Top-Aktien: Die 8 besten Aktien der Welt
€uro am Sonntag hat mehr als 1.000 Aktien analysiert. Das Ergebnis sind acht Werte, die auch für Börseneinsteiger geeignet sind.
Werte in diesem Artikel
von S. Bauer und K. Schachinger, Euro am Sonntag
Schon mal etwas von Genuine Parts gehört? Oder von Reckitt Benckiser? Nur wenigen Anlegern dürfte der größte Autoersatzteilehändler der USA bekannt sein. Der britische Hersteller von Reinigungsmitteln wie Sagrotan dagegen wohl schon einigen. Die US-Imbisskette McDonald’s, Weltmarktführer bei Schnellrestaurants, oder der Schweizer Lebensmittelriese Nestlé aber sind nicht nur Freunden von Hamburgern oder Mövenpick-Eis ein Begriff. Ob weitgehend unbekannt oder weltberühmt - all diese Unternehmen verbindet eines: Ihre Aktien bieten eine nachhaltige Wertentwicklung.
Zwischen zwei und drei Prozent Dividendenrendite können etwa Aktionäre von Nestlé oder Reckitt Benckiser genießen. Wer die Papiere länger hält, darf überdies überdurchschnittliche Kursgewinne erwarten: In den vergangenen zehn Jahren stieg beispielsweise der Börsenwert der Briten um 349 Prozent, bei Nestlé waren es 331 Prozent.
Spätestens jetzt müssten auch Sparer hellhörig werden - schließlich ist mit weitverbreiteten, sicheren Anlagen wie Staatsanleihen, Tagesgeldern oder Spareinlagen kaum noch Rendite zu erzielen. Banken bieten Zinsen nahe null, viele denken sogar über Gebühren nach, wenn Kunden ihr Geld parken.
Wenn da nicht die Angst vor dem Risiko wäre. Der Anteil der Deutschen, die Geld in Aktien oder Aktienfonds anlegen, ist laut Deutschem Aktieninstitut 2014 auf gerade einmal 7,3 Prozent gesunken - obwohl die Börse wegen der Niedrigzinsen von Hoch zu Hoch läuft. In Ländern wie den USA oder den Niederlanden liegt die Quote deutlich über 20 Prozent, auch in Frankreich gibt es mehr als doppelt so viele Aktionäre.
Clever geht anders. Denn Aktien erzielen langfristig die höchsten Wertsteigerungen. Die Papiere der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen brachten in den vergangenen 50 Jahren knapp zehn Prozent Rendite pro Jahr (siehe rechts). Eine ähnlich hohe langfristige Verzinsung lieferten auch europäische Werte - trotz vieler schlagzeilenträchtiger Kursabstürze.
Damit auch Unerfahrene den Sprung ins kühle Wasser der Börsen schaffen, ohne baden zu gehen, hat sich €uro am Sonntag im zweiten Teil der Serie "Raus aus der Zinsfalle" eine anspruchsvolle Aufgabe gestellt: Die Redaktion wollte Aktien finden, die bei mäßigem Risiko eine sehr gute Rendite bieten.
Hartes Auswahlverfahren
€uro am Sonntag hat dazu weit über 1.000 Aktien von Unternehmen aus den USA und Europa unter die Lupe genommen. Dabei wurden die größten und wichtigsten Indizes, also der amerikanische S & P 500, der Stoxx Europe 600 sowie die deutschen Börsenbarometer DAX, MDAX und TecDAX durchforstet.Ganz oben auf der Fahndungsliste standen Werte, die langjährig hohe Gewinnausschüttungen leisten und diese regelmäßig steigern. Der Grund: Die Dividende liefert auf lange Sicht einen hohen Anteil zur Wertentwicklung von Aktieninvestments und stabilisiert zudem die Kursentwicklung. Überdies zwingen regelmäßige Ausschüttungen das Management zur Ausgabendisziplin - und zeugen von einem nachhaltig erfolgreichen Geschäftsmodell. Mindestens zwei Prozent Dividendenrendite war daher die Maßgabe.
Um Lesern einen nervenschonenden Einstieg in die Aktienwelt zu ermöglichen, sollten die Kurse unserer Top-Empfehlungen zudem relativ stabil im Vergleich zum Gesamtmarkt sein. Wichtig war auch eine gesunde Bilanz. Dabei lag die Latte, die die Kandidaten zu überwinden hatten, hoch: Die Nettoschulden der Unternehmen sollten nicht höher als ihr Eigenkapital sein. Und das Geschäft musste Gewinne abwerfen, die mindestens zehn Prozent des Eigenkapitals entsprechen.
Zu guter Letzt sollte sichergestellt werden, dass die langjährige Kursentwicklung stimmt. Die Top-Aktien mussten daher in den vergangenen zehn Jahren besser als ihre Vergleichsindizes gelaufen sein - und sie durften eine Obergrenze bei der Bewertung nicht überschreiten.
Nur acht von über 1.000 Werten kamen durch das harte Auswahlverfahren. Viele Konsumwerte aus den USA finden sich darunter. Ein Grund: Diese Produkte, wie auch die von Pharmafirmen, erfreuen sich einer sehr stabilen Nachfrage. Und US-Anleger legen traditionell großen Wert auf hohe Dividenden.
Das Gute ist: Unsere Methode hat sich bereits bewährt. Vor gut einem Jahr fahndeten wir mit dem gleichen Raster nach konservativen Toptiteln. Die acht damaligen Aktien lieferten seitdem eine Rendite von durchschnittlich 29,4 Prozent (siehe pdf-Datei unten). Fünf der acht Werte sind in der neuen Zusammenstellung übrigens wieder mit dabei.
McDonald’s
Börsianers Geschmack
Das rot-gelbe Logo zieht Hungrige auch 75 Jahre nach der Gründung der inzwischen weltgrößten Fast-Food-Kette scharenweise in die Restaurants. Die Brüder Richard und Maurice McDonald, Söhne irischer Einwanderer, eröffneten 1940 in Kalifornien ihren ersten Burgerimbiss - und starteten eine typisch amerikanische Erfolgsstory. Heute bedient der Konzern in über 35.000 Filialen weltweit jährlich über eine Milliarde Gäste und erwirtschaftet damit fast 30 Milliarden Dollar Jahresumsatz.
Zuletzt musste die Firma jedoch kämpfen. In den Augen vieler Amerikaner haben innovative Fast-Food-Köche wie die mexikanische Kette Chipotle derzeit die verlockendere Speisekarte. Ein Lebensmittelskandal bremste überdies die Geschäfte im Wachstumsmarkt China. Chef Don Thompson übernahm Ende Januar die Verantwortung für die Misserfolge und ging. Der ehemalige Markenchef Steve Easterbrook soll ab März frischen Wind bringen. Sein Rezept: Die Filialen sollen stärker auf regionale Bedürfnisse eingehen, zudem testet man vom Kunden individuell zusammengestellte Gerichte.
Der Konzern ist finanziell stark genug, um diese Krise zu überstehen. Die Bilanz ist grundsolide, der Verschuldungsgrad liegt gerade einmal bei etwa 70 Prozent. Vor allem aber ist die Marke drin in den Köpfen von Milliarden von Konsumenten.
Das alles spricht dafür, dass McDonald’s seine Erfolgsgeschichte fortschreibt. Die Aktie bringt über drei Prozent Dividendenrendite und schwankt wenig. Anleger fuhren in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt jährlich gut 14 Prozent Wertsteigerung ein - fast doppelt so viel wie im breiten US-Index S & P 500.
Genuine Parts
Schlüssel zum Erfolg
Hier bekommt der US-Amerikaner mit Benzin im Blut alles, was sein Herz begehrt: Vom Keilriemen über den Kotflügel bis zum Schraubenschlüssel liefert der größte Händler für Autoersatzteile in den USA, was die Nation zur automobilen Fortbewegung braucht. Mehr als 250 Millionen Autos sind in den Staaten unterwegs, und kaputt geht immer was. Deshalb laufen die Geschäfte, auch weil die größte US-Werkstattkette zum Konzern gehört.
Mit der Aktie investieren Anleger in den Aufschwung der USA und den anziehenden Konsum. Über 90 Prozent des Umsatzes macht Genuine Parts in den USA und Kanada. Hier hält Chef Tom Gallagher, der den Konzern seit 2004 steuert, die Konkurrenten erfolgreich auf Distanz. Auch der hohe Anteil des Firmenkundengeschäfts macht Genuine Parts stark. Firmenwagen und Maschinen bringen etwa den Werkstätten drei Viertel der Umsätze.
Gallagher trotzt also dem Globalisierungstrend der Branche. Vor zwei Jahren allerdings unternahm der heute 67-Jährige einen Ausflug nach Australien und kaufte 70 Prozent des Autoteilehändlers Exego. Das Geschäft fährt heute knapp eine Milliarde der insgesamt 15 Milliarden Dollar Jahresumsatz ein.
An der Wall Street ist die Aktie des 1928 gegründeten Unternehmens eines der stabilsten Investments. Vor allem für langfristig orientierte Anleger ist Genuine Parts - übersetzt: Originalteile - längst ein Original, wenn es um Rendite und Kostendisziplin geht. Beinahe altmodisch geführt ist das Unternehmen, betrachtet man den extrem niedrigen Verschuldungsgrad von gerade einmal 20 Prozent. Dank der erzkonservativen Geschäftsführung hat Genuine Parts beinahe 60 Jahre in Folge die Dividende erhöht und zählt damit zur Elite an der Wall Street.
Coca-Cola
Tee, Kaffee oder doch Brause
Begonnen hat alles 1892 in Atlanta: Apotheker Asa Candler kauft Erfinder John Pemberton für 2.300 US-Dollar ein Rezept ab - die bis heute geheime Formel für die beliebteste Brause der Welt. Im vergangenen Jahr schaffte der weltgrößte Erfrischungsgetränkekonzern mit 3.500 verschiedenen Drinks in 200 Ländern 46 Milliarden Dollar Umsatz. Die Dividende wurde zudem 53 Jahre in Folge erhöht. Coca-Cola gehört damit zum erlesenen Kreis der Dividend Aristocrats, der Konzerne aus dem S & P-500-Index, die ihre Ausschüttungen mindestens 25 Jahre kontinuierlich steigern.
Durchaus spritzig reagiert der Konzern auf die jüngste Flaute, die daher rührt, dass mancher Verbraucher keine Zuckerbrause mehr mag. Die Amerikaner kauften sich deshalb unlängst bei zwei Aufsteigern ein, deren Produkte Trends im Getränkemarkt setzen. 16 Prozent der Anteile hält der Konzern am Hersteller von Kaffeekapselautomaten Keurig Green Mountain, 17 Prozent sind es bei der Energiegetränkefirma Monster Beverage. Damit ist Coca-Cola jeweils größter Aktionär.
Bei Monster übernahm der Konzern den globalen Vertrieb der Energiegetränke. Zudem tauscht Chef Muhtar Kent eifrig Marken: Monster bekam Energydrinks von Coke, der Riese aus Atlanta Mineralwasser, Saft, Limonaden und Tee. Damit trifft Kent den Geschmack der Kunden, wie sich im vergangenen Jahr zeigte: Zwei von Coca-Colas Teemarken in den USA sowie ein Mineralwasser in Japan spielten erstmals über eine Milliarde Dollar Umsatz ein. Damit zählt der Konzern jetzt 20 Milliarden-Marken im Portfolio. Um die Gunst der Anleger liefert sich Coca-Cola ein enges Rennen mit seinem Rivalen Pepsico. Die Nummer 2 der Branche erfüllte unsere Kriterien nicht, aber nur knapp: Die Nettoschulden bei Pepsi entsprechen 115 Prozent des Eigenkapitals, bei Coca-Cola sind es 66 Prozent.
Nestlé
Gesunder Genuss
Henri Nestlé, ein Schweizer Apotheker deutscher Herkunft, machte das Wappen der Familie zum Logo seiner Firma: So wurde aus einem kleinen Vogelnest auf gut Schwäbisch Nestlé. Sein erstes Produkt war ein Milchpulver namens Nestlé Kindermehl - ein Muttermilchersatz für Säuglinge. Im August vergangenen Jahres feierte der inzwischen größte Lebensmittelkonzern der Welt den 200. Geburtstag des Gründers - das Nest im Logo gibt es nach wie vor.
Kindernahrung spielt heute noch eine Rolle, etwa bei der Marke Alete. Mit der Kaffeemarke Nescafé besetzt der Riese ebenso eine attraktive Nische wie mit Evian-Wasser. Der Jahresumsatz übersteigt umgerechnet 85 Milliarden Euro, damit haben die Schweizer enorme Größenvorteile beim Einkauf: Sie können leichter als die Konkurrenz Rabatte bei Rohstoffen aushandeln und so die Kosten ihrer Produktion senken. Zudem setzt der Riese auf eine clevere Strategie: Nestlé verkauft seine Nahrungsmittel unter dem Aspekt, dass sie Verbrauchern zu Gesundheit und Wohlbefinden verhelfen. Damit lassen sich bei Kunden höhere Preise durchsetzen. Die Eigenkapitalrendite liegt deshalb über 20 Prozent.
Die Produktion liegt weitgehend außerhalb der Grenzen der Schweiz. Nur rund fünf Prozent der Herstellungskosten werden in Franken abgerechnet. Die Folgen der Franken-Aufwertung kann der Lebensmittelriese deshalb gut wegstecken.
Konzernchef Paul Bulcke jedenfalls ließ das Wachstumsziel für das laufende Jahr bei fünf Prozent - auch wenn das wegen der Aufwertung ambitionierter sei. Dabei stehen auch Zukäufe auf der Agenda.
Mit 17 Prozent gemessen am Eigenkapital hat Nestlé die niedrigste Verschuldung unter allen acht Favoriten. Die Dividende wird regelmäßig erhöht - auch zuletzt, obwohl das beileibe nicht von allen Beobachtern so erwartet worden war.
General Mills
Knusprige Flocken
Zufall liefert Geschäftsmodell: In Minneapolis verschüttet ein Arzt Haferbrei auf einer
heißen Herdplatte. Zischend verformt sich der Brei zu einer knusprigen Flocke. Das Zufallsprodukt schmeckt, der Arzt geht damit zum lokalen Hersteller von Getreideprodukten. So entsteht 1921 der Verkaufsschlager Wheaties.
Die Getreideflocken halfen dem Konzern General Mills beim Aufstieg zum sechstgrößten Lebensmittelhersteller der Welt. Das Angebot reicht von Frühstücksflocken (Wheaties, Cheerios) über Fertiggerichte, Joghurts und Snacks, die vor allem bei US-Konsumenten beliebt sind, bis zur international bekannten Eismarke Häagen-Dazs. 1991 gründete General Mills mit der Schweizer Nestlé die Gemeinschaftsfirma Cereal Partners. Seitdem werden die meisten Produkte außerhalb Nordamerikas als Nestlé-Marken angeboten. Etwa ein Drittel der rund 17 Milliarden Dollar Jahresumsatz werden international erwirtschaftet.
Gegenwärtig sucht das Unternehmen nach neuen Rezepten. Viele Amerikaner stehen inzwischen aufwendig verpackten Lebensmitteln wie Frühstücksflocken kritisch gegenüber. Um die Gewinnmargen zu schützen, will Chef Ken Powell die Produktion drosseln und einige Fabriken schließen. Powells Ziel ist es, bis 2017 jährlich mehr als 100 Millionen Dollar einzusparen. Zudem erweitert General Mills gegenwärtig das Sortiment um Bioprodukte. Für knapp eine Milliarde Dollar kaufte man daher 2014 den Hersteller von Bio-Fertiggerichten Annie’s.
Mit einer niedrigen Verschuldung und 24 Prozent Kapitalrendite ist das Geschäftsmodell der Amerikaner grundsolide. Die Aktie schwankt weniger stark als der breite US-Markt, wie ein Beta-Faktor von etwa 0,6 belegt. Zudem ist der Konzern einer der ältesten Dividendenzahler an der Wall Street und blickt auf 115 Jahre Dividendenhistorie zurück.
Reckitt Benckiser
Kunterbunte Palette
Rakesh Kapoor hat klare Vorstellungen von seinem Job: Ein Vorstand habe dafür zu sorgen, dass Investoren den Wert eines Konzerns auch erkennen, sagt der in Indien geborene Manager regelmäßig. Es ist keine Floskel, denn der Chef des britischen Konsumgüterriesen Reckitt Benckiser handelt auch nach dieser Maxime.
Das schließt die Abspaltung von Geschäften ein, die den Renditeansprüchen Kapoors nicht mehr genügen. Jüngst verselbstständigten die Briten deshalb ihre Gesundheitssparte. Das Unternehmen, das unter anderem für den Heroinersatzstoff Suboxone bekannt ist, notiert seit Dezember unter dem Namen Indivior an der Börse. Aktionäre von Reckitt freuten sich: Sie bekamen Indivior-Papiere in ihre Depots gebucht. Die Aktie hat seit ihrem Börsendebüt deutlich zugelegt.
Zudem beeindruckte Reckitt Benckiser mit einer blitzsauberen Bilanz für das abgelaufene Jahr. Dank strikter Kostendisziplin verbesserte sich die operative Marge um rund zwei Prozentpunkte auf knapp 25 Prozent. Zum Vergleich: Der operativ ebenfalls starke Konkurrent Henkel aus dem DAX kommt hier auf gut 14 Prozent.
Die Strategie ist glasklar: Konzentration auf Produkte des alltäglichen Bedarfs in renditestarken Nischen. So zählen der Kalkentferner Calgon, das Haushaltshygienemittel Sagrotan, die Hautpflegemarke Clearasil oder die Produkte der Fußpflegeserie Scholl zum Portfolio. Auch Durex-Kondome gehören zur Markensammlung.
Für 2015 erwartet Chef Kapoor Zuwächse in Schwellenländern. Die Umsatzprognose senkte er insgesamt von fünf auf vier Prozent Wachstum. Um die Effizienz zu verbessern, soll künftig eine Führungsebene wegfallen. Die Eigenkapitalrendite von rund 50 Prozent sollte damit auch künftig in der Branche absolute Spitze bleiben.
Reynolds American
Kräftiger Zug
Mehr als 600 Prozent Wertentwicklung in zehn Jahren auch dank der hohen Dividendenrendite - damit hat sich Amerikas zweitgrößter Tabakkonzern seine Favoritenrolle bei konservativen Anlegern wahrhaft verdient.
Wie solide die Bilanz der Nummer 2 in den USA ist, zeigt der Vergleich mit Marktführer Altria: Die Nettoschulden von Reynolds American sind niedriger als das Eigenkapital, beim Hersteller der Marlboro-Zigaretten hingegen sind die Verbindlichkeiten beinahe viermal so hoch.
Als Reynolds American ist das Unternehmen seit Juli 2004 an der Börse, zuvor verschmolz R.J. Reynolds (Camel, Pall Mall) mit dem US-Geschäft von British American Tobacco (Lucky Strike).
Zehn Jahre später stößt der Konzern die nächste Konsolidierungswelle an: Im Juli 2014 bot Reynolds für Amerikas Nummer 3, Lorillard. Die Firma spielt 90 Prozent der rund sieben Milliarden Dollar Umsatz mit der Marke Maverick ein und ist stark auf Amerika fokussiert. Die US-Kartellbehörden prüfen die 25-Milliarden-Dollar-Fusion akribisch.
Für die geplante Weiterentwicklung holte Reynolds 2014 die Expertin schlechthin zurück: Susan Cameron, die schon bis 2011 Chefin bei Reynolds war. Die Topmanagerin, die zu den bestbezahlten ihrer Branche zählt, hatte 2004 den Kauf des US-Geschäfts von BAT organisiert. Aus den stark unterschiedlichen Firmenkulturen formte Cameron eine neue: "Damals dachte ich, dass ich dafür drei Jahre brauchen würde, geschafft war es dann nach sieben bis acht Jahren", sagt die Topmanagerin heute.
Ihre Fähigkeit zur Selbstkritik und die Fusionserfahrung wird sie bei den schwierigen Verhandlungen mit den Kartellbehörden brauchen. Seit Cameron zurück ist, legt die Aktie von Reynolds American stark zu. Die Anleger der beiden Konzerne haben der Fusion bereits zugestimmt.
Roche
Baseler Erfolgsrezept
Schweizer Tradition mischt sich mit kalifornischem Erfindergeist - das ist das einzigartige Erfolgsrezept des Pharmakonzerns Roche. Das alte Kerngeschäft des bereits 1896 gegründeten Unternehmens sind traditionelle Pharmaprodukte wie Vitamin C oder das Beruhigungsmittel Valium. Vor 25 Jahren aber haben die Chemiker und Pharmazeuten vom Basler Rheinufer ein neues Kapitel aufgeschlagen: Sie stiegen bei Genentech ein. Die Biotechfirma aus San Francisco hat heute maßgeblichen Anteil am Aufstieg Roches zum weltweit führenden Hersteller von Krebsarzneien.
Die Schweizer verfolgen dank ihrer US-Beimischung neben herkömmlichen Ansätzen der Tumorbekämpfung auch neuere Methoden wie die Immuntherapie. Roche hat mit dieser Formel gute Chancen, künftig bei sogenannten Kombinationspräparaten, einem besonders wachstumsträchtigen Zweig der Pharmabranche, eine globale Spitzenposition einzunehmen. Zudem haben die Baseler weit früher als die Konkurrenz einen Trend erkannt: das Konzept der personalisierten Medizin. Hier geht es um zielgerichtete Medikamente für bestimmte Gruppen oder Individuen.
Der Pharmakonzern ist dank seiner guten Marktstellung und hohen Innovationskraft ein zuverlässiger Dividendenzahler. Die Ausschüttungen steigen seit mehr als 25 Jahren. Der Gewinn legte in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt um fast 15 Prozent pro Jahr zu. Zuletzt dämpfte indes die Aufwertung des Schweizer Franken die Stimmung an den Börsen. Schließlich entlohnt der Konzern viele gut bezahlte Mitarbeiter in Franken. Der Konzern erwartet gleichwohl für 2015 ein Umsatz- sowie Ergebnisplus. Die Produktpipeline ist bestens gefüllt und sorgt für gute langfristige Perspektiven. Die Eigenkapitalrendite dürfte deshalb weiterhin spitze bleiben - und die Dividende auch künftig steigen.
So liefen unsere Top-Titel 2014 für Konservative (pdf)
Investor-Info
Aktie
Sachanlage mit Aussicht
Was ist eine Aktie? Kurz gesagt: ein Anteil an einem Unternehmen. Der Aktionär besitzt damit ein Stück an allen Vermögensgegenständen, den Vorräten, Maschinen und Anlagen, aber auch am geistigen Eigentum der Firma. Technisch: Die Anzahl der ausgegebenen Aktien einer börsennotierten Firma multipliziert mit dem sogenannten Nennwert der Aktie ergibt das Grundkapital. Der Börsenkurs spiegelt dagegen eher den Geschäftserfolg wider, den Anleger dem Unternehmen künftig zutrauen. Der Kurs notiert deshalb in der Regel über dem Nennwert der Aktie. Wichtig: Eine Aktie ist eine Sachanlage. Und sie berechtigt oft zum Bezug von Dividenden - falls die Aktionäre eine Ausschüttung beschließen.
Risiko
Wie viel darf’s sein?
Aktienkurse schwanken. Die Bewertung eines Unternehmens an der Börse ändert sich ständig - dabei muss sich die wirtschaftliche Leistung der Firma erst mal gar nicht ändern. Das Umfeld spielt hier eine Rolle, die Stimmung an den Börsen, die auch von der Konjunkturentwicklung oder politischen Krisen beeinflusst wird. Künftige Aktionäre sollten sich fragen: Wie viel an Schwankungen mute ich mir zu? Es gilt: Je höher das Risiko, das ich einzugehen bereit bin, desto größer sind auch meine Anlagechancen. Anleger mit starken Nerven greifen daher besser zu Aktien von kleineren, spezialisierteren und wachstumsstärkeren Unternehmen, deren Kurse stärker schwanken. Vorsichtigere sind dagegen mit Papieren von großen Unternehmen besser bedient. Die sind breiter aufgestellt und stecken Schwächephasen in bestimmten Bereichen leichter weg. Darauf konzentrieren wir uns bei dieser Auswahl.
Rendite
Kurse plus
Die Rendite von Aktien besteht aus zwei Komponenten: Kursentwicklung und Dividende. Der Anteil der Dividende ist nicht zu unterschätzen: Die Kurse im US-Index S & P 500, der die 500 größten börsennotierten US-Unternehmen enthält, sind etwa von Ende 1994 bis Ende 2014 um rund 350 Prozent gestiegen. Mit Dividenden beträgt die Gesamtentwicklung aber fast 550 Prozent - im Schnitt 9,7 Prozent pro Jahr. In den 50 Jahren seit 1964 sind die Kurse der US-Aktien um den Faktor 24 gestiegen, mit Dividenden stiegen die Erträge der Aktionäre aber in etwa um das 105-Fache oder knapp zehn Prozent jährlich. Bei europäischen Aktien liegt die Rendite in einem Zeitraum von 80 Jahren ähnlich hoch.
Steuern
Abgabe fällig
Kursgewinne und Dividendenerträge unterliegen der Kapitalertragsteuer oder Abgeltungsteuer. Der Steuersatz liegt für Steuerpflichtige in Deutschland bei 25 Prozent. Hinzu kommen Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer. Insgesamt gehen etwas mehr als 26 Prozent der Erträge direkt von der Bank an den Fiskus. Es gibt aber Freibeträge. Bei Dividenden ausländischer Unternehmen müssen Anleger darauf achten, dass sie Doppelbesteuerungen vermeiden.
Lesen Sie auch die anderen Teile unserer großen Serie "Raus aus der Zinsfalle"!
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