DAX: Die Zukunft liegt im Dunkeln
Stefan Salomon, Deutschlands Candlestick-Experte, wirft einen Blick auf die Entwicklung des DAX und sagt, welche Marken Anleger im Auge behalten sollten.
von Stefan Salomon, Technischer Analyst
Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen - so ein oft zitiertes Bonmot auch in der Welt der Technischen Analyse. Doch übersetzen Sie bitte nicht „Prognose“ mit Kristallkugel. Die Technische Analyse untersucht Kursverläufe nach bekannten Verhaltensmustern mit bekannten Folgen und leitet hieraus das wahrscheinlichste Szenario ab und benennt hierbei mögliche Kursziele als Prognose. Liegt jedoch im Kursverlauf kein solches Verhaltensmuster vor – oder besteht kein klarer Trend, so kann auch die Technische Analyse keine hinreichend verlässliche Prognose abgeben.
Betrachten Sie nun einmal den langfristigen Kursverlauf des DAX auf Basis der Candlesticks. Dargestellt sind die Quartalskerzen. Jede Kerze stellt den Zeitraum eines ganzen Quartals dar. Sie können gut erkennen, dass im Bereich der Mitte des langen schwarzen Kerzenkörpers des dritten Quartals 2011 eine kräftige Widerstandszone besteht. Hieran ist der DAX in den letzten Monaten wieder nach unten abgeprallt. Eine kräftige Unterstützungszone kann wiederum im Bereich der runden 5.000er-Marke angenommen werden. Ein klarer Trend dagegen ist nicht vorhanden.

Der seit 2009 bestehende Aufwärtstrend ist verlassen – ein Abwärtstrend ist nicht erkennbar. Sehr langfristig betrachtet lässt sich hingegen ein ansteigendes Dreieck konstruieren. Die mögliche Ausbruchsrichtung aus diesem Dreieck liegt aber im Dunkeln. Nach Abprall an der Widerstandszone und der langen schwarzen Kerze besteht zwar das Risiko, dass der DAX in den kommenden Monaten deutlich unter Druck gerät und aus dem langfristigen Dreieck nach unten ausbricht. Das hieraus ableitbare Kursziel notiert gar unter der Marke von 2.000 Punkten.
Beachten Sie aber bitte: Statistisch wäre ein solches Kursziel nicht aussagekräftig, da nur wenige ansteigende Dreiecke über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren auswertbar sind und somit die Statistik hier nicht sonderlich belastbare Ergebnisse liefert. Behalten Sie aber bitte dieses negative Szenario einfach im Hinterkopf. Positiv dagegen wäre aus langfristiger Sicht erst ein Anstieg über ca. 6.500 Punkten, da dann zumindest die Chance entstehen würde, an die obere Begrenzung des Dreiecks zu laufen.
Fazit: Ein klarer Trend ist derzeit aus langfristiger Sicht im DAX nicht vorhanden. Unsicherheit prägt das Marktgeschehen. Das Risiko, in 2012 deutlich zu fallen, sollten Sie einplanen. Statistisch untermauert wäre ein solches Szenario jedoch nicht. Positiv wäre erst ein Anstieg über ca. 6.500 Punkten. Der langfristig-orientierte Anleger nimmt aktuell eine abwartende Haltung ein. Der eher kurz- bis mittelfristig orientierte Anleger und Trader dagegen sollte innerhalb der breiten Range zwischen ca. 5.000 bis 6.500 Punkten die kurzfristigen Signale beachten.
Stefan Salomon
ist Technischer Analyst, Börsenbrief-Herausgeber, Seminarleiter und Coach. Er ist der Experte für Candlesticks in Deutschland.
Weitere Informationen unter: www.candlestick.de