Diese Risiken gehen Investoren beim Kauf von Pennystocks ein
• Optisch günstige Aktien sind nicht zwangsläufig preiswert
• Handelsvolumen von Pennystocks nähert sich 2000er-Niveau
• Ein Totalverlust muss stets miteinkalkuliert werden
Bei Pennystocks handelt es sich um Aktien, die zu einem Kurs von unter einem Euro bzw. für wenige Cents gehandelt werden. Diese magische Preisschwelle von unter einem Euro, liegt in den USA, im Gegensatz zu Europa, bei fünf US-Dollar. Dementsprechend werden in den USA auch alle Aktien mit einem Kurswert von unter fünf US-Dollar als Pennystocks bezeichnet. Diese etwas unterschiedliche Definition geht auf die Regularien der großen US-Börsen zurück, die für eine Listung einen Mindestkurs von fünf US-Dollar vorschreiben.
Der psychologische Effekt bei Pennystocks
Der Hauptgrund für die große Beliebtheit von Aktien, die unter einem Euro oder unter fünf US-Dollar kosten, lässt sich in erster Line mit einem psychologischen Effekt erklären. Der extrem günstige Kurs suggeriert nämlich, gerade eher unerfahrenen Investoren, dass die jeweilige Aktie besonders preiswert ist und somit hohe Kurssteigerungen bietet. Denn um eine Rendite von 200 Prozent zu erzielen, muss ein Pennystock beispielweise "nur" von 20 Cent auf 60 Cent ansteigen, während ein Blue Chip von 50 auf 150 Euro klettern muss.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Anteilsschein von 20 auf 60 Cent steigt, erscheint vielen Investoren dabei deutlich höher zu sein als die Möglichkeit, dass eine Aktie von 50 auf 150 Euro anzieht. Der prozentuale Gewinn ist jedoch in beiden Fällen identisch.
Dieser psychologische Effekt wird jedoch gerne auch von größeren Konzernen ausgenutzt, die mit Hilfe eines Aktiensplits ihre eigenen Aktien optisch verbilligen. Denn für viele Privatanleger wirkt ein Anteilsschein mit einem Preis von 25 Euro deutlich attraktiver als eine Aktie, die beispielsweise 400 Euro kostet. Dass der Preis einer Aktie jedoch nichts mit dem Wert eines Unternehmens zu tun hat, blenden viele Anleger in diesem Zusammenhang scheinbar aus.
Nicht jeder Pennystock ist eine "Katze im Sack"
Eine Aktie, die auf dem Niveau von rund einem Euro notiert, muss nicht zwangsläufig ein spekulativer Pennystock sein. So ist es in Ländern wie Australien, Hongkong und Großbritannien sogar eher die Regel als die Ausnahme, dass Aktien zum Teil sehr niedrige Kurswerte aufweisen. Beispielsweise notiert auch die Aktie des britischen Telekommunikationskonzerns Vodafone "nur" bei ca. 1,00 Euro, obwohl das Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 40 Milliarden Euro zu den größten Mobilfunkunternehmen der Welt zählt.
Eine sehr ähnliche Konstellation zeigt sich beim australischen Aluminiumproduzenten Alumina. So notiert die Aktie des Konzerns, trotz einer soliden Bewertung und einer Marktkapitalisierung von rund 3 Milliarden Euro, nur bei ca. 1,10 Euro je Aktie.
Entsprechend sollten Investoren, die einen Blue Chip von einem Pennystock unterschieden möchten, nicht nur den Kurswert der jeweiligen Aktie berücksichtigen, sondern vor allem auch die gesamte Marktkapitalisierung. Denn klassische Pennystock-Unternehmen sind häufig nur einige Millionen und keine Milliarden schwer.
Zocker-Papiere halten die Wall Street auf Trab
Neue Trading-Plattformen und Apps, die gerade in den USA stark an Beliebtheit gewinnen, sorgen aktuell dafür, dass immer mehr, vornehmlich junge Privatanleger, ihr Glück an der Börse versuchen. So kommt es, dass allein sechs Unternehmen, die jeweils bei rund einem US-Dollar notieren, teilweise fast ein Fünftel des gesamten US-Handelsvolumens ausgemacht haben.
Zu diesen Pennystocks zählen unter anderen Unternehmen wie Zomedica und Sundial Growers. Während Zomedica diverse Arzneimittel für Tiere produziert, handelt es sich bei Sundial Growers um ein kanadisches Pharmaunternehmen, welches verschiedene Sorten Cannabis produziert.
Viele Experten weisen darauf hin, dass Pennystocks wie Zomedica und Co. gerade bei jungen Reddit-Nutzern sehr beliebt sind. So vervielfachte sich der Kurs des Tierarzneimittelunternehmens, nachdem das Unternehmen häufiger auf Reddit erwähnt wurde.
Die Theorie vom größeren Dummkopf
Spekulanten, die mit Hilfe von sozialen Medien wie z.B. Reddit einzelne Pennystocks kaufen und pushen, folgen in der Regel der sogenannten Greater-Fool-Theorie. Diese Theorie beschreibt eine Anlagestrategie, welche davon ausgeht, dass eine Aktie weit über dem fairen Wert gekauft werden kann, da es bestimmt einen weiteren Investor gibt, welcher das Papier zu einem noch höheren Kurs kauft. Dieser Käufer wird dann als Greater-Fool bzw. größerer Dummkopf bezeichnet, da er für die völlig überbewertete Aktie einen noch höheren Preis bezahlt.
"Die Verlockung ist da, weil die Aktienkurse so niedrig sind. […] Und mit einem hohen Risiko geht das Potenzial für eine hohe Belohnung einher. Einzelne Anleger sehen am Ende viel von diesem Potenzial. Sie sehen jemanden, der 10.000 Prozent Rendite mit einem Pennystock erzielt hat oder sogar einfach sein Geld verdoppelt und das liegt daran, dass es für eine Aktie einfach ist von 5 Cent auf 10 Cent zu steigen", so die Einschätzung von Stephan Shipe, Experte bei Scholar Financial Advising LLC, gegenüber Bloomberg in Bezug auf die Rally einiger Pennystocks.
Die geringe Marktkapitalisierung kann zum Problem werden
"Wahrscheinlich ist eins der größten Risiken, mit denen [Spekulanten] zu tun haben, die Größe der Unternehmen im Allgemeinen", so Shipe weiter. Da die Marktkapitalisierung von Pennystock-Unternehmen in der Regel sehr überschaubar ist, bieten diese für Investoren einen geringeren Schutz als Standardwerte. So kann es gerade beim Verkauf sehr schnell zu Schwierigkeiten kommen, da kleinere Unternehmen häufig nur ein geringes Handelsvolumen aufweisen.
In sozialen Medien, Chatrooms und Foren können einzelne Nutzer, mithilfe von positiven Nachrichten und Veröffentlichungen, zwar dafür sorgen, dass das Handelsvolumen und das Interesse einer speziellen Aktie zunimmt, eine solche Beeinflussung grenzt jedoch schon an Kursmanipulation.
Vorsicht vor Pump-and-Dump!
Daher sind gerade Pennystocks sehr anfällig für sogenannte Pump-and-Dump-Systeme. Beim klassischen Pump-and-Dump (Aufpumpen und Abladen) handelt es sich um eine Betrugsmasche, die vornehmlich darauf abzielt, kleinere Privatanleger auszunehmen.
Dazu werden, häufig von unseriösen Börsenbriefen bzw. zwielichtigen Börsengurus, diverse Meldungen zu kleineren Firmen veröffentlicht und verbreitet, die mit frei erfundenen Kurszielen zum Kauf der jeweiligen Pennystocks animieren sollen. Hinter den oft sehr aufwendig erstellten Kaufempfehlungen, Erwähnungen und Pressemitteilungen stehen jedoch betrügerische Organisationen oder Einzelpersonen, welche die jeweiligen Aktien schon vor der ersten großen Veröffentlichung bzw. Empfehlung gekauft haben und somit nur noch darauf warten. diese mit satten Kursaufschlägen wieder loszuwerden. In Deutschland wird solch eine Methode auch als Scalping-Strategie bezeichnet.
Pennystock - mehr Wettschein als Anteilsschein
Investoren, die fest dazu entschlossen sind, ihr Geld in Pennystocks zu investieren, sollten sich in jedem Fall die enormen Risiken vor Augen halten. So ist es gerade bei Pennystocks eher die Regel als die Ausnahme, dass das Investment langfristig mit einem Totalverlust endet.
"Stellen Sie einfach sicher, dass Sie es sich leisten können, zu verlieren, und haben Sie Regeln, was ihre Spekulation betrifft", so der Finanzexperte Scott Cole von Cole Financial Planning in einem Bloomberg-Interview. Grundsätzlich spricht natürlich nichts gegen überschaubare Engagements im Bereich der Pennystocks, dennoch sollte in diesen Zusammenhang eher von spekulativen Wetten statt von vernünftigen Investitionen gesprochen werden.
Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.net
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