RWE-Anleger reagieren mit Verkäufen auf schwache Gewinnzahlen
RWE bereiten Verluste im Handelsgeschäft weiter Probleme: Das operative Ergebnis des Energiekonzerns ist in den ersten neun Monaten um rund ein Fünftel gesunken.
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RWE zeigt sich angesichts von Verbesserungen im Stromerzeugungsgeschäft optimistischer für das Gesamtjahr: Der Konzern hat zwar die Prognose für das Gesamtjahr bestätigt, rechnet aber damit, dass alle Ergebniskennziffern das obere Ende der in Aussicht gestellten Spannen erreichen.
Der Konzern hatte für 2016 ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 5,2 bis 5,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Das Betriebsergebnis soll 2,8 bis 3,1 Milliarden Euro betragen. Das bereinigte Nettoergebnis soll sich auf 500 bis 700 Millionen Euro belaufen.
In der konventionellen Kraftwerkssparte steigerte sein Betriebsergebnis in den ersten neun Monaten um rund 7 Prozent auf 435 Millionen Euro. Zwar belasteten die niedrigen Börsenstrompreise weiter das Ergebnis, dafür wirkte sich das Sparprogramm positiv aus. Zudem profitierte die Sparte von Einmaleffekten aus dem Verkauf von Grundstücken sowie einer Schadensersatzzahlung für das Kraftwerk in Hamm. Vor diesem Hintergrund ist der Konzern für das Gesamtjahresergebnis der Sparte zuversichtlicher geworden und erwartet nun statt eines deutlichen Rückgangs ein Ergebnis auf Vorjahresniveau.
Im Handelsgeschäft hat RWE weiterhin Schwierigkeiten: Die Sparte erwirtschaftete im dritten Quartal zwar wieder Gewinne, konnte aber die Verluste aus dem zweiten Quartal nicht ausgleichen. Das Minus des Konzernteils belief sich in der Zeit von Januar bis September auf 100 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte die Sparte noch einen Gewinn von 126 Millionen Euro erwirtschaftet. Konzernweit ging das Betriebsergebnis um rund 20 Prozent auf 2,12 Milliarden Euro zurück.
Das bereinigte Nettoergebnis sank um rund 58 Prozent auf 227 Millionen Euro. Im Vorjahr hatten sich Gewinne aus Wertpapierverkäufen positiv ausgewirkt, in den ersten neun Monaten machte RWE hingegen beim Verkauf von Wertpapieren Verluste.
Die Erneuerbaren-Tochter innogy hatte schon am Freitag Ergebnisse veröffentlicht und über sinkende Gewinne berichtet. Hauptgrund dafür waren höhere Kosten für die Instandhaltung der Netze.
RWE hatte das Unternehmen Anfang Oktober an die Börse gebracht und hält noch knapp 77 Prozent der Anteile. Während sich Innogy auf erneuerbare Energien, Vertrieb und Netze konzentriert, ist RWE für das Geschäft mit den konventionellen Kraftwerken und den Energiehandel zuständig.
Pensionsrückstellungen steigenDie Verbindlichkeiten von RWE erhöhten sich seit Jahresbeginn: Die Nettoschulden lagen Ende September bei 27,4 Milliarden Euro und damit 2 Milliarden über dem Stand von Ende 2015. Ein Grund dafür war, dass der Konzern angesichts des niedrigen Zinsniveaus seine Pensionsrückstellungen erhöhen musste. Für das laufende Jahr rechnet RWE aber nicht mehr wie bisher mit einem leichten Anstieg der Schulden, sondern erwartet einen Stand auf dem Vorjahresniveau von 25,5 Milliarden Euro. Hauptgrund dafür sind die Erlöse von 2,6 Milliarden Euro aus dem Innogy-Börsengang.
Negativ wird sich jedoch wohl die Finanzierung des Atomausstiegs auswirken. RWE soll voraussichtlich rund 6,8 Milliarden Euro in einen öffentlich-rechtlichen Fonds einzahlen, aus dem die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls finanziert wird. 1,8 Milliarden Euro davon entfallen auf einen sogenannten Risikoaufschlag.
Damit kann sich RWE - wie die anderen Unternehmen auch - von der Haftung für mögliche Kostensteigerungen freikaufen. Dieser Aufschlag werde frühestens 2017 fällig, könne aber zu einem Anstieg der Schulden in der Bilanz für 2016 führen, heißt es im Zwischenbericht. Der Konzern prüfe derzeit die wirtschaftlich sinnvollste Option zur Finanzierung seines Anteils. "Vor dem Hintergrund einer sehr soliden Liquiditätsposition gehört hierzu auch eine möglichst zeitnahe Zahlung", zitierte RWE seinen neuen Finanzchef Markus Krebber.
Der Energiekonzern blickte am Montag zwar verhalten optimistisch in die Zukunft, enttäuschte die Investoren aber gleichwohl mit seinen Neunmonatszahlen. Am Aktienmarkt kamen die Nachrichten zunächst gut an: Der Kurs des RWE-Papiers stieg nach der Eröffnung um 3 Prozent, sie hatten allerdings in der Vorwoche auch elf Prozent eingebüßt. Aktuell verlieren die Anteilsscheine im XETRA-Geschäft rund 2 Prozent.
FRANKFURT (Dow Jones)
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Bildquellen: RWE
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