Der Trump-Effekt

Börsen in Sorge: Ist das der Vorgeschmack auf "Präsident Trump"?

02.11.16 12:45 Uhr

Börsen in Sorge: Ist das der Vorgeschmack auf "Präsident Trump"? | finanzen.net

Die US-Präsidentschaftswahl steht vor der Tür und die internationalen Finanzmärkte reagieren zunehmend empfindlich. Dass die Anleger vermehrt Zurückhaltung an den Tag legen, ist Folge der jüngsten Wahlumfragen.

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Die erste weibliche US-Präsidentschaftskandidatin, Hillary Clinton, hatte in den vergangenen Wochen bei Wahlumfragen die Nase vorn. Donald Trump, ihr Gegenbewerber, hatte das Nachsehen. Zu sehr polarisierte der Immobilienmogul, zu unberechenbar waren seine politischen An- und Absichten. Der Skandal um Trumps Frauenbild, medienwirksam in der Öffentlichkeit breitgetreten, tat sein Übriges, um den Milliardär gegenüber Hillary Clinton ins Hintertreffen geraten zu lassen.

Trump in Umfragen erstmals vorne

Doch nun wendet sich das Blatt: Erstmals hat der republikanische Präsidentschaftsanwärter Trump die besseren Umfragewerte und zieht an seiner demokratischen Konkurrentin vorbei. Sowohl der US-Nachrichtensender NBC als auch die Trump-kritische "Washington Post" haben ermittelt, dass Trump aktuell knapp an Clinton vorbeiziehen kann.

Die Aktienmärkte reagieren geschockt

Für die internationalen Finanzmärkte ist die Aussicht auf einen Präsidenten mit dem Namen Donald Trump offenbar keine gute Nachricht. Kurz nach Bekanntwerden der Umfragewerte ging es an den US-Börsen am Dienstag teils kräftig abwärts. Zeitweise wurde der Wall Street-Index Dow Jones wieder unter die Marke von 18.000 Punkten gedrückt. Auch an den Aktienmärkten in Fernost ist man in Sorge, dass Trump das Rennen machen könnte: Angesichts der Unsicherheit über den Wahlausgang in den USA präsentierten sich die größten Börsen in Asien ebenfalls schwächer. An den negativen Vorgaben aus den USA und Asien kommen zur Wochenmitte auch die europäischen Märkte nicht vorbei: Der europäische EuroStoxx50 büßt am Mittwoch ebenso Zähler ein. Auch hierzulande geht es abwärts: Der deutsche Leitindex DAX verliert angesichts der aktuellen US-Umfragewerte Zähler.

Trump ist ein Unsicherheitsfaktor

Die aktuellen Entwicklungen an den Finanzmärkten dürften bereits ein Vorgeschmack darauf sein, wie die Anleger auf einen möglichen Wahlsieg von Donald Trump reagieren könnten. Denn der US-Milliardär ist für die Börsen ein wenig berechenbarer Unsicherheitsfaktor. Insbesondere seine wirtschaftspolitischen Pläne könnten die Märkte vor große Probleme stellen. Das Peterson Institute for International Economics hat in einer Studie ermittelt, was auf die Finanzwelt zukommt, wenn der nächste US-Präsident Donald Trump heißen wird. Amerika droht eine Rezession, fast fünf Millionen US-Jobs sind in Gefahr, bei den Versorgung mit Konsumgütern wird es eng - so das Ergebnis der Studie, die auf Trumps eigenen Aussagen zur geplanten Wirtschaftspolitik beruht.
Trumps Pläne, Amerika "great again" zu machen, beruhen zudem insbesondere auf der Taktik, die restliche Welt weniger "great" dastehen zu lassen. Strafzölle auf Produkte, die aus Mexiko und China importiert werden, gehören ebenso zu seinem Wahlprogramm, wie das Canceln bestehender Handelsverträge. Zwar betont der Milliardär immer wieder, er wolle die US-Wirtschaft stärken und die heimische Produktion ankurbeln, tatsächlich könnte die Umsetzung der Pläne die USA aber in die wirtschaftliche Isolation führen. Insbesondere US-Techriesen, die im Ausland produzieren, könnten unter Präsident Trump leiden, wenn sie gezwungen wären, ihre Produktion ins deutlich teurere Amerika zurückzuverlagern. Auch Autobauer oder Flugzeughersteller dürften mit wegfallenden Aufträgen etwa aus China stark ins Trudeln geraten.

Die Börsen wollen Hillary

Die Finanzmärkte haben ihre Wahl daher bereits getroffen: Geht es nach den Börsen, wird Hillary Clinton die neue US-Präsidentin. Sollte sich Trump gegen seine demokratische Herausforderin durchsetzen, ist durchaus anzunehmen, dass die Kursrückgänge der vergangenen Tage nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Börsenentwicklungen nach der US-Wahl sein könnten.
Der Wunsch, Hillary Clinton an der Spitze des Landes zu sehen, ist auch historisch bedingt. Denn langfristig gesehen lief es in Jahren, in denen Demokraten die USA regiert haben, besser an den Aktienmärkten, als während der Amtszeiten von republikanischen Präsidenten. Während der S&P 500 durchschnittlich in demokratischen Regierungsperioden sechs Prozent im Jahr zulegte, ging es unter republikanischen Präsidenten nur rund 3,8 Prozent im Jahr aufwärts. Auch das dürften Anleger bei ihrer Wunschkandidatin Hillary Clinton im Blick behalten.

Gewinner aller Gewinner: Gold

Sicher ist: Das Rennen um die US-Präsidentschaft wird denkbar knapp. Anleger, die vorsichtig agieren und sich auf jeden möglichen Wahlausgang vorbereiten wollen, könnten daher ihre Goldinvestments aufstocken. Das als Krisenwährung geltende Edelmetall hat in diesem Jahr bereits deutlich zugelegt. Nach Bekanntwerden der jüngsten Umfrageergebnisse zog der Preis für eine Feinunze bis auf 1.296 US-Dollar an.


Redaktion finanzen.net

Bildquellen: John Moore/Getty Images, Tom Williams_CQ Roll Call/Getty Images

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