D Systems BuyGabelli & Co
05.04.20163D Systems BuyNeedham & Company, LLC
30.12.20153D Systems BuyNeedham & Company, LLC
DatumRatingAnalyst
24.06.20193D Systems NeutralB. Riley FBR
22.04.20193D Systems HoldCraig Hallum
31.10.20183D Systems HoldGabelli & Co
08.08.20183D Systems HoldCanaccord Adams
03.10.20163D Systems Mkt PerformFBR & Co.
DatumRatingAnalyst
01.11.20173D Systems SellB. Riley FBR, Inc.
15.03.20163D Systems SellUBS AG
26.01.20163D Systems SellUBS AG
31.07.20153D Systems SellUBS AG
27.04.20153D Systems SellUBS AG

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