Deutsche Bank mit Milliardenverlust, Null-Dividende, Jobabbau - Aktie rot
Die Deutsche Bank hat im dritten Quartal wie bereits angekündigt einen Verlust in Milliardenhöhe angehäuft.
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Unterm Strich stand in Folge von Milliarden-Abschreibungen und höherer Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten ein Verlust von 6 Milliarden Euro. Damit fiel der Verlust zwar nicht ganz so hoch aus wie Anfang des Monats mit 6,2 Milliarden Euro angekündigt. Deutsche Bank-Co-Chef John Cryan nannte das Ergebnis im dritten Quartal dennoch "absolut enttäuschend". Vor Steuern schrieb Deutschlands größtes Finanzinstitut einen Verlust von 6,1 Milliarden Euro. Die Eigenkapitalrendite nach Steuern brach um 43,2 Prozentpunkte auf minus 43,9 Prozent ein.
Im Ergebnis kamen zum Großteil steuerlich nicht abzugsfähige Sonderbelastungen von 7,6 Milliarden Euro zum Tragen. So musste die Bank rund 5,8 Milliarden Euro auf den Geschäfts- oder Firmenwerts im Investmentbanking und im Privatkundengeschäft abschreiben. Regulatorische Kapitalanforderungen auf die Bewertung dieser Bereiche machen der Bank zu schaffen. Außerdem musste das Finanzhaus mit Blick auf den Verkauf der Postbank die Erwartungen deutlich senken. Zudem belasten wieder einmal Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten die Bilanz. Zu den Rückstellungen in Höhe von 3,8 Milliarden Euro kommen noch einmal 1,2 Milliarden hinzu. Ein Großteil ist steuerlich nicht absetzbar.
Auch der Rückzug aus China kommt die Bank teuer zu stehen. Sie muss eine Wertminderung ihrer Beteiligung an der chinesischen Hua Xia Bank um 649 Millionen Euro vornehmen. Diese Wertminderung ist notwendig, da die Bank ihre chinesische Beteiligung nicht mehr als strategisch betrachtet. Allerdings lastete diese Wertminderung auf den Erträgen: Sie gingen in Summe um 7 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro zurück. Ohne diese Wertminderung lagen die Erträgen in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.
Dabei musste das Privatkundengeschäft mit einem Rückgang um 22 Prozent die größten Einbußen verkraften, was jedoch in erster Linie besagter Wertminderung an der Hua Xia Bank geschuldet ist. Die Sparte Corporate Banking & Securities, die zum Jahreswechsel in zwei Bereiche aufgespalten wird, steigerte ihre Erträge trotz der herausfordernden Bedingungen an den Finanzmärkten um 2 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Rückenwind erhielt die Sparte durch positive Wechselkurseffekte. Das Global Transaction Banking steigerte die Erträge sogar um 13 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro, während die Erträge in der Vermögensverwaltung um 5 Prozent zurückgingen.
Die harte Kernkapitalquote verbesserte sich gegenüber dem Vorquartal um 12 Basispunkte auf 11,5 Prozent. Die Verschuldungsquote blieb mit 3,6 Prozent stabil. Damit gibt sich Cryan aber nicht zufrieden. Die harte Kernkapitalquote soll ab Ende 2018 auf 12,5 Prozent klettern. Die Verschuldungsquote muss bis dahin 4,5 Prozent und bis Ende 2020 5,0 Prozent betragen. Bislang gehört die Deutsche Bank bei der Verschuldungsquote europaweit zu den Schlusslichtern.
Unter Cryan heißt die Devise der Bank: Weniger Risiko und Kosten, mehr Kapital - und nicht zuletzt ein effizienteres Arbeiten. Die risikogewichteten Aktiva sollen Ende 2018 bei rund 320 Milliarden Euro liegen und Ende 2020 bei 310 Milliarden Euro. Für die Aufwand-Ertrag-Relation hat sich die Bank rund 70 Prozent zum Ziel gesetzt. Zwei Jahre später soll diese Kennziffer bei 65 Prozent liegen.
Aktionäre bekommen keine Dividende mehr
Dem Spardiktat fällt auch die Dividende zum Opfer. Frühestens 2017 dürfen die Aktionäre mit einer Dividende rechnen.Zudem befindet sich das Kreditinstitut mitten im Umbau. Das Investmentbanking wird aufgespalten. Die Unternehmensfinanzierung und Transaktionsbank gehen in der neuen Investmentbank auf. Die Handelsaktivitäten aus CB&S fallen in die Sparte Globale Märkte. Weitere Veränderungen betreffen die Vermögensverwaltung. Die Betreuung der wohlhabenden Privatkunden wird aus einer eigenständigen Einheit heraus in der Privat- und Geschäftskundenbank erfolgen. Die Deutsche Asset Management wird sich ausschließlich auf die institutionellen Kunden und das Fondsgeschäft konzentrieren. Auf der Pressekonferenz wird die Deutsche Bank später noch Details zu ihrer neuen Strategie bekannt geben.
Zusätzlicher massiver Stellenabbau
Der Kostenabbau bei der Deutschen Bank wird 35.0000 Mitarbeitern den Job kosten. Konkret sieht das so aus: Innerhalb der Deutschen Bank fallen 9.000 Vollzeitarbeitsplätze weg. Hinzu kommen 6.000 Stellen bei externen Dienstleistern. Zusätzlich plant die Bank, Beteiligungen wie die Postbank mit einer Gesamtkostenbasis von 4 Milliarden Euro und 20.000 Vollzeitmitarbeitern über die nächsten 24 Monate abzubauen.
Ein Großteil der Stellenstreichungen im Privatkundengeschäft der Deutschen Bank trifft den Heimatmarkt Deutschland. In Deutschland will das Institut etwa 4.000 Stellen abbauen, wie Privatkundenchef Christian Sewing am Donnerstag in Frankfurt ausführte.
Insgesamt werden Abfindungskosten von 3,0 bis 3,5 Milliarden Euro erwartet. Zwei Drittel davon werden bis 2016 anfallen. Das Institut will sich zudem aus zehn Ländern zurückziehen. Das sind Argentinien, Chile, Mexico, Peru, Uruguay, Dänemark, Finnland, Norwegen, Malta und Neuseeland. Bis Ende 2016 soll auch die sogenannte "Non-Core-Unit", die Abwicklungseinheit, weitgehend abgebaut sein.
Analystenstimme zur Deutsche Bank-Aktie
Die Zahlen hätten auch ohne die hohen außerordentlichen Belastungen lediglich auf dem Niveau des schwachen Vorquartals gelegen, sagte Analyst Michael Seufert von der NordLB. Auch die angekündigten Maßnahmen sind nach Ansicht von Analyst Andrew Lim von der französischen Societe Generale eher kleine Verbesserungen als eine Revolution. Für den Aktienkurs sieht er durch die Strategie 2020 jedenfalls keine Impulse, sondern eher den Anlass für Gewinnmitnahmen nach der jüngsten Rallye.
Insgesamt sind Deutsche Bank-Aktien im Oktober recht gut gelaufen, womit Anleger honoriert haben dürften, dass der neue starke Mann Cryan hart durchgreift. So verzeichneten die Titel in diesem Monat bis zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des Dividendenausfalls ein Plus von 14 Prozent. Manche Aktionäre nutzten die Bekanntgabe der endgültigen Quartalszahlen auch einfach, um Gewinne mitzunehmen, sagte Händler Markus Huber.
Die Aktie der Deutschen Bank gab am Donnerstag im Xetra-Handel um 7,26 Prozent auf 25,48 Euro nach.
FRANKFURT - Redaktion finanzen.net/Dow Jones Newswires/dpa-AFX
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