Börse Frankfurt-News: So kann es gemütlich in die Sommerpause gehen (Anleihen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 21. Juli 2017. Die EZB dominierte erneut den Rentenhandel, diesmal wurden beide Richtungen besänftigt. In einem eher ruhigen Markt fällt vereinzelte Nachfrage nach Unternehmensanleihen auf.
Die gestrige EZB-Sitzung prägte in dieser Woche nicht nur den Anleihehandel, sondern auch die anderen Märkte. Bei den Renten berichten Händler von großer Zurückhaltung im Vorfeld und entsprechend niedrigen Umsätzen. Letztendlich ließ die EZB die Leitzinsen, das Ankaufprogramm und den Ausblick unverändert.
"Kunst des Eierlaufens" nennt Klaus Stopp von der Baader Bank das Vorgehen Draghis. Arthur Brunner, Anleihen-Spezialist auf dem Parkett für die ICF Bank fasst zusammen, dass es dem Notenbank-Chef gelungen sei, "beide Seiten zu bedienen". Zum einen habe er die Angst vor Renditesteigerung aus dem Markt genommen, was dem Bund-Future nützt, anderseits nütze die Andeutung, im Herbst eine Entscheidung bezüglich des Ankaufprogramms treffen zu wollen, dem Euro. Der Händler erinnert an die Juni-Ansprache in Sintra, bei der Draghis Bemerkung, eher auf inflationäre statt deflationäre Tendenzen zu schauen, die Märkte anhaltend verunsicherte. "So kann es jetzt gemütlich in die Sommerpause gehen."
Zuvor sogar "Renten-Crash" befürchtet
Brunner berichtet, dass im Vorfeld der EZB-Sitzung die Stimmung sehr schlecht gewesen sei, "vereinzelt war von einem möglichen Renten-Crash die Rede". Aber wie häufig laufe der Markt schlechter Stimmung entgegen. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen sind bis Freitagmittag auf 0,506 Prozent gefallen, von 0,65 Prozent im Hoch dieser Woche. Auch die Renditen von Anleihen der europäischen Peripherie, aus Spanien, Italien und Portugal, haben nach der Sitzung am Donnerstag deutlich nachgegeben.
Der Bund-Future als Barometer der langfristigen Zinserwartungen hat sich in dieser Woche gut entwickelt und steht bei 162,39 Prozent in der Spitze. Der Euro erreichte ein neues Hoch in diesem Zyklus bei 1,16 US-Dollar, dem Marktkonsens zufolge bleibt der Ausblick für die Gemeinschaftswährung positiv.
Wenige Neuemissionen
Nicht nur die Handels-, auch die Emissiontätigkeiten waren in dieser Woche schwach. Brunner resümiert: "kaum Neuemissionen und im Bereich der 1.000 Stückelung so gut wie gar nichts". Stopp erwähnt einige Neuemissionen des US-amerikanischen Laborausrüsters Thermo Fisher Scientific, der Eurofins Scientific und des Einrichtungsspezialisten Steinhoff Europe, die die Gunst der Stunde genutzt und sich erfolgreich am Kapitalmarkt refinanziert hätten. Allerdings wiesen alle Emissionen eine Stückelung von 100.000 Euro vor.
Selektiv gesuchte Unternehmensanleihen
Nachfrage meldet die Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank in einer neuen Anleihe von Hapag-Lloyd mit einer Verzinsung von 5,125 Prozent und Laufzeit bis 2024 (WKN 82GSCO). Ebenfalls gefragt sei eine US-Dollar-Anleihe der Deutschen Bank (WKN A2GSC3), deren Kupon auf 2,7 Prozent lautet und die bis 2020 läuft.
Wenig überraschend sei im Zuge der Übernahmeversuche das Interesse an Papieren von Stada, zum Beispiel an einer Anleihe, die bis 2014 jährlich 1,75 Prozent ausschüttet (WKN A14KJP).
Insbesondere heute kommen nach Angaben der Händlerin dagegen Venezuela-Bonds unter Druck, insgesamt sei es aber ruhig in dieser Woche.
Stopp fasst zusammen, dass Privatanleger auf Altbekanntes setzten. "Favorisiert wurden Fremdwährungsanleihen auf australische Dollar, türkische Lira, südafrikanische Rand sowie US-Dollar."
Von Edda Vogt, 21. Juli 2017, Sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter
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