US-Arbeitsmarkt enttäuscht auf breiter Front

Der US-Arbeitsmarkt hat im August einen Dämpfer erlitten.
Es entstanden deutlich weniger Stellen als erwartet, zugleich stieg die Arbeitslosenquote. Auch das Lohnwachstum schwächte sich ab. Private Unternehmen und der Staat schufen insgesamt lediglich 156.000 Stellen, wie das US-Arbeitsministerium berichtete. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Stellenzuwachs um 179.000 erwartet.
Zudem wurden die Angaben für die beiden Vormonate nach unten revidiert: Zusammen genommen entstanden damit 41.000 Jobs weniger als bislang gedacht. Das Ministerium meldete für Juli nun ein Stellenplus von 189.000 (vorläufig: 209.000). Für den Juni wurde die Zahl auf 210.000 (vorläufig: 231.000) Jobs geändert.
Der US-Stellenmarkt neigt dazu, im August zu enttäuschen. Ökonomen vermuten, dass viele Betriebe während der Sommerferien ihre Zahlen zu spät melden, um noch für die erste Schätzung berücksichtigt zu werden. Später werden die Zahlen für August meist nach oben revidiert.
Analyst Thomas Simons von Jefferies nannte den Bericht "enttäuschend". Er merkte aber an: "Das ist typisch für einen August. Es gibt allerdings nichts, was einen besonders besorgt machen sollte."
Die separat erhobene Arbeitslosenquote stieg im August auf 4,4 von 4,3 Prozent. Ökonomen hatten einen stabilen Wert von 4,3 Prozent erwartet. Für diese Statistik werden private Haushalte befragt, für die Beschäftigtenzahl hingegen Unternehmen und Behörden.
Schwache Daten durchkreuzen Zinskurs der Fed
Die sogenannte Erwerbsquote - also der Anteil der Erwerbspersonen an der Gesamtheit der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter - verharrte bei 62,9 Prozent.
Viele Anleger hatten im Vorfeld gesagt, sie würden auf die Lohnentwicklung achten, um die Aussichten für die Geldpolitik der Fed abzuschätzen. Die US-Stundenlöhne stiegen im August um lediglich 0,1 Prozent oder 0,03 Dollar auf 26,39 Dollar. Ökonomen hatten ein Plus von 0,2 Prozent erwartet. Im Jahresvergleich lagen die Löhne um 2,5 Prozent höher.
"Es gibt kein großes Lohnwachstum", sagte Anish Chopra, Aktienspezialistin bei Portfolio Management Corp. "Wenn man auf die Möglichkeiten der Fed blickt, dann gibt es nicht viel Spielraum für Zinserhöhungen, denn da draußen ist nur wenig Inflation."
Fed-Chefin Janet Yellen betont bei jeder Gelegenheit, dass die US-Wirtschaft stark genug sei für eine weitere Straffung der Geldpolitik. Investoren zweifeln aber, ob die Fed angesichts der zuletzt schwächeren Konjunkturdaten ihren Kurs fortsetzen kann; am Terminmarkt ist für dieses Jahr keine Zinserhöhung mehr eingepreist.
Unicredit glaubt weiter an Zinsschritt im Dezember
Der schwache US-Arbeitsmarktbericht für August ändert aus Sicht von Unicredit nichts am geldpolitischen Ausblick. "Die Beschäftigungszuwächse reichen wirklich aus, um die Arbeitslosigkeit weiter zu reduzieren" schrieb Volkswirt Harm Bandholz in einem Kommentar. Was die Fed allerdings vor einem weiteren Zinsschritt sehen wolle, sei eine höhere Inflation.
Bandholz rechnet weiterhin für Dezember mit einer Zinsanhebung, aber das Risiko, dass sich die nächste Zinsanhebung verzögert, hat aus seiner Sicht klar zugenommen - "nicht wegen des aktuellen Arbeitsmarktberichts, sondern wegen einer Reihe schwacher Kerninflationsdaten in den letzten Monaten."
WASHINGTON (Dow Jones)
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