China-Riese unter der Lupe

Alibaba - Was kommt nach dem Mega-IPO?

22.09.14 10:07 Uhr

Alibaba - Was kommt nach dem Mega-IPO? | finanzen.net

Das war er also: Der größte Börsengang, den die Finanzmärkte bis dato erlebt haben. Die NYSE hatte alle Hände voll zu tun, der Masse an Orders Herr zu werden. Auch wer sich nicht für die Börse interessiert, sollte einen Blick auf den chinesischen Internetriesen riskieren.

Es dauerte schließlich mehr als zwei Stunden, bis der erste Kurs festgestellt wurde und die Märkte ihre Bestätigung hatten: Dieser chinesische Tech-Riese schlägt alle Rekorde. Und das, obwohl bis vor wenigen Monaten hierzulande kaum jemand den milliardenschweren chinesischen Konzern Alibaba auf dem Schirm hatte. Bis das Unternehmen seine Börsenpläne öffentlich machte und die Finanzmärkte die Ankündigung mit Begeisterung aufnahmen. Schließlich betritt mit Alibaba nicht irgendein Unternehmen den Finanzmarkt, sondern einer der Global Player im Internet- und E-Commerce-Bereich.

Die Geschäftsfelder von Alibaba

Allein in China werden 80 Prozent des Online-Handels über Alibaba abgewickelt. Gemeinsam mit ihren Töchtern macht die Alibaba Group mehr Umsatz als eBay und Amazon zusammen - beide immerhin auch keine Leichtgewichte im E-Commerce. Besonders eBay tut sich im Reich der Mitte gegen den übermächtigen Konkurrenten schwer - das Auktionshaus von Alibaba, Taobao, verfolgt das gleiche Geschäftsmodell. Verkäufer bieten ihre Neu- oder Gebrauchtwaren an, professionelle Verkäufer ebenso wie Gelegenheitshändler.
Schulen bieten inzwischen sogar Ausbildungen an, um Interessenten via Taobao zum erfolgreichen Unternehmer zu machen. Mit Abschluss und Zertifikat, versteht sich. Schüler lernen nicht nur Verkaufsstrategien und Möglichkeiten, Waren ins bestmögliche Licht zu rücken. Auch eine Optimierung ihrer Präsenz in Internet-Suchmaschinen ist Teil der Ausbildung.

Auch in einem anderen Bereich macht Alibaba eBay kräftig Konkurrenz: Die Chinesen haben mit Alipay ebenfalls ein eigenes Bezahlsystem. Mit diesem will Alibaba das Vertrauen in den - nicht gerade für Sicherheit bekannten - chinesischen Onlinehandel stärken. Mit Erfolg: Das Bezahlsystem wird im Land rege genutzt und ist ähnlich erfolgreich wie eBays PayPal. Doch anders als der US-Konkurrent gehen die Chinesen mit Alipay noch einen ganzen Schritt weiter: Sie werden zum Finanzdienstleister. Über die vertrauensvolle Abwicklung von Finanztransaktionen im Auktionshaus hinaus können Alipay-Nutzer das Portal quasi wie eine Bank nutzen. Sie zahlen Geld ein, leiten dies auf ein Investmentportal weiter und legen es dort gewinnbringend an. Das Geld, das Nutzer über das Investmentportal erwirtschaften, investieren sie im besten Fall direkt wieder in Shopping bei Alibaba - so bleibt das Kapital im Haus.

Kürzlich erfolgten milliardenschwere Zukäufe in verschiedensten Geschäftsbereichen. Ein Hersteller von mobilen Internetbrowsern stand ebenso auf Alibabas Einkaufsliste, wie eine Beteiligung am Postdienstleister SingPost. Zudem hat sich das Unternehmen zur Hälfte am Fußballclub Guangzhou Evergrande beteiligt.

Der Börsengang

Bei Umsätzen im Milliardenbereich ist es kein Wunder, dass der angekündigte Börsengang von Alibaba für Begeisterung unter börsenaffinen Interessenten gesorgt hat. Das Interesse war so stark, dass bereits zu Beginn der Roadshow, bei der mögliche Investoren das Geschäftsmodell des Konzerns unter die Lupe nehmen, um sich für oder gegen eine Beteiligung entscheiden zu können, der Spieß umgedreht wurde. Geldgeber bewarben sich bei Alibaba statt umgekehrt - die zehntägige Werbetour des Unternehmens wurde zum Durchmarsch. Großanleger rissen sich um Aktien des Unternehmens, bereits nach kurzer Zeit waren die Papiere dreifach überzeichnet. Die Chinesen wurden alle Papiere am oberen Ende der sogar noch angehobenen Preisspanne los - für 68 Dollar je Aktie. Mit einem Emissionsvolumen von bis zu 25 Milliarden Dollar, rechnet man die Mehrzuteilungsoption hinzu, stellten die Chinesen sogar die Mega-IPOs der Agricultural Bank of China und der Industrial & Commercial Bank of China in den Schatten, deren Emissionsvolumen jeweils bei rund 22 Milliarden Dollar gelegen hatte.

Auch viele Privatanleger wollten ein Stück vom Alibaba-Kuchen, schauten vor dem Börsengang aber mehrheitlich in die Röhre. Von den 320 Millionen Anteilsscheinen, die unters Volk gebracht wurden, gingen nur wenige an private Investoren. Kein Wunder also, dass die Nachfrage nach Aktien direkt nach dem Erscheinen auf dem Börsenparkett so hoch war, dass es zwei Stunden bis zur Feststellung des Erstkurses dauerte - und der lag dann mit 92,70 Dollar jenseits aller Erwartungen, die selbst optimistische Anleger sich ausgemalt hatten.

Ein Plus von 36 Prozent zum Start - und die Rekordjagd war damit noch nicht zu Ende. Im Anschluss schoss die Aktie in der Spitze bis auf 99,70 Dollar hoch, schlussendlich pendelte sie sich bei rund 91 Dollar ein und ging bei einem Schlussstand von 93,89 Dollar ins Wochenende. Damit kam Alibaba aus dem Stand auf 200 Milliarden Dollar Börsenwert.

Nicht nur der charismatische Firmengründer Jack Ma konnte sich freuen, auch Altaktionäre wie Yahoo oder die Softbank waren binnen Sekunden um Milliarden Dollar reicher. Der größte Börsengang aller Zeiten ist ein voller Erfolg - zumindest nach dem ersten Handelstag.

Die Chancen der Alibaba-Aktie

Bei aller Begeisterung - aber ist die extrem hohe Bewertung der Alibaba-Aktie tatsächlich gerechtfertigt? Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass Anleger sich von einem undurchsichtigen Geschäftsmodell zum Investieren verleiten lassen. Aber mit Online-Unternehmen kann in der heutigen Zeit eigentlich nichts schief gehen, oder?

Tatsächlich nimmt der Hype um den chinesischen Konzern teils schon groteske Formen an. Nichtsdesotrotz hat Firmengründer Jack Ma mit Alibaba einen riesigen Heimatmarkt hinter sich, auf dem Wettbewerber gegen den dominanten Marktplayer kaum eine Chance haben. Das spricht für die Aktie und ihre Zukunftsaussichten.
Die Pläne für die Zukunft sind ebenfalls klar: Der Internetgigant wird nach dem Börsendebüt seine Präsenz weltweit, aber insbesondere in den USA ausbauen. Aufgrund der Präferenz für den US-Markt wird immer wieder eine Übernahme des US-Konzerns Yahoo diskutiert, der seinerseits mit 22 Prozent an Alibaba beteiligt ist. Alibaba hätte das Geld und Yahoo würde mehr als 800 Millionen monatliche Nutzer in den USA mitbringen. Insbesondere, um das Geschäft im mobilen Bereich auszubauen, könnte Yahoo für Alibaba nützlich sein. Neben den USA soll auch der chinesische Markt bestenfalls vollständig erobert werden. Aber die Wachstumschancen von Alibaba auf dem Heimatmarkt sind eher gering - schließlich hat der Konzern bereits jetzt kaum ernstzunehmende Konkurrenten.

Gerade für Anleger außerhalb Chinas ist das Geschäftsmodell des riesigen Konglomerats jedoch undurchsichtig und schwer verständlich. Zwar behauptet Alibaba selbst, eBay und Amazon nach Umsatz zu schlagen, aber die vielen Beteiligungen des Unternehmens machen die Konzerngruppe mehr als unübersichtlich. Denn Alibaba selbst generiert die von ihm ausgegebenen Umsätze nicht allein, sondern die Anteile an Unternehmen unterschiedlichster Branchen sind es, die für die überaus positive Bilanz sorgen. Damit ist der Konzern zwar klar diversifiziert und macht sich von einer bestimmten Branche unabhängig, andererseits wissen Anleger aber auch nie so ganz genau, wie sich die Umsätze zusammensetzen. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Frage, wie viel Einfluss der Staat eigentlich auf das Unternehmen hat.

Fazit zur Alibaba-Aktie

Der Hype um Alibaba könnte noch eine Weile anhalten. Zwar werden in den nächsten Handelstagen und -wochen voraussichtlich Gewinnmitnahmen einsetzen, die Nachfrage nach Aktien war am ersten Börsenhandelstag aber so hoch, dass sicher noch nicht alle Interessenten, die noch mitfahren wollen, auf den Zug aufgesprungen sind.

Der Internetmarkt ist und bleibt ein milliardenschwerer Wachstumsmarkt, aber Alibaba muss nun erst einmal beweisen, dass die hohe Bewertung gerechtfertigt ist. Gutes Zahlenwerk könnte helfen, die Anleger von der Nachhaltigkeit ihres Investments zu überzeugen.

Auch wenn Jack Ma charismatisch ist und als Gallionsfigur den Konzern nach außen vertritt - ein Liebling der Anteilseigner dürfte er nicht werden. Nicht umsonst betonte er kürzlich in einem Brief an die Aktionäre: "Die Kunden kommen zuerst, die Mitarbeiter als Zweites und dann die Aktionäre". Anteilseigner wissen also, woran sie sind.

Claudia Stephan

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Bildquellen: Gil C / Shutterstock.com

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16.05.2019Alibaba BuyThe Benchmark Company
31.01.2019Alibaba OverweightBarclays Capital
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25.01.2017Alibaba NeutralWedbush Morgan Securities Inc.
09.01.2017Alibaba AccumulateStandpoint Research
29.10.2015Alibaba HoldStandpoint Research
06.05.2015Alibaba HoldT.H. Capital
23.02.2012Alibabacom neutralNomura
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20.04.2017Alibaba ReduceStandpoint Research
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