Brasilien wirft reichen Ländern "Währungskrieg" vor

02.03.12 14:20 Uhr

   BRASILIA/BRÜSSEL (AFP)--Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff hat den wohlhabenden Industrienationen vorgeworfen, mit günstigen Krediten und niedrigen Zinssätzen einen "Währungskrieg" zu führen. Als Reaktion auf die globale Finanzkrise werde die Welt mit einem "Tsunami" billigen Gelds überschwemmt, sagte sie. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte nach dem EU-Gipfel in Brüssel Verständnis für diese Besorgnis.

   Rousseff kritisierte, das zu günstigen Konditionen ausgegebene Geld mache die EU- und US-Exporte billiger, worunter der brasilianische Markt mit seiner starken Währung, dem Real, und seinen hohen Zinsen leide. Sie sei entschlossen, die brasilianische Industrie zu verteidigen und sich dafür einzusetzen, dass die reichen Länder nicht mit ihren Methoden die Wirtschaft der Schwellenländer "ausschlachten", kündigte die brasilianische Präsidentin an.

   Der Kurs des Real stieg im Vergleich zum Dollar seit Jahresbeginn bereits um rund 8 Prozent. Zuvor hatte schon der brasilianische Finanzminister Guido Mantega angekündigt, Brasilien werde in diesem "Währungskrieg" nicht teilnahmslos zusehen, sondern sich verteidigen.

   Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den europäischen Banken im Dezember und erneut in dieser Woche Kredite zusammen über 1 Billion Euro zur Verfügung gestellt. Die Kredite laufen über drei Jahre und müssen mit lediglich 1 Prozent verzinst werden. Das Geld soll das Finanzsystem stabilisieren und dafür sorgen, dass die Banken weiter Kredite an die Wirtschaft in der EU vergeben. Die Kreditvergabe der Zentralbank am Mittwoch soll nun aber zunächst die letzte ihrer Art gewesen sein.

   Merkel bezeichnete die EZB nach dem EU-Gipfel in Brüssel als wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Eurozone in der Schuldenkrise. Sie wolle mit Rousseff am Rande der Computermesse Cebit am Montag aber darüber reden. "Ich kann in gewisser Weise auch ihre Frage verstehen", sagte die Kanzlerin. Nach Ablauf der Kredite in drei Jahren "werden wir keine solchen weiteren Maßnahmen ergreifen".

   DJG/apo

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   March 02, 2012 08:10 ET (13:10 GMT)- - 08 10 AM EST 03-02-12