Ausblick auf Rocket-IPO

Rocket Internet-Aktie: Überflieger oder Absturzkandidat?

01.10.14 16:00 Uhr

Rocket Internet-Aktie: Überflieger oder Absturzkandidat? | finanzen.net

Die Rocket Internet-Aktie geht am Donnerstag an die Börse. Der Online-Konzern der Samwer-Brüder könnte den größten Internet-Börsengang seit T-Online im Jahr 2000 hinlegen - die Rakete für das deutsche Mega-IPO ist startklar!

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Am 2. Oktober soll die Rakete zünden, möglichst schnell an Höhe gewinnen und die Rocket Internet-Aktie in die grenzenlosen Weiten des Börsenhimmels tragen. An diesem Tag wagt der deutsche Startup-Entwickler den Sprung aufs Börsenparkett. Es soll eines der größten IPOs in Deutschland überhaupt werden: Die Preisspanne für die bis zu 37,9 Millionen neuen Aktien wurde auf 35,50 bis 42,50 Euro festgesetzt. Bis zu 1,6 Milliarden Euro will Rocket Internet so bei den Investoren einsammeln - doppelt so viel wie noch vor wenigen Tagen erwartet. Insgesamt wird das Online-Unternehmen mit bis zu 6,7 Milliarden Euro bewertet.

Ein Großteil des Emissionserlöses wird in die Taschen der Hauptanteilseigner von Rocket Internet fließen, in die Taschen von Oliver, Marc und Alexander Samwer. Die Samwer-Brüder sind Multimillionäre. Mit dem Börsengang von Rocket Internet dürften sie nun zu Multi-Milliardären aufsteigen: Derzeit besitzen sie 52,32 Prozent an Rocket Internet, nach dem Börsengang gehören ihnen noch annähernd 40 Prozent. "Die Mehrheit müssen wir aufgeben, sonst wäre dieser Börsengang nicht möglich", sagt Oliver Samwer. Die Anteile der Brüder werden zwar durch die Ausgabe neuer Aktien verwässert, doch das nehmen sie sicherlich gerne in Kauf. Schließlich wäre die 40 Prozent-Beteiligung bei einem Ausgabepreis am oberen Ende der Preisspanne immer noch über 2,66 Milliarden Dollar (etwa 2,1 Millionen Euro) wert - und spätere Kurssteigerungen scheinen angesichts der hohen Nachfrage problemlos möglich: Im Vorfeld des Börsengangs kursierten zeitweise Graumarktpreise für die Rocket-Aktie von deutlich über 50 Euro; "Rocket Internet" - der Name ist Programm!


Perfekter Zeitpunkt für Internet-Börsengänge

Die Zeiten für Internet-Unternehmen sind gut: Gerade erst hat der chinesische Online-Gigant Alibaba den größten Börsengang aller Zeiten hingelegt und mehr als 25 Milliarden Dollar bei den Investoren eingesammelt. Bei der Erstnotierung sprang die Alibaba-Aktie vom Ausgabepreis von 68 Dollar auf über 92 Dollar - ein Kursgewinn von mehr als 36 Prozent. Der Wert des Unternehmens liegt nun bei deutlich über 200 Milliarden Dollar. Damit ist Alibaba schwerer als Amazon und eBay zusammen.

Ganz so groß wird das Rocket-IPO nicht. Doch die Samwer-Brüder lassen keinen Zweifel daran, welche Bedeutung Rocket Internet und dessen Börsengang für sie hat, zum Beispiel in einem Image-Video, das eigens für das IPO produziert wurde:

Die Samwers wollen den Börsenhype in der Onlinebranche nutzen, um ihre Holding auszubauen, und setzen sich große Ziele. "Rocket möchte das Alibaba für die Welt außerhalb der USA und Chinas werden", sagte Vorstands-Chef Oliver Samwer bereits bei der Präsentation der Börsenpläne.

Größenwahn oder die berechtigte Hoffnung eines Unternehmers? Die Homepage des Online-Konzerns spricht jedenfalls eine klare Sprache: Besucher blicken scheinbar aus dem Weltall auf eine sich langsam drehende Erde, es scheint, als schwebten sie über allem Irdischen. Am Horizont des "Blauen Planeten" geht die Sonne auf, die alles überstrahlt und den Homepage-Besucher fast blendet. Der Nutzer ist sozusagen "live" dabei, wenn ein "Emerging Star" geboren wird, also ein neues Unternehmen das Licht der Welt erblickt. Auch das Rocket-IPO soll alles bisher Dagewesene überstrahlen, auch Rocket Internet soll wie ein neuer Stern am Börsenhimmel aufgehen.


In Rocket Internet steckt viel Potenzial - und ebenso großes Risiko

Rocket Internet wurde 2007 gegründet und bringt hauptsächlich Internet-Startups auf den Weg. Eine Geschäftsidee wird geboren und schnell in verschiedenen Ländern umgesetzt. Unter dem Dach von Rocket Internet wurden unter anderem auch das Online-Möbelhaus Home24 und der Modehändler Zalando aufgebaut. Ob Mode, Lebensmittel oder Möbel - bei den Firmen von Rocket können Internet-Nutzer fast alles bestellen. Derzeit gehören zum Portfolio über 70 Unternehmen, die in Europa, Asien, Afrika und Südamerika aktiv sind. Viele Börsenexperten sehen tatsächlich großes Potenzial in Rocket Internet - vor allem wegen seiner zahlreichen Beteiligungen an Startups in der ganzen Welt. An der Börse wird die Zukunft gehandelt - und Rocket soll eine große Zukunft bevorstehen.

Doch gerade die vielen Beteiligungen könnten zum Risiko werden, Anlegerschützer warnen bereits: In einem Börsenprospekt wurden die Geschäftszahlen der insgesamt annähernd 70 Startups veröffentlicht und kein einziges der Unternehmen schreibt bisher Gewinne. Und das spiegelt sich auch in der Halbjahresbilanz von Rocket wider, auch hier klafft ein dickes Loch. Insgesamt summieren sich die Verluste aus den wichtigsten Beteiligungen im vergangenen Jahr auf 431 Millionen Euro.


Rocket Internet - "Blindflug" für Anleger?

Vieles bleibt bei Rocket Internet im Dunkeln - und das wird in der näheren Zukunft zunächst einmal so bleiben. Für das Börsendebüt hat sich das Unternehmen für den Entry Standard entschieden, denn einige der jungen Firmen im Rocket-Portfolio können noch keine Bilanzen vorweisen, die bei einer Notierung im Prime Standard verlangt würden. Der Samwer-Konzern wird also keine Quartalsberichte veröffentlichen (müssen), Halbjahreszahlen gibt es nur in verkürzter Form.

Aktionärsschützer sprechen bereits von einem "Blindflug" zwischen den jährlichen Geschäftsberichten. Doch gerade die Transparenz von Unternehmen ist für Anleger eine wichtige Entscheidungshilfe. In spätestens zwei Jahren will Rocket Internet in den Prime Standard wechseln. Erst dann ist eine Mitgliedschaft in den großen Börsenindizes möglich. Für Jürgen Kurz, Sprecher der deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), bleibt Rocket ein "reiner Hoffnungswert".


Sollten Anleger in die Rocket Internet-Aktie investieren?

Doch nicht nur die geringe Transparenz ist wenig vertrauenerweckend, auch die Hauptanteilseigner von Rocket Internet, die Brüder Oliver, Marc und Alexander Samwer kommen in der Öffentlichkeit nicht immer gut an. Mit Ablegern von US-amerikanischen Online-Unternehmen wurden die drei Brüder zu Multimillionären. Unter anderem gründeten sie 1999 das Internet-Auktionshaus alando, einen eBay-Klon. Nur ein halbes Jahr später verkauften sie das Unternehmen für 43 Millionen Dollar an eBay.

Sie perfektionierten ihre Arbeit und kopierten in den Folgejahren mehrfach die Geschäftsmodelle meist US-amerikanischer Konzerne, die sich anschließend für viel Geld verkauften - erfolgreich, aber unter anderem für Börsenprofi Professor Max Otte sehr fragwürdig. "Undurchsichtige Geschäftsstrukturen, oftmals nicht nachhaltige Geschäftsmodelle sowie der unbedingte Wille, Geld zu verdienen, zeichnen den Aufstieg des Clans aus", so Otte in einem seiner Börsenbriefe. Ähnlich vernichtend fällt häufig auch das Urteil zu Rocket Internet aus. In einer ZDF-Dokumentation, in der das Imperium der Samwers unter die Lupe genommen wird, heißt es: "Rocket Internet ist nicht etwa für Innovationen bekannt - sondern für das Klonen von Geschäftsideen berüchtigt."

Das unsymphatische und dreiste Vorgehen der Samwers, Geschäftsmodelle nicht neu zu erfinden, sondern zu klonen, könnte aber für den Anleger erfolgsversprechend sein. In der ZDF-Dokumentation heißt es weiter: "Die Samwers kopieren Ideen, die sich auf dem Markt bereits bewährt haben. So wird das Risiko minimiert." Hinzu kommt der große Hype um die Online-Börsengänge in diesen Tagen, die der Rocket-Rakete einen großen Schub verleihen könnten. Die Zalando-Aktie gab ein starkes Börsendebüt und bildete ihre Erstnotiz bei 24,10 Euro - ein deutlicher Zuschlag gegenüber dem Emissionspreis von 21,50 Euro. Allerdings mussten die Zalando-Papiere im Handelsverlauf wieder Abschläge hinnehmen. Ob die Rocket Internet-Rakete das Potenzial hat, dauerhaft in einer Umlaufbahn im Börsenhimmel zu schweben, das zeigt sich tatsächlich erst am Donnerstag, wenn der Erstkurs der Rocket Internet-Aktie auf der DAX-Tafel in der Frankfurter Börse aufleuchtet.


Von Markus Gentner

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Bildquellen: Rocket Internet

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Analysen zu Rocket Internet SE

DatumRatingAnalyst
03.06.2020Rocket Internet SE overweightJP Morgan Chase & Co.
03.06.2020Rocket Internet SE buyDeutsche Bank AG
29.05.2020Rocket Internet SE neutralBarclays Capital
03.04.2020Rocket Internet SE buyKepler Cheuvreux
02.04.2020Rocket Internet SE overweightJP Morgan Chase & Co.
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03.06.2020Rocket Internet SE overweightJP Morgan Chase & Co.
03.06.2020Rocket Internet SE buyDeutsche Bank AG
03.04.2020Rocket Internet SE buyKepler Cheuvreux
02.04.2020Rocket Internet SE overweightJP Morgan Chase & Co.
20.03.2020Rocket Internet SE overweightJP Morgan Chase & Co.
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29.05.2020Rocket Internet SE neutralBarclays Capital
23.03.2020Rocket Internet SE neutralBarclays Capital
30.01.2020Rocket Internet SE neutralBarclays Capital
20.09.2019Rocket Internet SE Equal weightBarclays Capital
16.09.2019Rocket Internet SE NeutralJP Morgan Chase & Co.
DatumRatingAnalyst
07.01.2019Rocket Internet SE UnderperformMerrill Lynch & Co., Inc.

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