-30%: Osram verschreckt mit Investitionsplänen - Aktie bricht ein

Der Lichtkonzern Osram will mit Milliardeninvestitionen in den kommenden Jahren das eigene Wachstum ankurbeln. Die Osram-Aktionäre reagierten geschockt.
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Der Lichtkonzern will mit Milliardeninvestitionen in den kommenden Jahren das eigene Wachstum ankurbeln. Für 2020 setzte sich die ehemalige Siemens-Tochter dabei ambitionierte Ziele. Doch zunächst geht das Konzept zu Lasten der Marge. Damit erwischte Osram den Markt offenbar auf dem falschen Fuß - die Aktie brach zeitweise um rund 30 Prozent ein und schloss nahe dem Tagestief von 35,80 Euro, mit einem Abschlag von 28,84 Prozent bei 36,64 Euro.
Osram will nach Jahren der Restrukturierung und Kostensenkungen, die unter anderem den Abbau von Überkapazitäten und den Wegfall tausender Arbeitsplätze beinhaltete, jetzt wieder einen Gang hochschalten, wie Vorstandsvorsitzender Olaf Berlien auf der Jahrespressekonferenz sagte.
Bis 2020 sollen 3 Milliarden Euro fließen, davon 2 Milliarden in Forschung und Entwicklung. Rund 1 Milliarde Euro soll zudem in den Aufbau einer LED-Chip-Fabrik in Malaysia gesteckt werden, in einem ersten Schritt investiert Osram 370 Millionen Euro. Damit will Osram die weltweit größte 6-Zoll-LED-Chip-Fabrik bauen. Damit wandelt sich Osram in ein stärker auf Halbleitern basierendes Unternehmen. Bei LED ist Osram bereits die Nummer 2 im Markt.
Analysten halten dies für einen weitreichenden Strategiewechsel, befinden diesen Schritt jedoch auch für riskant. Der LED-Massenmarkt sei sehr volatil und sehr wettbewerbsintensiv, heißt es bei den Experten von Jefferies. Osram hoffe wohl, mit den sehr massiven Investitionen Marktanteile gewinnen zu können.
Osram wende sich damit stärker dem Markt für Allgemeinbeleuchtung zu, nachdem der Konzern bislang bei LED verstärkt in den Nischen vertreten gewesen sei, notieren die Analysten von Hauck & Aufhäuser. In diesem Markt herrsche jedoch hohe Konkurrenz, insbesondere aus Asien. Dieser Schritt sei daher fragwürdig.
Nach Aussagen von Berlien sind diese Investitionen jedoch notwendig, um nicht den Anschluss zu verlieren. "Machen wir nichts, steigt das Risiko, dass wir unsere Position als Nummer 2 verlieren", sagte er. "LED wird das neue Rückgrat von innovativen Lichtprodukten." Bereits jetzt macht Osram 42 Prozent des Umsatzes mit LED. Nach der Trennung vom Lampengeschäft wird dieser Anteil auf deutlich über 50 Prozent steigen.
Osram soll nach der Lampen-Ausgliederung auf drei Säulen stehen: Neben optischen Halbleitern gehört das Geschäft mit Spezialbeleuchtung (etwa im Automobilbereich) dazu sowie das Segment Lighting Solutions & Systems (LSS), welches das Geschäft mit Komponenten wie LED-Modulen und LED-Treibern sowie mit Leuchten, Lösungen und Services umfasst.
In allen drei Segmenten will Osram wachsen, das verlustreiche LSS-Geschäft soll zudem profitabel gemacht werden. Dabei seien auch kleinere Zukäufe in diesem Segment möglich.
Bei der Lampensparte, die derzeit ausgegliedert wird, favorisiert Berlien mittlerweile einen Verkauf anstelle einer Börsennotierung. In den nächsten zehn Tagen soll der Datenraum geöffnet werden. "Der Verkaufsprozess ist jetzt gestartet." Die schweizerische Bank UBS hat dabei das Mandat. Berlien hofft dabei auf einen Verkaufspreis in positiver dreistelliger Millionenhöhe. Das Interesse an der Sparte sei dabei groß, so Berlien.
Die Investitionen, die Kosten für die Ausgliederung des Lampengeschäfts sowie die Restrukturierung werden das Geschäft im laufenden Jahr belasten. Die bereinigte EBITA-Marge dürfte "beträchtlich" unter dem Vorjahreswert von 10,2 Prozent liegen. Der Konzerngewinn nach Steuern wird hingegen wegen des Verkaufs der Anteile an der Foshan Electrical & Lighting stark steigen. Der Umsatz auf vergleichbarer Basis soll leicht unter Vorjahresniveau liegen.
Vor allem die Margenprognose stieß den Analysten sauer auf. Denn damit verfehlte Osram die Erwartungen des Marktes deutlich, der mit einer leichten Verbesserung der Marge gerechnet hatte. "Sehr enttäuschend und düster", nannte dies Societe Generale. Die Margenprognose liege 15 bis 20 Prozent unter den Konsensschätzungen.
Mit den Investitionen kündigte Osram auch neue Finanzziele bis 2020 an. Bis 2020 peilt das Unternehmen einen Umsatz von 5,0 bis 5,5 Milliarden Euro an. Nach Verselbstständigung des Lampengeschäfts würde dies ein durchschnittliches jährliches Wachstum von rund 8 Prozent bedeuten. Damit würde Osram wieder das Niveau vor einer Trennung der Lampensparte erreichen.
Das EBITDA wird die von Osram künftig bevorzugte Kennziffer werden und soll bei 0,9 bis 1 Milliarde Euro liegen, was einem Wachstum von im Schnitt rund 9 Prozent per anno entspräche. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2014/15 betrug das EBITDA 556,8 Millionen Euro. Allerdings ist in dieser Zahl das Lampengeschäft noch enthalten. Das Ergebnis je Aktie soll bei rund 5 Euro liegen.
Analysten nannten die Ziele ambitioniert.
MÜNCHEN (Dow Jones)
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