Commerzbank nach Zahlen vor abermaliger Kurshalbierung?
EMFIS.COM - Frankfurt 23.02.2012 (www.emfis.com) Nach der seit Jahresbeginn phänomenalen Kursentwicklung der Commerzbank wurden die Geschäftszahlen für 2011 von Anlegern mit Spannung erwartet. Und nachdem das Zahlenwerk nun alles andere als erfreulich ausfiel, scheint immer mehr Anlegern klar zu werden, dass sie sich etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt haben könnten.
Nach einem Vor-Quartals-Netto-Gewinn von 257 Millionen Euro, lag dieser im letzten Vierteljahr vergangenen Jahres bei 316 Millionen Euro. Wie die Gesellschaft bekannt gab, erzielte die Bank im Gesamtjahr 2011 lediglich einen Gewinn in Höhe von 638 Millionen Euro, was einem Gewinn-Einbruch von immerhin 55,4 Prozent entspricht. Ferner teilte das Geldinstitut mit, dass für 2011 keine Dividende ausgeschüttet werden könne.
Griechenland und Eurohypo belasten
Die wenig erfreulichen Ergebnisse des Geldhauses basieren in erster Linie auf Abschreibungen in Höhe von 74 Prozent griechischer Staatsanleihen im Gesamtvolumen von 700 Millionen Euro. Insgesamt belastet das Hellenen-Desaster die Bilanz der Frankfurter sogar mit 2,3 Milliarden Euro. Und auch das Staats- und Immobilienfinanzierungs-Tochterunternehmen Eurohypo der Commerzbank bereitete der Bank erhebliche Sorgen. Allein die Konzern-Sparte Asset Based Finance (ABF), zu der auch die Eurohypo zählt, musste im vergangenen Jahr einen operativen Verlust in Höhe von 3,9 Milliarden Euro ausweisen. Der Verlust fiel somit drei Mal höher aus als noch ein Jahr zuvor. Aufgrund von hohen Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen erwirtschaftete die genannte Sparte des Geldinstitutes im vierten Quartal 2011 einen Verlust in Höhe von 1,4 Milliarden Euro. Wie hoch nun der Jahres-Verlust der Eurohypo tatsächlich ausgefallen war, gab die Commerzbank jedoch nicht bekannt. Allerdings musste das Tochter-Unternehmen bereits im ersten Halbjahr 2011 einen Verlust von fast einer Milliarde Euro verbuchen.
Kapitalerhöhung nun doch
Dem jedoch nicht genug: Bereits seit geraumer Zeit spekulierten einige Anleger bezüglich einer Kapitalerhöhung der Commerzbank. Nun ist also so weit, denn die Bank teilte mit, dass sie knapp zehn Prozent mehr Aktien ausgeben will. Diese Aktien sollen Gläubigern im Tausch gegen Anleihen angeboten werden. Im Dezember boten die Frankfurter den Anleihe-Inhabern noch Bargeld. Damit führt die Kapitalmaßnahme zu einer Verwässerung des Aktienkapitals um zehn Prozent und das nahmen Anleger der Commerzbank heute richtig übel und machten den Wert zum Tagesverlierer. Weiter teilte das Geldinstitut mit, dass der deutsche Staat auch weiterhin mit mehr als 25 Prozent an der Commerzbank beteiligt bleiben soll.
Nach der Beinahe-Kursverdopplung der Aktie der Commerzbank seit Ende November letzten Jahres, die in erster Linie auf Hoffnungen der Anleger basierte, dürften die jüngst veröffentlichten Geschäfts-Ergebnisse die Marktteilnehmer wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt haben. Daher sollte es für die teilverstaatlichte Bank auch in dem laufenden Geschäftsjahr nicht besonders gut aussehen. Und dies umso mehr, falls noch weitere Abschreibungen auf Staatsanleihen anderer europäischer Länder vorgenommen werden müssten.