5 Fragen an Netzagenturchef Homann zum schwierigen Stand der Energiewende

18.03.15 17:35 Uhr

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   Von Christian Grimm

   Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, erklärt im Interview mit Dow Jones Newswires, warum Horst Seehofers Blockade der Stromautobahnen gefährlich ist und warum er an einem Verzicht auf den Kapazitätsmarkt zweifelt. Sollte Bayern nicht einlenken, drohe Deutschland in zwei Preiszonen zu zerfallen.

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   1.) Die Energiewende schreitet voran. Die Bundesregierung muss in diesem Jahr wichtige Entscheidungen voranbringen. Welche sind die wichtigsten für Sie, Herr Homann?

   Aus unserer Sicht ist der Ausbau der Stromnetze das ganz zentrale Thema. Wo immer wir bei anderen Themen vorankommen: Wenn nicht gleichzeitig das Stromnetz ausgebaut wird, ist die Energiewende gefährdet. Das zweite wichtige Thema ist das Strommarktdesign, das heißt, wie sieht der Strommarkt der Zukunft aus. Aber der Stromnetzausbau ist das A und O. Was nützen Windräder im Norden, wenn der Strom nicht dorthin transportiert werden kann, wo er gebraucht wird?

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   2.) Was sorgt Sie mehr - Horst Seehofers Blockade des Netzausbaus oder die Schieflage der Großversorger E.ON und RWE?

   Was mich besorgt ist, dass wir beim Netzausbau nicht so vorankommen, wie das alle gehofft und erwartet haben. Denn auf der anderen Seite gibt es feststehende Daten, wie den schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie bis 2022. Das Zeitfenster für den Ausbau der Netze wird immer kleiner. Das ist bedenklich.

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   3.) Was passiert, wenn einzelne Bundesländer nicht einlenken?

   Wir haben heute schon eine Situation, in der es Netzengpässe zwischen Nord und Süd gibt. Diese zu überbrücken, kostet jährlich dreistellige Millionenbeträge, die die Stromkunden auf ihrer Rechnung wiederfinden. Diese Kosten werden weiter steigen, wenn die Netzengpässe fortbestehen. Am Ende droht im schlimmsten Fall eine Aufteilung Deutschlands in zwei Preiszonen, was wir gerne vermeiden wollen.

   4.) Die andere Großbaustelle der Energiewende ist das Strommarktdesign. Sie zweifeln daran, dass man ohne einen Kapazitätsmarkt auskommen kann, um die Versorgungssicherheit stets zu gewährleisten. Der Wirtschaftsminister hat sich aber festgelegt und will darauf verzichten.

   Der Bundeswirtschaftsminister hat ja die berechtigte Sorge, dass unter den Rettungsschirm eines Kapazitätsmechanismus nicht nur solche Kraftwerke schlüpfen, die zur Versorgungssicherheit notwendig sind, sondern auch solche Unternehmen, die nur nicht rentabel arbeiten. Diese Sorge teile ich.

   5.) Also braucht es doch keinen Kapazitätsmarkt?

   Wir brauchen dann keinen Kapazitätsmechanismus, wenn es gelingt, den heutigen Strommarkt so weiter zu entwickeln, dass er verlässlich Versorgungssicherheit produziert. Eine zentrale Bedingung dafür wäre es, Preisspitzen, die sich in Knappheitssituationen einstellen, zuzulassen. In der Realität bedeutet dies, dass der Preis für die Megawattstunde zeitweise auch einmal mehrere tausend Euro betragen kann. Politik muss dann die Debatte aushalten. Einige weitere Bedingungen müssten erfüllt sein. Wenn eine Risikoabwägung ergibt, dass dies nicht gewährleistet werden kann, sollte es einen Kapazitätsmarkt geben. Die Grundentscheidung darüber sollte zügig getroffen werden.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/chg/smh

   (END) Dow Jones Newswires

   March 18, 2015 12:05 ET (16:05 GMT)

   Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 05 PM EDT 03-18-15

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