Karstadt-Deal lockt Börsianer in Arcandor-Aktie

von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Laut Finanzinformationsdienst Bloomberg wechselten allein am vergangenen Dienstag an deutschen Handelsplätzen knapp 60 Millionen Papiere den Besitzer. Im Schnitt der vergangenen 15 Tage waren es lediglich 16 Millionen Stück. Die Aktie gewann gegenüber dem Freitagsschluss über ein Drittel auf 34 Cent hinzu, fiel aber in der Folge wieder.

Der Deal, der noch unter dem Vorbehalt einer Einigung Berggruens mit dem Vermieterkonsortium Highstreet über die Höhe der Mieten für die Filialen steht, heizt die Fantasie der Börsianer an. Anleger spekulieren offenbar mit der Arcandor-Aktie auf eine Wiederbelebung des Geschäfts in den rund 120 Warenhäusern von Karstadt durch den finanzstarken Deutsch-Amerikaner.

Käufer der Aktie erwerben jedoch keineswegs Anteile an Karstadt – und können somit auch nicht auf die Wiederbelebung des Geschäftsbetriebs wetten. Die Holding, die vor der Insolvenz im September vergangenen Jahres den Reisekonzern Thomas Cook, den Versender Quelle sowie den Warenhauskonzern enthalten hat, ist de facto leer. „Aktionäre von Arcandor haben durch den Verkauf von Karstadt nichts zu erwarten“, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters von Karstadt, Klaus Hubert Görg. Karstadt und Arcandor seien seit der Insolvenz rechtlich getrennt. Der Verkauf der Karstadt Warenhaus GmbH erfolge aus einer Zwischenholding, der Karstadt GmbH.

Auch Spekulationen, dass der Investor Berggruen womöglich neben dem operativen Karstadt-Geschäft auch Interesse an der Aktie und somit an Arcandor haben könnte, seien abwegig. „Auf der Holding lasten hohe Schulden“, sagte der Sprecher.

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Das Konstrukt mit dem Kunst­namen, das der umtriebige Exvorstandschef Thomas Middelhoff schuf, wird derzeit abgewickelt. Ein Ende dieses Prozesses sei noch nicht in Sicht, hieß es. Ein Delisting der Aktie sei aus Kostengründen nicht ge­plant. Händler bezeichneten die Wetten auf das Arcandor-Papier als pure Zockerei. „Womöglich zielen manche Käufer auf eine Mantelspekulation. Die Aktie an sich ist substanzlos“, sagt Klaus Stabel, Leiter Research beim Händler ICF Kursmakler. „Anleger setzen auf ein totes Pferd“, sagte ein anderer Analyst.

Großaktionäre des ehemaligen Reise- und Handelskonzerns dürften indes großes Interesse an einem Verkauf ihrer Stücke haben und Kurssprünge zum Ausstieg nutzen. Die irische Fondsgesellschaft GAM Fund Management etwa hielt laut Bloomberg Ende März noch über zwei Millionen Aktien. Bei der Quelle-Erbin und ehemaligen Karstadt-Großaktionärin Madeleine Schickedanz waren es demnach im November noch über 50 Millionen Stücke.